Schneckenhäuser beliebte Nistplätze bei Mauerbienen

  • Veröffentlicht am: 31.10.2018

Weibliche Osmia lhotelleriei verschließt ihr Nest in einem ehemals leeren Schneckengehäuse. Foto: Gideon Pisanty/Wikimedia, CC BY-SA 3.0

Wainia ist eine artenarme Gattung von Osmiini – Blattschneider-, Mauer- und Harzbienen – mit nur zwei paläarktischen Arten, deren Biologie bisher unbekannt ist: Wainia sexsignata und W. eremoplana. Wissenschaftler haben nun die Nestplätze- und Nestarchitektur von W. sexsignata beschrieben und für beide Arten die bevorzugten Pollenquellen.

Vorkommen von W. sexsignata sind nur in Südmarokko und aus der nördlichen Westsahara bekannt. W. eremoplana kommt von Tunesien über Ägypten bis zum östlichen Mittelmeer vor. Beide Arten sind typische Bewohner steiniger Wüsten und Halbwüsten, wo sie oft in trockenen Flussbetten vorkommen. In der Hauptflugzeit der Bienen von März bis April finden sie dort die erforderlichen floralen Ressourcen.

W. sexsignata nistet in leeren Schneckenhäusern. Dabei verwenden die Weibchen große blütenblattartige Stücke gelbblühender Asteroideae, einer Unterart der Korbblütler, um die linear angeordneten Brutzellen zu trennen und eine Reihe von Trennwänden zwischen der äußersten Zelle und dem endgültigen Nestverschluß zu konstruieren. W. sexsignata ist ein neuer Wirt des Käfers Sitarobrachys thoracica. Beide Wainia-Arten haben eine starke Präferenz für Asteraceae als Pollenwirte, sammeln aber gelegentlich auch Pollen von anderen Pflanzen-Taxa.

Osmiini beliebte Nachmieter

Die Nutzung leerer Schneckenhäuser als Nisthilfe ist unter den Osmiini weit verbreitet: Man nimmt an, dass sich dieses Verhalten mindestens zwölf Mal in ihrer Entwicklungsgeschichte unabhängig voneinander entwickelt hat; es kommt bei mindestens 56 Arten vor.

Leere Schneckenhäuser sind gut geeignete Nistplätze für Bienen, die Brutzellen in bereits vorhandenen Höhlen anlegen: die schmale und lineare, wenn auch gekrümmte Form des Schalenhohlraums ermöglicht die Anordnung der Zellen in einer linearen Reihe, das Nest kann an der Schalenöffnung gut verschlossen werden. Die Nachkommen sind gut geschützt durch die beträchtliche Härte der Schale und die üblicherweise weiße Schalenfarbe, die das Sonnenlicht reflektiert und somit das Risiko einer Überhitzung verringert. Trockene Lebensräume beherbergen oft eine große Anzahl leerer Schneckenhäuser und die Zahl der kolonisierbaren Schneckenhäuser nimmt im Laufe der Zeit aufgrund der permanenten Erneuerung des Vorrats an toten Schalen nicht ab. Gerade in trockenen Habitaten bieten sich ansonsten kaum andere geeignete linearen Hohlräume wie in totem Holz oder hohlen Pflanzenstängeln.
Ein Nachteil der Schneckenhäuser liegt darin, dass sie freiliegend und beweglich sind. Die Überschwemmung eines trockenen Flussbettes durch ein Hochwasser kann zudem einen größeren Teil der Nester zerstören.

Einige Mauerbienen-Arten versiegeln die Schneckenhäuser nicht nur nach dem Nestverschluss, sondern transportieren und vergraben sie sogar: Einzelne Arten drehen die Schale in eine bestimmte Position, andere rollen die Schneckengehäuse oft über eine beträchtliche Entfernung, um sie unter Vegetation oder Steinen zu verstecken oder sie transportieren die Schale an einen geeigneten Ort, wo sie wenige Zentimeter tief in den sandigen Boden eingegraben wird.

Einige Arten kleben auch Blattflecken auf die Schalenoberfläche. Warum sie das tun, ist für die Wissenschaftler noch immer ein Rätsel. Vermutet wird ein evolutionäres Relikt eines Vorfahren, der freistehende Brutzellen konstruierte oder eine Tarnungsstrategie, um die optische Auffälligkeit der weißen Muscheln zu reduzieren.
Experimente zeigten in der Vergangenheit, dass diese Blattmarkierung es den Weibchen ermöglicht, ihre eigenen Nester zu erkennen. Von daher könnte dies auch einfach ein Anzeiger dafür sein, dass das entsprechende Schneckenhaus schon belegt ist.

Literaturstelle: 

Citation: Müller A, Praz C, Dorchin A (2018) Biology of Palaearctic Wainia bees of the subgenus Caposmia including a short review on snail shell nesting in osmiine bees (Hymenoptera, Megachilidae). Journal of Hymenoptera Research 65: 61-89. https://doi.org/10.3897/jhr.65.27704

Die Studie ist in vollem Umfang frei zugänglich (Open Access).
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