Auf der Jagd nach Bienen mit einem Ballon
So bunt geht es bei der Jagd nach Bienen mit dem Ballon natürlich nicht zu. Foto: Adi Goldstein/Unsplash, CC0
Wissenschaftler ermitteln mithilfe eines mit Helium gefüllten Wetterballons die Zahl der Bienenvölker in einem bestimmten Gebiet. Der Wetterballon verbreitet die Pheromone einer Honigbienen-Königin.
Eine erste Untersuchung wurde an der Küste des australischen Bundesstaates New-South Wales durchgeführt; weitere Untersuchungen in ganz Australien sollen folgen. Ziel ist es, den Erzeugern landwirtschaftlicher Produkte einen Einblick geben zu können, woher ihre Bienen stammen – aus der Wildnis oder von Imkern gemanagte Völker – und wie effektiv sie sind.
Die Arbeiten werden im Rahmen des vierjährigen Projekts „Assessing honey bee colony densities at landscape scales“ durchgeführt. Das Projekt wird von mehreren Beteiligten auch aus der Landwirtschaft unterstützt; federführend sind Forscher der Universität Sydney.
Dr. Michael Holmes von der Universität Sydney erklärt, dass die Arbeit darauf abziele festzustellen, wie viele Bienen sich in einem Umkreis von bis zu einem Kilometer befinden, um den Erzeugern zu zeigen, ob es genug Bienen gibt, um ihre Pflanzen angemessen zu bestäuben: „Große Landwirtschaftsbetriebe buchen oft bezahlte Bestäubungsdienste. Unsere Forschungsarbeit wird zeigen, ob diese Dienstleistungen ausreichen oder ob die Landwirte mehr Bienen benötigen, um eine richtige Bestäubung zu gewährleisten. Mithilfe der Untersuchung können wir auch herausfinden, ob die Bienen von gemanagten Bienenvölkern oder ob sie von den wildlebenden Kolonien stammen, die sich in der Nähe befinden.“
Nachdem Drohnen den „Dummy-Königinnen“ ins Netz gegangen sind, das am Heliumballon befestigt ist, werden die Wissenschaftler die Drohnen genotypisieren.
„Sobald wir die Bienen gefangen haben, analysieren wir sie, um herauszufinden, ob sie verwandt sind oder nicht, indem wir feststellen, ob sie von derselben Königin abstammen. Da es nur eine Königin pro Kolonie gibt, können wir ausrechnen, wie viele Kolonien sich in dem Probenbereich befinden, der in einem Umkreis von einem Kilometer liegt“, so Michael Holmes.
Andrew Scheuer, Manager beim Landwirtschaftsbetrieb Costa Berries sagt, dass die Arbeit wichtig sei, da die Bestäubung für eine gute Produktion von Beeren entscheidend wäre und es noch immer viele Unbekannte dabei gebe: „Die Europäische Honigbiene ist ein Werkzeug, das wir benutzen, aber wir verstehen nicht wirklich viel davon. Mit einem besseren Verständnis könnten unsere Produktionsergebnisse sicherlich davon profitieren.“
Für Australien wurde für die Bestäubungsleistung bei Nutzpflanzen ein Wert von über 4,3 Milliarden US-Dollar pro Jahr auf der Grundlage der Daten für 2005 – 2006 geschätzt, wobei der direkte Beitrag der Honigbienen Apis mellifera auf mehr als 1,6 Milliarden US-Dollar beziffert wird.
Das Ballonprojekt ist Teil eines breit aufgestellten Bestäubungsprojekts, bei dem Beiträge durch Bestäuber zu neun Nutzpflanzen untersucht werden, darunter Mandeln, Luzerne, Äpfeln, Birnen, Beeren, Mangos, Melonen und Raps. Die Forscher suchen dabei auch nach einer Wiederherstellung der einheimischen Vegetation, um unterstützende Nahrung und Nistressourcen für Bestäuber anzubieten. Damit sollen Ernteerträge optimiert und die Sicherheit der Bestäubung erhöht werden.