Hummel-Populationen erhöhen Apfel-Erträge deutlich
Foto: Adriana Hurtado Guerra/Wikimedia, CC BY-SA 4.0
Der Verlust der Bestäubervielfalt kann die Erzeugung abhängiger Pflanzen verringern und das hat wiederum wirtschaftliche Auswirkungen. Es kursieren immer wieder Zahlen über den Wert der Bestäubung durch Bienen, die jedoch selten auf konkreten Studien basieren, sondern eher Schätzungen sind. In Argentinien sind Wissenschaftler der Frage nun anhand eines wichtigen einheimischen Bestäubers nachgegangen und haben die Auswirkungen auf die Landwirtschaft untersucht.
Im Mittelpunkt stand die einheimische Hummel Bombus pauloensis. Untersucht wurde ihre Abwesenheit in acht Apfel-Plantagen im Alto Valle im Hinblick auf Ernteertrag, Bestäubungsqualität und Betriebsgewinn der Landwirte. Als Apfel stand die kommerzielle Sorte Red Delicious im Mittelpunkt der Bestäubungsuntersuchungen. Sie ist auf die Bestäubung durch Insekten angewiesen.
Die Plantagen waren jeweils mindesten einen Kilometer voneinander entfernt und erstreckten sich über eine Strecke von 20 Kilometern entlang der Hauptstraße im selben Tal.
Vor Ort befanden sich extrem wenige Wildbestäuber, sodass es leicht fiel, Häufigkeit und Zusammensetzung der Bienenbestände experimentell zu manipulieren.
Hummel-Völker wurden mit einer Dichte von sieben Völkern pro Hektar platziert. Die Kolonien der Hummeln B. pauloensis starteten mit jeweils etwa 80 Arbeiterinnen. Sie wurden von einem argentinischen Unternehmen zur Verfügung gestellt, das diese Art seit kurzem in Gefangenschaft züchtet.
Honigbienen werden von den Besitzern der Apfel-Plantagen standardmäßig eingesetzt. Aus diesem Grund haben sich die Wissenschaftler entschlossen, diese Situation als Ausgangsszenario zu verwenden; eine Untersuchung mit Hummeln allein wurde daher nicht durchgeführt.
Geringe Samenproduktion bei Honigbienen
Im Ergebnis zeigte sich, dass die Bestäubung durch die Hummeln die Menge reifer Früchte um 13 % erhöhte. In Plantagen, in denen es keine Hummeln gab, verringerten sich Fruchtansatz und Anzahl der Früchte pro Apfelbaum um etwa die Hälfte, selbst wenn Honigbienen in hoher Dichte vorhanden waren. Infolgedessen war der Profit der Landwirte in Betrieben ohne Hummeln 2,4-fach niedriger als in Betrieben, in denen beide Bestäuber angetroffen wurden. Das Experiment legt ebenfalls nahe, dass der Nutzen von Hummeln eher in einer verbesserten Pollenqualität als in der -quantität liegt.
Denn die erhöhte Fruchtmenge bei anwesenden Hummeln in den Plantagen ist nicht auf eine Zunahme der Pollenkörner zurückzuführen. Es deutet viel darauf hin, dass von Hummeln übertragener Pollen mit höherer Wahrscheinlichkeit zu einer Befruchtung führt, als bei Honigbienen.
Das Verhalten bei der Futtersuche beider Arten ist womöglich ein Grund für das unterschiedliche Ergebnis: Honigbienen bewegen sich normalerweise weniger häufig zwischen Bäumen und über kürzere Entfernungen als Hummeln wie Dupont et al., McBrydie et al. 2017, Miñarro et al. 2018 und Palmer et al. 1966 gezeigt haben.
Unabhängig davon haben auch andere Studien zuvor eine geringe Samenproduktion in Kontexten gezeigt, in denen die Honigbienendichte sehr hoch ist und als Bestäuber dominieren: Rollin et al. 2019 und Valido et al. 2019.
Die aktuelle Studie zeigt die weitreichenden Konsequenzen des Verlusts wichtiger funktioneller Gruppen von Bestäubern wie Hummeln für die Apfel-Produktion und die lokale Wirtschaft auf. Die Übernahme von bestäuberfreundlichen Praktiken wie die Minimierung des Einsatzes synthetischer Mitteln oder die Wiederherstellung und Erhaltung naturnaher Lebensräume in landwirtschaftlich geprägtem Umfeld, trägt nicht nur zum Erhalt der biologischen Vielfalt bei, sondern erhöht auch die Produktivität und Rentabilität für die Landwirte selbst.
In den ausgewählten Plantagen ermöglicht die Bestäubung von Honigbienen den Apfelbauern ein durchschnittliches Nettoeinkommen von 6.774 US-Dollar/ha. Die durchschnittliche Rentabilität in Betrieben, in denen zusätzlich Hummeln zum Einsatz gelangten, lag 30 % höher.