Einsatz von Pestiziden könnte halbiert werden

  • Veröffentlicht am: 29.03.2021

Eine Pestizidabgabe könnte den bisherigen Einsatz sinnvoll reduzieren. Foto: jplenio/Pixabay

Die Europäische Kommission will den Einsatz von Pestiziden bis 2030 um 50 Prozent verringern. Der Weg dorthin ist allerdings bisher unklar. Eine Studie zeigt nun, dass sich das Ziel mit einer Pestizidabgabe in Deutschland erreichen ließe.

Das Ausbringen von Pestiziden in die Umwelt ist mit weiträumigen Folgekosten verbunden, die jedoch nicht die Landwirtschaft trägt, sondern die Allgemeinheit, insbesondere zahllose negative Effekte auf die biologische Vielfalt und etwa hohe Folgekosten für die Trinkwasseraufbereitung.
Es ist daher naheliegend, die negativen Belastungen durch eine Abgabe zumindest im Ansatz zu regulieren.

Die Autoren der Studie haben untersucht, wie eine Abgabe auf Pestizide zu konzipieren ist, die den Absatz an Pestiziden und die damit behandelbare Fläche in Deutschland halbiert. Hierfür haben sie den Pestizideinsatz in Deutschland und Dänemark genauer analysiert und ein Datenbankmodell entwickelt. Mit diesem simulierten sie für vier verschiedene Abgabenkonzepte die Effekte auf Preise, Absatzmengen und die behandelbare Fläche sowie das Aufkommen.

„Pestizide variieren in ihrer Wirksamkeit bis zum Tausendfachen. Wichtig ist daher, dass eine Abgabe an die maximal zulässige Aufwandmenge je Hektar und Jahr anknüpft - und damit an die Wirksamkeit auf dem Feld sowie die Nebenwirkungen und Risiken für die Umwelt“, sagt Stefan Möckel, Studienleiter und Jurist am UFZ. Während bei hochwirksamen Mitteln nur wenige Gramm erlaubt sind, sind bei weniger wirksamen Mitteln mehrere Kilogramm zulässig. Der Pestizidexperte ergänzt: „Eine Abgabe sollte Herbizide und Insektizide höher besteuern, da von ihnen direkt und mittelbar vielfältige negative Effekte für die biologische Vielfalt - wie Insekten und Vögel - ausgehen und zugleich hier viele nicht-chemische Alternativen bestehen.“

Die Studie des Helmholtz-Zentrums für Umweltforschung (UFZ) wurde beauftragt von GLS Bank und GLS Bank Stiftung sowie Aurelia Stiftung, BioBoden Genossenschaft eG, Bioland e. V., Bündnis für eine enkeltaugliche Landwirtschaft e. V., Deutsche Umwelthilfe e. V., Foodwatch e. V., Greenpeace e. V., GLS Treuhand - Zukunftsstiftung Landwirtschaft, Pestizid Aktions-Netzwerk e.V. (PAN Germany), Soil & More Impacts GmbH und WWF Deutschland.

„Ein Dutzend NGOs im Bündnis mit der GLS Bank unterstützen eine Pestizid-Abgabe – weil der aktuelle Pestizideinsatz die Biodiversität gefährdet und zu hohen Schäden führt. Die Studie zeigt, dass mit einer Pestizid-Abgabe eine effektive Reduzierung der ausgebrachten Menge möglich ist. Die Gelder aus der Abgabe sollten für den ökologischen Umbau an die Landwirtschaft zurückfließen“, sagt GLS Bank-Vorstandssprecher Thomas Jorberg.

Die beteiligten Verbände und die GLS Bank stellen klar: „Bundeslandwirtschaftsministerin Klöckner hat es in ihrer Amtszeit nicht geschafft, die Abhängigkeit der Landwirtschaft von Pestiziden zu reduzieren. Wenn der im Herbst neu gewählten Bundesregierung der Schutz der Artenvielfalt am Herzen liegt, dann muss sie eine Pestizid-Abgabe als ein wichtiges Instrument umsetzen, um die Ziele der europäischen Agrarstrategie Farm2Fork zu erreichen.“

Die Studie ist in vollem Umfang frei zugänglich (Open Access).
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