Zum Schutz von Bienen sind strengere Regularien für Pestizide erforderlich

  • Veröffentlicht am: 21.01.2019

Strenge Regularien für Pestizide sind notwendig, um Wildbienen zu schützen. Foto: Jean Wimmerlin/Unsplash

Vorschriften für Pestizide zum Schutz von Honigbienen berücksichtigen nicht die potenziellen Gesundheitsgefahren, die von Agrochemikalien für die gesamte Artenvielfalt der Bienenarten ausgehen. Dabei sind sie die wichtigeren Bestäuber für Nahrungs- und Wildpflanzen, so gleich drei neue internationale Studien.

Bei gleichzeitigem Anwachsen der globalen Bevölkerung und dem fortschreitenden Rückgang der Bestäuber durch Lebensraumverluste bis hin zu Krankheitserregern müssen die Regulierungsbehörden die Risikobewertung für Pestizide erweitern, um nicht nur Honigbienen, sondern auch andere Wildbienen zu schützen, so Professor Nigel Raine von der Universität Guelph.

„Es gibt Anzeichen dafür, dass unsere Abhängigkeit von insektenbestäubten Kulturen zunimmt und dies mit zunehmender Weltbevölkerung weiter tun wird“, sagt Nigel Raine, Mitautor aller drei kürzlich in der Zeitschrift Environmental Entomology veröffentlichten Studien.

Angesichts der wachsenden Nachfrage nach Bestäubungsdienstleistungen, die von den Honigbienen allein auch gar nicht erbracht werden könnten, fährt er fort: „Der Schutz von Wildbestäubern ist heute wichtiger denn je. Honigbienen allein können einfach nicht die notwendigen Bestäubungsleistungen erbringen.“

Derzeit setzen staatliche Regulierungsbehörden weltweit Honigbienen als Modell für die Bewertung potenzieller Risiken einer Pestizidexposition gegenüber bestäubenden Insekten ein.
Das aber sei zu kurz gedacht, denn Wildbienen, so Nigel Raine, seien für die Bestäubung von Nahrungspflanzen wahrscheinlich wichtiger als von Menschen betreute Honigbienen. Viele der Wildbienenarten nisten im Erdreich, aber den Wissenschaftlern fehlen Informationen über die Exposition von Larven und ausgewachsenen Wildbienen gegenüber Pestiziden und ihren Rückständen im Boden.

Die Forscher fordern in ihren Studien die Regulierungsbehörden dazu auf, zusätzliche Modelle für Solitärbienen und Hummeln zu erstellen, um die Gesundheitsrisiken besser einschätzen und den Schutz dieser Arten verbessern zu können.

„Alle konzentrieren sich auf Honigbienen“, so Studienautorin Angela Gradish. „Was ist aber mit allen anderen Bienen? Es gibt viele Unbekannte darüber, wie Hummeln Pestiziden in landwirtschaftlichen Räumen ausgesetzt sind.“

Hummelköniginnen besitzen vollkommen andere Lebenszyklen als Königinnen bei Honigbienen. Gerade die Königinnen von Hummeln können beim Sammeln von Nahrung und dem Aufbau ihres Volkes mit Pestiziden oder Rückständen aus der Landwirtschaft besonders in Kontakt kommen. „Das ist ein entscheidender Unterschied, denn der Verlust einer einzelnen Hummelkönigin führt zum Verlust des Volkes, das sie hervorgebracht hätte. Es ist eine Königin, aber es ist eine ganze Kolonie in Gefahr“, so Angela Gradish.

Wie Honigbienen suchen auch Hummeln eine Vielzahl von Blütenpflanzen auf. Weil Hummeln aber größer sind, können sie mehr Pollen von Pflanze zu Pflanze transportieren. Sie sind auch bei schlechteren Lichtverhältnissen und bei bewölktem, kühlerem Wetter unterwegs, während Honigbienen in ihren Völkern verweilen.

Diese Eigenschaften machen Hummeln etwa besonders wichtig für die Gewächshausbetreiber im Süden der kandischen Provinz Ontario. „Produzenten von Gewächshaus-Tomaten setzen auf kommerzielle Hummelkolonien als einzige Bestäubungsquelle für ihre Ernten“, so Angela Gradish.

Die neuen Studien stammen aus Workshops, die Anfang 2017 mit 40 Bienenforschern von Universitäten und Vertretern der agrochemischen Industrie und Aufsichtsbehörden in Kanada, den Vereinigten Staaten und Europa durchgeführt wurden.

„Ich hoffe, wir können Defizite bei der Regulierung von Pestiziden beheben“, so Nigel Raine. „Angesichts der großen Variabilität, die wir in Bezug auf Verhalten, Ökologie und Lebensgeschichte von über 20.000 Bienenarten auf der Welt sehen, gibt es einige Arten von Pestizidbelastungen, die in Risikobewertungen, die sich ausschließlich auf Honigbienen konzentrieren, nicht ausreichend berücksichtigt werden.“

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