Gehölzschnitt hilft seltenen Hummeln

  • Veröffentlicht am: 05.01.2021

Stromtrassen können wertvolle Lebensräume sein. Foto: Michael Schwarzenberger/Pixabay, CC0

Hummeln erfüllen eine wichtige Funktion in gemäßigten, borealen und alpinen Ökosystemen als Bestäuber von Wildpflanzen und Kulturpflanzen. Das Wissen über geeignete landwirtschaftlich genutzte Lebensräume, die verschiedene Hummel-Populationen unterstützen, ist noch immer gering. Im Fokus einer Studie stand der Gehölzschnitt unterhalb von Stromleitungstrassen.

Hummeln sind sowohl in natürlichen als auch vom Menschen umgestalteten Ökosystemen wichtige Bestäuber von Wild- und landwirtschaftlichen Nutzpflanzen. Sie sind in Regionen mit kühlem Klima weit verbreitet, wobei die Populationen vieler Arten in ihren natürlichen Verbreitungsgebieten abnehmen: Klimawandel, Pestizide, Schädlinge und Krankheitserreger sowie der Verlust und die Fragmentierung von Lebensräumen sind die Ursachen.

Trotz der Landnutzung durch den Menschen, können Hummeln davon mitunter auch profitieren: Korridore wie Straßenränder, Eisenbahnlinien, Hecken, Feldränder und Schneisen unter Stromleitungen stellen durchaus wertvolle Lebensräume für Hummeln dar.

Stromleitungen bieten ausgedehnte Netzwerke von Lebensräumen, die naturnahe Graslandschaften nachahmen und so als neuartige alternative Lebensräume für Hummeln dienen können wie Hill und Bartomeus 2016 feststellten.
Die Flächen unterhalb der Stromleitungen werden je nach Land ganz unterschiedlich freigehalten: durch Sprühen von Herbiziden, durch häufiges mechanischen Mähen der gesamten Vegetation oder durch weniger intensive Störungen wie einem manuellen Entfernen der Holzvegetation alle fünf bis zwölf Jahre.
Die entstehenden offenen Schneisen bieten Hummeln Ressourcen für die Nahrungssuche und den Bau von Nestern.

Lebensraum unter Stromleitungen

In der aktuellen Studie haben die Forscher ein groß angelegtes Feldexperiment durchgeführt, um die Auswirkungen auf die Arten und die Vielfalt von Hummeln als Reaktion auf verschiedene Praktiken der Gehölzentfernung zu vergleichen: Gehölze wurden entweder geschnitten, geschnitten und entfernt oder nicht beschnitten.

Die Studie wurde im Südosten Norwegens auf 19 Untersuchungsgebieten durchgeführt. Die Standorte befanden sich in borealen Wäldern mit Mischbeständen aus der Gemeinen Fichte Picea abies, der Waldkiefer Pinus sylvestris und Birken Betula spp..
An allen Standorten wurde alle fünf bis zehn Jahre die gesamte Gehölzvegetation zurückgeschnitten; Chemikalien wurden nicht verwendet.

Das Schneiden von Gehölzen verbesserte die Lebensraumqualität für Hummeln im Vergleich zum ungehemmten Wachstum, während das zusätzliche Entfernen der Schnittreste keinen zusätzlichen Nutzen brachte.
Die Effekte eines Gehölzschnitts basieren grundsätzlich auf der örtlichen Artenvielfalt. Davon hängt ab, wie sich in der Folge die Zahl der Hummeln und deren Vielfalt entwickelt.

Die Häufigkeit spezialisierter langzüngiger und später im Jahr erscheinender Hummel-Arten, die einem besonderen Schutzinteresse unterliegen, waren nach einem Rückschnitt höher, insbesondere in den ersten drei Jahren.
Die Anzahl und die Variationen der Wildkräuter nahmen zu. Und blütenreiche frühe Sukzessionsbestände in borealen Waldlandschaften gelten für Wildbienen-Arten als besonders wichtig (Cartar, 2005; Rubene et al., 2015).

Langzüngige Hummel-Arten besitzen ein engeres Ernährungsspektrum. Sie nutzen vor allem Blüten mit langen Nektarröhren (Corollas) und hoher Pollenqualität wie Hülsenfrüchtler Fabaceae
Die langzüngigen Arten bevorzugten die gerodeten Lebensräume, solange die Vegetation kurz blieb, was mit typischen Grünlandlebensräumen übereinstimmt, in denen Blumenressourcen für die spezialisierteren Arten gefunden werden können. Die langzüngigen Arten blieben gleichwohl alle selten, am häufigsten wurden Ackerhummeln Bombus pascuorum und Gartenhummeln B. hortorum nachgewiesen.

Kuckuckshummeln sind auf stabile Populationen ihrer Wirtsarten angewiesen. Die am häufigsten vorkommenden Kuckuckshummeln waren die Angebundene Kuckuckshummel B. bohemicus und die Wald-Kuckuckshummel B. sylvestris, Parasiten auf Hellgelben Erdhummeln B. lucorum und Wiesenhummeln B. pratorum, den am häufigsten nachgewiesenen Hummel-Arten dieser Studie.
Die Häufigkeit beider Kuckuckshummel-Arten nahm im Laufe der Zeit entsprechend der zeitlichen Zunahme ihrer Wirte zu.

Ein Management zur Verbesserung von Lebensraumbedingungen für Hummeln kann durch Gehölzrückschnitte erreicht werden, wobei eine zuweilen kostspielige Entfernung der Holzabfälle nach dem Schneiden nicht notwendig ist.
Verrottende Gehölzabfälle können zudem andere wichtige Ressourcen für Hummeln darstellen, wie etwa Nist- und Überwinterungsgebiete.

Die Studie ist in vollem Umfang frei zugänglich (Open Access).
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