Honigbienen als Bedrohung für endemische Bienen
In vielen Ländern der Erde - auch Australien - kommen Honigbienen natürlicher Weise gar nicht vor. Foto: Niels Gründel
Westliche Honigbienen Apis mellifera können in Ländern, in denen sie natürlicherweise vor der Einführung durch den Menschen nie vorkamen, zum Rückgang oder sogar Aussterben einheimischer Bienen führen. Ihre Völker konkurrieren mitunter um dieselben Nektar- und Pollenquellen wie eine aktuelle Studienveröffentlichung aus Australien zeigt.
Der Wettbewerb zwischen endemischen Bienen und der eingeführten Westlichen Honigbiene kann intensiv sein; dies besonders in Gärten, die von nicht einheimischen Blumen dominiert werden und wenn die Bienen dieselben Blumenpräferenzen teilen.
Unter diesen Bedingungen können Honigbienen den Vorteil ihrer effizienten Nahrungssuche ausspielen und so die einheimischen Bienen bei der Suche nach Nektar- und Pollenressourcen übertreffen.
Die Studie wurde über zwei Jahre in städtischen Gärten und Gebieten mit einheimischer Vegetation in West-Australien durchgeführt und ergab eine komplexe Beziehung zwischen einheimische und eingeführte Bienen.
„Nicht alle einheimischen Bienenarten waren per se betroffen, aber wenn einheimische Bienen viele der gleichen Blütenarten wie Honigbienen bevorzugten oder dei Arten größer waren, was bedeutete, dass sie mehr Nahrung benötigten, hatten Honigbienen einen negativen Einfluss auf einheimische Bienen“, so Studienautorin Kit Prendergast. „Dies ist auf den Ressourcenwettbewerb zurückzuführen, bei dem Honigbienen die Nahrungsressourcen von Blumen erfolgreicher nutzen können und nicht genügend Nektar und Pollen übrig bleibt, um die einheimischen Bienen-Populationen zu unterstützen.“
Im Gegensatz zu einheimischen Bienen kommen Honigbienen in Kolonien von Zehntausenden Individuen vor und besitzen eine ausgeklügelte Kommunikation über den Bienentanz und die Verwendung von Pheromonen.
„Die Konkurrenz durch Honigbienen war besonders stark in Wohngärten, in denen es weniger Anteile einheimischer Wildblumen gibt, die sich mit unseren einheimischen Bienen gemeinsam entwickelt haben, um darauf Futter zu sammeln“, erklärt Kit Prendergast.
Die Westliche Honigbiene kann den Druck auf die endemischen Bienen so erhöhen, dass sie dem nicht mehr standhalten können, denn sie müssen ohnehin schon mit dem Verlust von ursprünglichen Lebensräumen infolge zunehmender Verstädterung und der Ausdehnung landwirtschaftlich genutzter Gebiete klar kommen.
Gerade in Gärten könnte die Anpflanzung endemischer Blütenpflanzen, die von gefährdeten Bienenarten bevorzugt werden, dazu beitragen, dass ihre Anzahl nicht weiter abnimmt. Die Kontrolle der Dichte von Honigbienen wäre aus Sicht der Forscherin ebenfalls entscheidend, um den Druck auf gefährdete einheimische Bienen zu verringern.
„Einheimische Bienen sind ein wesentlicher und wichtiger Bestandteil jedes Ökosystems, einschließlich des Biodiversitäts-Hotspots im Südwesten Australiens, an dem unsere Forschung durchgeführt wurde“, so Kit Prendergast. „Europäische Honigbienen wurden auf der ganzen Welt eingeführt und stellen eine zusätzliche Bedrohung für viele einheimische Bienenarten dar, die aufgrund der zunehmenden Verstädterung bereits vom Rückgang oder sogar vom Aussterben bedroht sind.“
Kit S Prendergast, Kingsley W Dixon, Philip W Bateman, Interactions between the introduced European honey bee and native bees in urban areas varies by year, habitat type and native bee guild, Biological Journal of the Linnean Society, 2021;, blab024, https://doi.org/10.1093/biolinnean/blab024