Biodiversität entscheidend für die Shea-Produktion in Westafrika

  • Veröffentlicht am: 08.06.2020

Die Verarbeitung von Shea erfolgt per Hand. Foto: Jane Stout/Trinity College Dublin

Shea ist eine wichtige Agroforstkultur, die gegen Ende der Trockenzeit Früchte liefert. Die Nüsse werden zu einer nahrhaften Butter verarbeitet, die dazu beiträgt, geschätzte 80 Millionen Menschen zu ernähren; zudem sorgt Shea für bedeutende Einnahmen.

Shea-Bäume Vitellaria paradoxa wachsen in Savannen, Wäldern und Parklandschaften auf einer geschätzten Fläche von 1 Million km² zwischen West-Senegal und dem Nordwesten Ugandas.
Die Früchte werden normalerweise von Frauen in ländlichen Gebieten geerntet und verkauft. Die Erlöse tragen zur Finanzierung der Bildung für Kinder bei.

„Shea spielt in Burkina Faso eine besondere wirtschaftliche Rolle. Es wird in der Regel von Frauen in ländlichen Gebieten geerntet und verkauft und generiert ein Einkommen, das insbesondere mit der Finanzierung der Bildung von Kindern verbunden ist und einen breiteren gesellschaftlichen Nutzen bringt. Die Früchte reifen zu einer Jahreszeit, in der sowohl Nahrung als auch Geld knapp sind, was dazu beiträgt, die Familien zu retten“, erklärt Dr. Aoife Delaney vom Trinity College Dublin. „Shea liefert ernährungsphysiologisch wichtige Nährstoffe und Fette, die während der Trockenzeit Mangelware sind, und der langfristige Schutz der Shea-Ernte ist wichtig für die Ernährungssicherheit. Die Unterstützung von Bestäubern und verschiedenen Pflanzengemeinschaften in Shea-Parklandschaften hat darüber hiniaus weitere Vorteile, da die Mehrheit der Bäume und Sträucher dort von der Bestäubung profitiert, einschließlich anderer Obstkulturen und Arten, die für die Erhaltung der Bodenfruchtbarkeit wichtig sind.“

Mit dem wachsenden Bevölkerungsdruck und Technisierung der Landwirtschaft hat sich der bisherige Anbau zu einer intensiveren und permanenten Landwirtschaft gewandelt. Dies hat zu einem nennenswerten Verlust von Brachland geführt und zu einer fragmentierten Landschaft mit geringerer Pflanzenvielfalt, was Insektenbestäuber in der Sahelzone deutlich unter Druck setzt.

Shea-Bäume profitieren davon, dass Bienen den Transport von Pollen zwischen den Blüten übernehmen, sodass sich Früchte entwickelt. Eine aktuelle Studie zeigt, dass die Fruchtproduktion an Standorten mit geringer Baum- und Strauchvielfalt durch mangelnde Bestäubung stark eingeschränkt war. An Standorten mit höherer Diversität wurden mehr (Honig-)Bienen beobachtet.

Die Autoren der Studie empfehlen daher, dass Sträucher und Bäume, die für die lokalen Bestäuber von Vorteil sind, erhalten bleiben, wenn Flächen für den Anbau gerodet werden. Darüber hinaus sollten Maßnahmen zur Erhaltung der Bestäuber umgesetzt werden – im Hinblick sowohl auf Honigbienen als auch auf Wildbienen.

„Das Erhalten von Sträuchern und Bäumen kann mehrere andere Vorteile haben. Es kann dazu beitragen, die Wüstenbildung in einem Gebiet zu bekämpfen, das extrem anfällig für die Auswirkungen des Klimawandels ist, und vielen der Zugvögel aus Europa im Winter oder auf dem Weg von und nach Afrika südlich der Sahara einen lebenswichtigen Lebensraum in der Shea-Zone bieten“, so Professor Juliet Vickery vom RSPB Centre for Conservation Science der Royal Society for the Protection of Birds.

Umsetzung in der Praxis

BirdLife International und der burkinische Partner Naturama arbeiten bereits daran, die Art und Weise zu ändern, in der Shea-Ressourcen verwaltet werden, und fördern einen von Landwirten geleiteten Ansatz, der auf einfachen, kostengünstigen Änderungen in der Landbewirtschaftung beruht, um die biologische Vielfalt zu verbessern. Dies umfasst die natürliche Regeneration und das Pflanzen einheimischer Bäume und Sträucher mit vielfältigen Vorteilen für Menschen, Tiere, Insekten und Vögel. Ersetzt werden Agrochemikalien durch lokal produzierten Mulch und Kompost, zudem soll die vermehrte Imkerei die Bestäubung unterstützen und Nahrung sowie Einkommen sichern.

Gemeinsam hat das internationale Team Richtlinien zur biologischen Vielfalt für das Parkland Management erstellt, die von der Global Shea Alliance, einer 500-köpfigen Mitgliedsorganisation, verabschiedet wurden. Ziel ist es, die Nachhaltigkeit in der gesamten Shea-Wertschöpfungskette sowohl in der Lebensmittel- als auch in der Kosmetikindustrie zu verbessern. Zusammen mit lokalen Partnern hat das Team über die wichtige Rolle der Bestäuber aufgeklärt und das Bewusstsein dafür geschärft: Schulungen wurden in Gemeinden und Schulen der gesamten Region durchgeführt.

„Unsere Arbeit folgt der Theorie, dass wir bei der Verbesserung der Pflanzenvielfalt in landwirtschaftlichen Betrieben einen Anstieg der Bestäuber und des Shea-Ertrags feststellen. Wir glauben, dass ein Landschaftsansatz, der diese Ökosystemgüter und -dienstleistungen schützt, auch die Verwundbarkeit der menschlichen Bevölkerung über den Shea-Gürtel hinweg verringert. Diese Arbeit zeigt das Potenzial der Wiederherstellung von Ökosystemen auf, um gesündere und widerstandsfähigere Bestände an Naturkapital, verbesserten Bestäubungsdiensten und verbesserter Anpassungsfähigkeit an die Auswirkungen des Klimawandels bereitzustellen. Die Wiederherstellung der ‚Natur‘ sollte als Kernbestandteil einer erfolgreichen Entwicklungshilfestrategie betrachtet werden“, ist Projektmanagerin Elaine Marshall von BirdLife International, überzeugt.

Die Studie ist in vollem Umfang frei zugänglich (Open Access).
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