Imidacloprid schädigt Kürbisbienen massiv

  • Veröffentlicht am: 12.03.2021

Eine Kürbisbiene versteckt sich geradezu in der Blüte zur Bestäubung. Foto: GreenRavenPhotography.com/Flickr, CC BY-ND 2.0

Die Studienarbeit zu den Auswirkungen von Imidacloprid auf die bodennistende Kürbisbiene Eucera pruinosa im Feld zeigte, dass sie 85 Prozent weniger Nester gruben, weniger Pollen von Kulturpflanzen sammelten und 89 Prozent weniger Nachkommen hervorbrachten als nicht belastete Bienen.
Die Studie basiert auf den Ergebnissen von drei Jahren, in denen das Futtersuch- und Nistverhalten von Kürbisbienen beobachtet wurde.

„Weil sie keine Nester bauen und keinen Pollen sammeln, können sie keine Nachkommen aufziehen“, so Dr. Susan Willis Chan von der Universität Guelph. „Das bedeutet, dass mit Imidacloprid exponierte Populationen zurückgehen werden.“

Neonicotinoide sind neurotoxische Insektizide, die Insekten töten, indem sie ihr Nervensystem angreifen und das Lernen, die Nahrungssuche und die Navigation bei vielen Bienenarten negativ beeinflussen. Landwirte setzen das Mittel zur Bekämpfung von Ernteschädlingen bei Kürbissen ein.
Viele Arten bodennistender Bienen, einschließlich der Kürbisbiene, sind für die Bestäubung zahlreicher Obst-, Gemüse- und Ölsaaten in Nordamerika verantwortlich.

„Bodennistende Solitärbienen machen etwa 70 Prozent der Bienenarten aus. Es ist eine wirklich bedeutende ökologische Gruppe und auch bei der Bestäubung von Pflanzen sehr wichtig“, so Susan Chan. Diese Bodenbewohner werden jedoch häufig übersehen, wenn es darum geht, die Auswirkungen von Pestiziden auf Bestäuber zu bewerten, fügte sie hinzu.

Zur Nachahmung der Feldbedingungen wurden die Bienen in Flugkäfigen gehalten, damit sie weiterhin Sonne, Regen und anderen Umweltfaktoren ausgesetzt waren. Die Pestizide wurden so eingesetzt, dass sie dem tatsächlichen Einsatz auf den Feldern der Landwirte entsprachen.

In den Versuchen wurden drei Insektizid-Behandlungen angewandt: Imidacloprid, das zum Zeitpunkt des Pflanzens auf den Boden aufgetragen wurde; Thiamethoxam, das als Saatgutbehandlung angewendet wird; und ein neuartiges auf Anthranildiamid basierendes Insektizid, das auf wachsende Pflanzen gesprüht wird. Eine vierte Gruppe ohne Insektizid-Anwendung diente der Kontrolle.

Erst durch die dreijährige Untersuchung der Bienen konnte das Team der Forscher längerfristige Auswirkungen der Imidacloprid-Exposition auf den reduzierten Nestbau, die Nahrungssuche und die Verringerung der Nachkommen nachweisen.

Doch auch Bienen, die mit Anthranildiamid behandelte Kürbispflanzen besuchten, sammelten signifikant weniger Pollen als diejenigen der Kontrollgruppe, hatten jedoch nicht weniger Nester oder Nachkommen. Die Wissenschaftler sahen keine messbaren Auswirkungen der Behandlung mit Thiamethoxam auf die Pollenernte, den Nestbau oder die Produktion von Nachkommen.

„Landwirte und Aufsichtsbehörden müssen nach Alternativen zu Imidacloprid suchen, um Schädlinge auf Kürbissen und Zucchini zu bekämpfen“, so Susan Chan. „Meine Empfehlung an Kürbis- und Zucchinilandwirte ist, sich von Imidacloprid fernzuhalten, das auf den Boden aufgetragen wird, um ihre Kürbisbienen gesund zu halten.“

Nigel Raine von der Universität Guelph ergänzt, dass wahrscheinlich auch andere bodennistende Solitärarten betroffen seien: „Die Auswirkungen der Exposition gegenüber Pestiziden im Boden, die wir in dieser Studie gesehen haben, könnten viele andere Wildbienen-Arten betreffen.“

Die aktuellen behördlichen Bewertungskriterien von Insektiziden berücksichtigen Insektenbestäuber nicht, die im Boden leben und dort mit Rückständen der Pestizide belastet werden. „Unsere Ergebnisse zeigen, warum dies geändert werden sollte, um das Risiko für die vielen Bienenarten, die einen großen Teil ihres Lebens im Boden verbringen, besser einzuschätzen.“

„Die Landwirte müssen ihre Pflanzen vor Schädlingen schützen, aber sie müssen die Bestäuber unbedingt vor den unbeabsichtigten Auswirkungen von Pestiziden schützen,“ so Susan Chan und ergänzt im Hinblick auf Imidacloprid: „Die Daten zu diesem bestimmten Produkt sind so klar, dass es wirklich keine Frage gibt, was passieren muss. Wir müssen etwas anderes finden.“

Literaturstelle: 

Willis Chan, D., Raine, N.E. Population decline in a ground-nesting solitary squash bee (Eucera pruinosa) following exposure to a neonicotinoid insecticide treated crop (Cucurbita pepo). Sci Rep 11, 4241 (2021). https://doi.org/10.1038/s41598-021-83341-7

Die Studie ist in vollem Umfang frei zugänglich (Open Access).
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