Farbpräferenzen bei Stachellosen Bienen und Hummeln
Farbpräferenzen bei Stachellosen Bienen und Hummeln
Die Autorin Jessica Bossems arbeitet am Institut für Sinnesökologie der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf und erforscht das visuelle System von Bienen. Dort hat sie im Rahmen ihrer Arbeit ein völlig neues Verfahren zum Prüfen spontaner Farbpräferenzen von Bienen entwickelt und es erfolgreich im Freiland an Stachellosen Bienen in Brasilien und unter Laborbedingungen an Hummeln in Deutschland getestet.
In der vorliegenden Arbeit wurden die Farbpräferenzen verschiedener Bienenarten untersucht. Als Standardmodell wurde die Dunkle Erdhummel Bombus terrestris unter Laborbedinungen an der Heinrich-Heine-Universität verwendet. Darüber hinaus wurden unter Freilandbedingungen die Stachellosen Bienen Melipona mondury und Melipona quadrifasciata auf dem Campus der brasilianischen Universität in Curitiba durchgeführt. Stachellose Bienen werden – hier zu Lande wenig bekannt – in den Subtropen und Neotropen zur Bestäubung von Kulturpflanzen in Gewächshäusern eingesetzt.
Bienen nutzen zum Erkennen von Blüten häufig visuelle Signale wie Blütengröße, -form und -farbe. Die verhaltensbiologischen Farbwahlexperimente der Autorin mit Stachellosen Bienen und Hummeln haben gezeigt, dass Bienen bestimmte Farben anderen gegenüber bevorzugen und dabei unterschiedlich stark auf die Farbattribute vorherrschende Wellenlänge, Farbreinheit und Farbintensität reagieren. Blütenpflanzen nutzen genau diese Farbpräferenzen, um gezielt bestimmte Bestäuber anzulocken und andere vom Blütenbesuch abzuhalten.
Im Ergebnis stellte sich heraus, dass die Farbpräferenzmuster aller drei getesteten Bienenarbeit sehr viel komplexer sind, als zuvor angenommen. Ausschlaggeben scheint eine Kombination von Farbreinheit und -intensität zu sein. Blaue Farben werden anders gewertet als gelbe Farben, doch es gibt keine durchgängige Erklärung, nur Vermutungen, dass etwa die Vorerfahrungen der Bienen eine Rolle spielt oder der Hintergrund eine Rolle spielt. Das System bei den Bienen ist deutlich vielschichtiger, komplexer, aber auch flexibler. Neben der anatomischen und neuronalen Ausstattung scheint es ebenso einen Einfluss ökologischer Aspekte zu geben – Umweltfaktoren und etwa die Größe des eigenen Volkes.
Die verlagsseitig angegebene Zielgruppe sind Dozierende und Studierende der Biologie mit den Schwerpunkten Zoologie, Sinnesphysiologie und Ökologie. Aufgrund des hohen Preises kommt darüber hinaus tatsächlich nur eine kleine Gruppe an Bienen Interessierter infrage, die dann aber viel über das Farbsehen (nicht nur) bei Bienen erfahren und auch, wie mühsam und spannend der Aufbau wissenschaftlicher Versuche sein kann.
J. Bossems, Farbpräferenzen bei Stachellosen Bienen und Hummeln, BestMasters, DOI 10.1007/978-3-658-09799-8_5