Ameisen als Bestäuber

  • Veröffentlicht am: 16.06.2020

Conospermum-Büsche in Westaustralien. Foto: Jean and Fred/Flickr, CC BY 2.0

Gemeinhin gelten Ameisen eher als Diebe in der Pflanzenwelt, da sie antimikrobielle Sekrete besitzen, die bei Pollen eine wirkungsvolle Bestäubung verhindern. In Australien hat eine Pflanze sich jedoch an die Ameisen angepasst, sodass sie für eine erfolgreiche Bestäubung nicht nur auf eine spezialisierte, endemische Wildbiene angewiesen ist.

Der Wissenschaftler Nicola Delnevo von der Edith Cowan Universität entdeckte ein entsprechendes Merkmal in einer Gruppe von Sträuchern, die in den Swan Coastal Plains in Westaustralien anzutreffen sind.
Die Ameisenbestäubung von Pflanzen sei unglaublich selten: „Ameisen scheiden eine antimikrobielle Flüssigkeit aus, die Pollen abtötet“, so Nicola Delnevo. „Ameisen gelten daher traditionell als bedrohliche Nektardiebe, deren Aggression andere potenzielle bestäubende Insekten in Schach hält. Diese Gruppe von Pflanzen in Westaustralien, allgemein bekannt als die Smokebush-Familie Conospermum, hat jedoch eine Möglichkeit entwickelt, Ameisen zu ihrem Vorteil einzusetzen.“

Im Rahmen einer Studie testete das Team von Wissenschaftlern die Wirkung antimikrobieller Sekrete von drei Ameisenarten, die auf den Blüten von sechs Pflanzenarten in Westaustralien angetroffen wurden.

„Wir haben Beweise dafür gefunden, dass Conospermum die Biochemie ihrer Pollenkörner angepasst haben, um mit den antimikrobiellen Eigenschaften der Ameisen fertig zu werden. Dies ist die erste Pflanzenart der Welt, bei der Pollenmerkmale so angepasst wurden, dass eine für beide Seiten vorteilhafte Bestäubungsbeziehung mit Ameisen möglich wurde“, erklärt Nicola Delnevo. „Weltweit wurden 46 Beispiele für die Bestäubung von Ameisen dokumentiert. Diese sind jedoch darauf zurückzuführen, dass Ameisen weniger giftige Sekrete produzieren, die ihnen eine Bestäubung ermöglichen.“

Keine Hilfe von Honigbienen

Die Bestäubung von Conospermum durch Ameisen sei eine besonders gute Nachricht für diese Pflanzen, da sie sich nicht auf Honigbienen verlassen könnten.

Conospermum-Pflanzen haben geruchsneutrale röhrenförmige Blüten, die zu schmal sind, als dass sich Honigbienen im Inneren winden könnten, um sie zu bestäuben“, erklärt Nicola Delnevo. „Sie sind auf einheimische Insekten angewiesen, die eine geeignete Pollenladung mit sich tragen, wenn sie andere Blumen besuchen, damit eine Bestäubung stattfinden kann. Sie haben sich gemeinsam mit der einheimischen Biene Leioproctus conospermi entwickelt, die auf diese Pflanzen angewiesen sind. Diese Beziehung ist für beide Seiten von Vorteil, aber es wäre im evolutionären Sinne riskant, wenn sich die Pflanze bei der Bestäubung ausschließlich auf die einheimische Biene verlässt.“

Die Studie ist in vollem Umfang frei zugänglich (Open Access).
Indexierung