Dramatischer Insektenrückgang auch in Dänemark

  • Veröffentlicht am: 06.06.2019

Weniger Insekten führen direkt zu weniger Nachkommen bei Schwalben. Foto: azazelok/Pixabay, CC0 Creative Commons

Nach Studien aus Deutschland und Großbritannien folgt nun eine weitere Studie aus Dänemark, die über einen langjährigen Vergleich einen drastischen Rückgang bei Insekten nachweist.

Letztlich ist das Ergebnis nicht weiter verwunderlich, da in den meisten westlichen Ländern Landwirte verstärkt Düngemittel und Pestizide einsetzen, was sich unmittelbar auf wildlebende Tiere und Pflanzen auswirkt.
Die Studie in Dänemark wurde von einer Einzelperson durchgeführt. Der Wissenschaftler Anders Pape Møller hat dazu einen etwas ungewöhnlich anmutenden Versuchsaufbau gewählt, aber langjähriges Durchhaltevermögen bewiesen: Von 1997 bis 2017 kamen mehr als 1.500 Datensätze zusammen.

Über den Verlauf von 20 Jahren hat er Insekten und Vögel im dänischen Kraghede und Pandrup in einem offenen landwirtschaftlichen Lebensraum untersucht. Das insgesamt 45 km² große Untersuchungsgebiet besteht aus verstreuten Bauernhöfen und Häusern, die von Wiesen und Feldern durchzogen sind.
Hecken, kleine Plantagen, Teiche, Bäche und Gräben sind über das Untersuchungsgebiet verteilt. Hauptsächlich angebaut werden von den Landwirten Weizen und Kartoffeln, daneben auch Rüben, Mais und Roggen. Der Anbau der Kulturpflanzen war über den untersuchten Zeitraum stabil.

Rauchschwalben Hirundo rustica waren meist in Scheunen und Häusern, Mehlschwalben Delichon urbicum außerhalb und Uferschwalben Riparia riparia in Sandgruben oder an Uferböschungen anzutreffen.

Tote Insekten auf Windschutzscheibe fahrender Autos dienten als beständige Datengrundlage: Mit einer festgelegten Geschwindigkeit von 60 km/h wurde auf einer bestimmten Straße von 1,2 km Länge in Kraghede und einer weiteren Straße von 25 km Länge in Pandrup gefahren. Beide Untersuchungsgebiete waren 12 km voneinander entfernt.
Von 1997 bis 2017 hat der Wissenschaftler 1.375 Insektenproben auf der 1,2 km langen Strecke in Kraghede gesammelt, und in den Jahren 2014 bis 2017 zusätzliche 157 Insektenproben auf der 25 km langen Strecke in Pandrup.
Die Insekten wurden während der Brutzeit der insektenfressenden Vögel mit einer bis mehreren Proben je Tag vom frühen Morgen bis zum späten Abend beprobt. 

Die Windschutzscheiben-Erhebung wurde mit drei anderen Methoden abgeglichen: Netzen, Klebefallen und der Beobachtung der Fütterungsrate nestjunger Schwalben.

Die Häufigkeit von Fluginsekten ging im jeweiligen Untersuchungszeitraum um 80 % und 97 % bei den Teststrecken von 1,2 km und 25 km zurück.
Die Insektenhäufigkeit nahm mit Tageszeit, Temperatur und im Juni zu, nahm jedoch bei Wind ab. Die Häufigkeit von Insekten, die an einer Windschutzscheibe getötet wurden, korrelierte stark positiv mit der Häufigkeit von Insekten, die in Netzen und auf Klebefallen in denselben Untersuchungsgebieten und zur selben Zeit gefangen wurden.

Der Rückgang der Insektenhäufigkeit auf den Windschutzscheiben zeigte sich auch bei den Schwalben und ihrer Nachkommen sowie den beiden weiteren Vogelarten, die auf Insekten als Nahrung angewiesen sind.
Die Abnahme an Insekten hat – wenig überraschend – entsprechende Konsequenzen für alle Insektenfresser, interspezifische Interaktionen und das Funktionieren ganzer Ökosysteme.

Die Studie ist in vollem Umfang frei zugänglich (Open Access).
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