Warum die Insekten-Apokalypse von Bedeutung ist

  • Veröffentlicht am: 25.12.2019

Es gibt kaum noch Schmetterlinge und dennoch leidern andere Insekten noch viel stärker unter menschlichen Einflüssen. Foto: mbll/Pixabay, CC0

Der bekannte Hummel-Forscher Dave Goulson hat jüngst einen Essay in der wissenschaftlichen Zeitschrift „Science Direct“ publiziert, das sich nur vorrangig an Forscher richtet. Lesens- und beachtenswert ist es in jedem Fall.

Öffentliche Aufmerksamkeit und damit Geld für Erhaltungsmaßnahmen erhalten vor allem große, charismatische Säugetiere und Vögel wie Tiger, Pandas und Pinguine. Der größte Teil des Tierlebens, gemessen an Biomasse, Zahlenreichtum oder Artenzahl, entfällt jedoch auf wirbellose Tieren wie Insekten. Obwohl unzähliger dieser kleinen Lebewesen für das Funktionieren von Ökosystemen wesentlich wichtiger als ihre pelzigen oder gefiederten Brüder sind, gab es bis vor kurzem nur wenige Langzeitdaten zu ihrer Bestandsentwicklung.

Jüngste Studien aus Deutschland und Puerto Rico legen nahe, dass Insekten sich in einem katastrophalen Zustand befinden, dem Kollaps nahe. Die deutschen Daten beschreiben einen Rückgang der Biomasse um 76 % über 26 Jahre, während die puertoricanische Studie einen Rückgang zwischen 75 % und 98 % über 35 Jahre beschreibt. Bestätigung gibt es zum Beispiel für Schmetterlinge in Europa und Kalifornien, mit etwas geringeren Rückgängen. Die Zahlen dürften daher nicht nur isoliert zu betrachten sein.

Die Ursachen sind umstritten, aber mit ziemlicher Sicherheit gehören der Verlust von Lebensräumen, die chronische Exposition gegenüber Pestiziden und der Klimawandel zu den wesentlichen Faktoren. Die Konsequenzen sind klar: Insekten sind ein wesentlicher Bestandteil jedes terrestrischen Nahrungsnetzes. Sie bieten Nahrung für zahlreiche Vögel, Fledermäuse, Reptilien, Amphibien und Fische. Sie übernehmen zudem wichtige Funktionen wie Bestäubung, Schädlingsbekämpfung und Nährstoffrecycling.

Land- und Süßwasser-Ökosysteme werden ohne Insekten zusammenbrechen. Diese Studien sind daher eine Warnung, dass wir möglicherweise das Ausmaß und das Tempo der Umweltzerstörung, die durch menschliche Aktivitäten im Anthropozän verursacht wurden, nicht richtig eingeschätzt haben. Gerade Ökologen und Entomologen sollten zutiefst besorgt sein, dass sie der Öffentlichkeit die entscheidende Bedeutung von Insekten so schlecht erklärt haben.

Die Studie ist in vollem Umfang frei zugänglich (Open Access).
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