Fungizid-Belastung von Hummeln im Kirschanbau

  • Veröffentlicht am: 29.04.2021

Mit wie viel Fungiziden werden Hummeln tatsächlich im kommerziellen Kirschanbau belastet? Foto: Jason Gillman/Pixabay

Fungizide für Bienen gelten noch immer als nicht toxisch, doch über subletale oder Wirkungen in Kombination mit anderen Spritzmitteln ist nur wenig bekannt. In einer Studie wurde untersucht, wie hoch eine realistische Belastung von Hummeln mit Fungiziden im kommerziellen Kirschanbau ist.

Im Frühjahr 2016 wurden am Rand einer 2 ha großen Kirsch-Plantage sieben Hummel-Kolonien in einem Bereich platziert, der mit einer Fungizidmischung aus Boscalid und Pyraclostrobin besprüht wurde. Eine Kontrollgruppe von ebenfalls sieben Kolonien wurde in einem nicht besprühten Bereich der Plantage 400 m vom behandelten Bereich entfernt platziert. Nektar und Pollen wurde täglich aus den Völkern gesammelt, beginnend einen Tag vor der Sprühapplikation und dann über 12 Tage fortlaufend. Die Analyse von Nektar und Pollen erfolgte für beide Fungizide.

Die Konzentrationen von Boscalid und Pyraclostrobin, die im gesammelten Nektar und Pollen der Völker nachgewiesen wurden, variierten signifikant zwischen den Kolonien. Wie erwartet sammelten Kolonien neben dem behandelten Bereich sowohl Nektar- als auch Kirschpollen aus der Kirsch-Plantage, die nachweisbare Mengen beider Fungizide enthielten, während sich bei den Kontrollkolonien nur wenige Nachweise im Nektar und in geringeren Konzentrationen ergaben.

Die höchsten Konzentrationen im Nektar traten zwischen dem ersten und dritten Tage nach dem Sprühen auf: bis zu 440 ng/g Boscalid und 240 ng/g Pyraclostrobin.
Sechs Tage nach der Anwendung enthielten Pollen von Kirschblüten die höchsten Konzentrationen der Fungizide: bis zu 60.500 ng/g Boscalid und 32.000 ng/g Pyraclostrobin.

Pollen sowohl von Kirschbäumen als auch von Nicht-Zielpflanzen enthielten Pestizide, was darauf hinweist, dass eine gewisse Anwendungsdrift gleichzeitig blühender Arten im Unterholz der Kirsch-Plantage vorkommt.
Die vorliegenden Studienergebnisse legen nahe, dass selbst Vorblüten-Anwendungen durch ihre Beständigkeit gegenüber einem Abbau in Pflanzen bis nach der Blüte zu einer signifikanten Exposition gegenüber Agrochemikalien führen können.
Die Ergebnisse geben insofern auch Aufschluss über die Expositionsdauer nach einem Sprühereignis.

Literaturstelle: 

K M Kuivila, H Judd, M L Hladik, J P Strange, Field-Level Exposure of Bumble Bees to Fungicides Applied to a Commercial Cherry Orchard, Journal of Economic Entomology, 2021;, toab051, https://doi.org/10.1093/jee/toab051

Die Studie ist in vollem Umfang frei zugänglich (Open Access).
Indexierung