Schädlingsbekämpfungsmittel schädigen Hummeln

  • Veröffentlicht am: 15.01.2017

Dr. Penelope Whitehorn hat bei der Jahrestagung der British Ecological Society Mitte Dezember ihre aktuellen Forschungsergebnisse zur Verhaltensänderung von Hummeln präsentiert, die mit dem Neonicotinoid Thiamethoxam in Berührung kommen.

Hummeln zählen zu den wichtigen Bestäubern für menschliche Nutzpflanzen wie Tomaten, Kartoffeln und Auberginen, weil sie eine besonders hohe Bestäubungsleistung erzielen. Sie haben dafür eine spezielle Technik entwickelt, die Penelope Whitehorn wie folgt beschreibt: „Hummeln produzieren Vibrationen – oder brummen – um den Pollen aus den Staubbeuteln wie bei einem Pfefferstreuer zu schütteln. Sie landen auf der Blüte, zirkeln ihren Körper um die Staubbeutel und ergreifen einen Staubfaden mit ihren Mandibeln. Dann kontrahiert die Hummel ihre Flugmuskulatur, um die Vibration zu erzeugen, ohne mit den Flügeln zu schlagen.“

Da das Vorgehen ein komplexes Verhalten erfordert, wollte Penelope Whitehorn ermitteln, ob es sich unter dem Einfluss von Neonicotinoiden ändert.

Dazu teilte sie die Arbeiterinnen einer Hummelkolonie in drei Gruppen auf und gab ihnen Futter mit unterschiedlichen feldrealistischen Dosen des Neonicotinoids Thiamethoxam.

Im Anschluss beobachtete sie im Labor auf, wie viel Pollen die einzelnen Hummeln aus den Blüten von Stachel-Nachtschatten Solanum rostratum sammelten und sie zeichnete ebenso auf, wie es sich um die akustischen Fähigkeiten beim Erzeugen von Vibrationen verhielt.

Die Ergebnisse zeigen, dass Lernen der Schlüssel für die besondere Bestäubungsform bei den Hummeln ist, und dass sie im Laufe der Zeit mehr Pollen sammeln, wenn ihr Erfahrungsschatz wächst.

Die bisherigen Studienergebnisse zeigen, dass Hummeln, die feldrelevante Dosen an Thiamethoxam zu sich genommen haben, im Laufe der Zeit nicht mehr Pollen sammeln, was darauf hindeutet, dass das Insektizid ihre Lernfähigkeit beeinträchtigt.

„Die Studie fügt sich zu der jetzt großen Menge an Beweisen aus Labor- und feldbasierten Studien, dass Neonicotinoide Lernen und Gedächtnisleistung in Bienen reduzieren, ihre Kommunikation beeinträchtigen, die Effizienz bei Sammelflügen, das Immunsystem und ihren Reproduktionserfolg entscheidend reduzieren sowie die Bestäubungsdienstleistungen, die sie erbringen können“, so Penelope Whitehorn und warnt: „Diese Chemikalien haben ernsthafte Auswirkungen auf Wildbienen-Populationen in landwirtschaftlichen Kulturlandschaften, aber es gibt einige, vor allem aus der agrochemischen Industrie, die für ihre Verwendung noch werben.“

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