Wildbienen und Holzeinschlag in bewirtschafteten Forsten
Bienenfallen, die für die Studie aufgestellt wurden. Foto: Oregon State University
Forschungsergebnisse deuten darauf hin, dass der Abtransport der Holzernte aus bewirtschafteten Wäldern für Wildbienen von großem Vorteil ist; sehr zur Überraschung der Wissenschaftler.
Forscher der Oregon State Universität studierten zwei Jahre lang 28 zusammenhängende Standorte von jeweils ungefähr einem halben Hektar, die fest umrissen waren. Sie untersuchten, inwiefern Häufigkeit und Vielfalt von Wildbienen durch das Roden bei der Holzernte und die damit einhergehende Bodenverdichtung beeinflusst wurden.
„Bienen sind wichtig für die biologische Vielfalt in bewirtschafteten Wäldern, aber wir haben sie in diesen Gebieten einfach nicht gut im Griff“, ist Jim Rivers von der Oregon State Universität überzeugt.
Die Untersuchungsflächen lagen in einem bewirtschafteten Nadelgehölzwald im westlichen US-Bundesstaat Oregon. Jede Fläche erhielt eine von fünf festgelegten Behandlungen: Auf einer wurden nur die Baumstämme entfernt, ohne Bodenverdichtung durch schweres Gerät, bis hin zur vollständigen Entfernung des Holzeinschlags, aller Rest und Verdichtung des Bodens.
Die Ergebnisse seien überraschend gewesen, so Jim Rivers: „Die Kombination aus intensiver Entfernung von Holzrückständen und der Bodenverdichtung führte zur größten Anzahl und Vielfalt bei den Bienen.“ Damit führte ausgerechnet die intensivste Bearbeitung des Waldes in der Folge zum größten Artenreichtum.
In den zwei Jahren der Studie sammelten Wissenschaftler mehr als 7.500 Bienen aus 92 verschiedene Wildbienen-Arten, die fünf der sieben Bienenfamilien zugerechnet werden. Die Anzahl der gefangenen Bienen verdreifachte sich trotz identischer Probenahmeverfahren vom ersten zum zweiten Jahr.
Die meisten gefangenen Bienen waren bodenbrütende Arten; mehr als die Hälfte von ihnen waren Mitglieder der Familie der Schmal- und Furchenbienen.
„Schmal- und Furchenbienen waren in unseren Fallen sehr verbreitet anzutreffen und es gab viele verschiedene Arten von ihnen“, blickt Jim Rivers zurück. „Wir wissen, dass es in unserer Region Wildbienen gibt, vor allem in jungen bewirtschafteten Wälder. Aber es war überraschend, dass wir so viele Bienen während unserer Studie gefunden haben, vor allem, weil florale Ressourcen an unseren Standorten aufgrund von Herbizidanwendungen fehlten, die als Teil einer breiter angelegten Studie eingesetzt wurden.“
Die Ergebnisse sind ein erster Schritt, um zu verstehen, wie sich Maßnahmen einer Waldbewirtschaftung auf Bienen auswirken, eine kritische Wissenslücke, die bisher von Forschern nicht angegangen wurde.
„Diese Ergebnisse sind ein Augenöffner“, findet Jim Rivers. „Ich habe darüber nachdenken müssen, wie wir die Erkenntnisse dieser Studie nutzen können, um Wildbienen Lebensräume zu bieten. Ich würde liebend gerne versuchen, in unseren bewirtschafteten Wäldern Nistplätze für bodenbrütende Bienen zu schaffen.“
Nach der Ernte und dem Freischneiden gebe es womöglich einige geeignete Böden, aber normalerweise nur für eine begrenzte Zeit, so Jim Rivers: „Ich würde gerne einige Standorte auswählen, sagen wir 10 x 10 Meter, und den humusartigen Waldboden abtragen, um zu sehen, ob wir die Population bodenbrütender Bienen fördern können, die für die biologische Vielfalt der Wälder wichtig sind und sogar zur Pflanzenproduktion beitragen können. Obwohl in den meisten bewirtschafteten Wälder keine Kulturen angebaut werden, die eine Bestäubung benötigen, sind einheimische Bienen von entscheidender Bedeutung für die Förderung der Artenvielfalt durch ihre Bestäubung natürlicher Pflanzen, die ihrerseits von einer großen Anzahl von Wildtieren genutzt werden, die Früchte, Nüsse und Samen essen.“
Die Studie war Teil eines Projekts, bei dem untersucht wurde, wie Holz als Grundlage für Biokraftstoff bei Flugzeugen verwendet werden kann und wie die ökologischen Folgen eines derartigen Prozesses aussehen.
James W. Rivers, Codey L. Mathis, Andrew R. Moldenke, Matthew G. Betts. Wild bee diversity is enhanced by experimental removal of timber harvest residue within intensively managed conifer forest. GCB Bioenergy, 2018; DOI: 10.1111/gcbb.12531