Agrarlandschaften müssen für Wildbienen vielfältig sein

  • Veröffentlicht am: 29.06.2021

Solitäre Wildbiene an einer Rapsblüte. Foto: Nicole Beyer/Universität Göttingen

Massentrachten wie Raps oder Ackerbohnen bieten wertvolle Nahrungsquellen für Bienen, die bei ihren Blütenbesuchen zur Bestäubung von Kultur- und Wildpflanzen beitragen. Doch nicht jede blühende Ackerkultur wird von denselben Bienen besucht.

Ein Team von Wissenschaftlern hat untersucht, wie sich die Lebensraumvielfalt einer Agrarlandschaft und der Anbau verschiedener Massentrachten – blühender Nutzpflanzen – auf Wildbienen auswirken. Vielfältige Agrarlandschaften können den Artenreichtum von Wildbienen erhöhen. Blühende Ackerkulturen mit unterschiedlichen Blütenformen fördern unterschiedliche Wildbienenarten.

Wildbienen in blütenreichen halbnatürlichen Lebensräumen wie Hecken und Blühstreifen in insgesamt 30 verschiedenen jeweils einen Quadratkilometer großen Agrarlandschaften nahe Göttingen, Itzehoe und Leipzig wurden von einem Team Forscher erfasst. Die Bienen wurden hierbei entlang genormter Streckenabschnitte gezählt und für die Artbestimmung gefangen. Die Untersuchungslandschaften unterschieden sich in ihrer Vielfältigkeit und hinsichtlich des Flächenanteils von Raps und Ackerbohnen.

„Die Blütenform einer Pflanze ist ein wichtiges Kriterium dafür, welche Wildbienenarten Nektar an deren Blüten sammeln“, so Felix Kirsch von der Universität Göttingen. „Die Blütenform muss beispielsweise zur Körpergröße und Rüssellänge der Biene passen. Der Nektar von Raps ist leicht zugänglich, während der Nektar der Ackerbohnen tief in den langen Blütenkelchen verborgen ist.“

„Unsere Studie zeigt, dass Ackerbohnen soziale Wildbienen, besonders langrüsselige Hummeln, fördern“, erläutert Dr. Doreen Gabriel vom Julius Kühn-Institut in Braunschweig. Ein anderes Bild ergab sich in Landschaften mit viel Raps: Hier wurde ein erhöhter Anteil an solitär lebenden Wildbienen festgestellt, zu denen oft kleinere Arten zählen. „Der Anbau einer bestimmten Massentracht reicht nicht aus, um vielfältige Bienengemeinschaften zu erhalten, welche ihrerseits den Bestäubungserfolg vieler blühender Ackerkulturen und Wildpflanzen sichern“, so die Studienautorin Dr. Nicole Beyer von der Universität Göttingen.
„Unsere Ergebnisse zeigen eindrücklich, dass diverse, blühende Ackerkulturen und insbesondere vielfältige halbnatürliche Lebensräume in der Agrarlandschaft notwendig sind, um ein breites Artenspektrum an Wildbienen zu fördern“, folgert Prof. Dr. Catrin Westphal von der Universität Göttingen.

Literaturstelle: 

Beyer, N., Kirsch, F., Gabriel, D. et al. Identity of mass-flowering crops moderates functional trait composition of pollinator communities. Landscape Ecol (2021). https://doi.org/10.1007/s10980-021-01261-3

Die Studie ist in vollem Umfang frei zugänglich (Open Access).
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