Intelligente Solitärbienen lernen von Artgenossinnen

  • Veröffentlicht am: 30.09.2020

Solitärbienen wenden komplexe Strategien bei der Wahl eines Nistplatzes an. Grafik: Olli J. Loukola et al. 2020, CC BY 4.0

Solitärbienen untersuchen andere Nester auf Anzeichen von Gefahr, bevor sie entscheiden, wo sie ihre eigenen bauen.
Die schlauen Bienen suchen nach Anzeichen einer Parasiteninfektion in den Nestern anderer Bienen und Arten, und nutzen die gewonnenen Erkenntnisse, um einen möglichst sicheren Ort für die Aufzucht ihrer eigenen Nachkommen auszuwählen.

Wissenschaftler errichteten von 2016 bis 2018 künstliche Nester in Parks und Wiesen im Südosten Englands und in London, um das Verhalten verschiedener Arten von Mauerbienen zu untersuchen, die in Niströhren die nächste Generation hinterlassen.

Die Wissenschaftler fanden heraus, dass die Wildbienen in ihren Beobachtungen überraschend intelligent waren und Hinweise auf eine Parasiteninfektion in der Umgebung feststellen konnten. Zum Beispiel konnten sie sich an geometrische Symbole erinnern, die neben parasitierten Nestern gefunden wurden, und in zukünftigen Brutperioden Nester in der Nähe dieser Symbole meiden.

„Es ist erstaunlich, dass Solitärbienen in der Lage sind, eine solch komplexe Strategie bei ihren Entscheidungen zum Neststandort anzuwenden. Es erfordert wirklich eine ausgefeilte kognitive Flexibilität und es ist faszinierend zu entdecken, wie viel Genie in diesen Wildbienen mit ihren kleinen Gehirnen steckt“, so Studienautor Dr. Olli Loukola von der Queen Mary Universität. „Obwohl es sich um solitär lebende Bienen handelt, leben sie in Gemeinschaften und können voneinander lernen. Da sich Umweltfaktoren wie die Eignung zum Brüten, Räuber und der Parasitismus sowohl räumlich als auch im Laufe der Zeit ändern, ist es für Bienen sinnvoll, Informationen von ihren Nachbarn zu erhalten, selbst wenn sie von einer anderen Art sind.“

Die meisten Forschungen zielen auf soziale Bienen-Arten, die Gemeinschaften mit mehreren Dutzenden bis mehreren tausend Arbeiterinnen leben und einer Königin. Die meisten Wildbienen sind jedoch Einzelgänger – sie bauen ihr eigenes Nest, statt in einem Volk als Teil einer größeren Gemeinschaft zu leben.
Diese Bienen leben unabhängig voneinander, aber häufig in Gruppen, auch mit mehreren unterschiedlichen Bienenarten – in unmittelbarer Nähe zueinander.

„Insgesamt gibt es rund 20.000 Bienenarten, und hier in London leben etwa 150. Bei diesen Arten bauen weibliche Individuen, alleinerziehende Mütter, ihre eigenen Nester. Die männlichen Bienen verrichten keine Arbeit“, erklärt Dr. Lars Chittka von der Queen Mary Universität in London. „Unsere Untersuchungen legen nahe, dass diese Weibchen, obwohl sie größtenteils allein arbeiten, in der Lage sind, Hinweise in ihrer Umgebung und Aktivitäten anderer Tiere in ihrer Umgebung zu verwenden, um ihre Bruten erfolgreich zu schützen.“

Angesichts des Rückgangs der Bienenvielfalt der letzten Jahre sind Studien, die das Verständnis ihres Verhaltens und der Umweltbelastungen, denen sie ausgesetzt sind, wichtig für künftige Erhaltungsbemühungen zur Rettung dieser Bestäuber.

Die Studie ist in vollem Umfang frei zugänglich (Open Access).
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