Zitrusfrüchte für mehr Bienenvielfalt

  • Veröffentlicht am: 11.01.2021

Zitrusfrüchte gefallen vielen Bienen. Foto: FabioRibeiro/Pixabay, CC0

Die Honigbiene ist in Chile nicht heimisch, sondern wurde wie in der ganzen Neuen Welt vom Menschen eingeführt. Dennoch hat sie sich inzwischen als fester Bestandteil zur Bestäubung landwirtschaftlicher Nutzpflanzen etabliert. Gleichwohl steht sie in Konkurrenz zu vielen einheimischen Bienenarten.

Ein Team von Wissenschaftlern hat die Lebensräume und Bestäubervielfalt auf drei Flächen mit einem Durchmesser von 1,2 km untersucht. Die Studie wurde in landwirtschaftlichen Gebieten in Zentralchile mit mediterranem Klima durchgeführt. Die Temperatur beträgt im Jahresmittel 14 ° C, die Niederschläge liegen bei 360 mm, wobei die Sommer extrem trocken und heiß sind.
Angebaut werden dort zahlreiche Obstkulturen (Zitrusfrüchte, Avocados, Erdbeeren, Melonen, Tomaten und Äpfel), wobei sich dazwischen zahlreiche naturnahe Lebensräume finden, die sehr heterogen ausfallen.
Honigbienen sind die häufigsten vorkommenden nicht heimischen Bestäuber von Obstbäumen im Untersuchungsgebiet.

Endemische Bienen waren taxonomisch zahlreicher an naturnahen Lebensräumen mit höheren Oberflächentemperaturen und in der Nähe von Zitrusfrüchten. Die Besuchsraten einheimischer Bienen an Blüten wurden durch einen geschlossenen Baldachin der Bäume positiv beeinflusst.

Der Verschluss des Baldachins trägt dazu bei, die lokalen Klimabedingungen für Bienen in warmen Regionen zu verbessern und ihnen die Möglichkeit zu bieten, ihre Körpertemperatur während der Nahrungssuche und der Fortpflanzung an ihre physiologische Anforderungen anzupassen wie Coutinho et al. 2018 und Papanikolaou et al. 2017 zeigten.
Stressige Mikroklima-Bedingungen aufgrund der Offenheit von Wald oder Buschland können zu einer Verringerung der Überlebens-, Fortpflanzungs- und Bewegungsraten führen. Warme Bedingungen begünstigten jedoch auch die Vielfalt endemischer Bienenarten, wie frühere Studien gezeigt haben, etwa Frund et al., 2013.

Heterogene Landschaften sind besser

Die Ergebnisse der aktuellen Studie zeigen, dass die Wildheit der Vegetation in naturnahen Lebensräumen in Zentralchile ein wichtiger Faktor für die Lebensraumqualität und für eine reiche Ansammlung einheimischer Bienenarten verantwortlich ist.
Andererseits profitieren endemische Bienen insbesondere von Zitrusfrüchten: Es setzt eine Verarmung der einheimischen Bienen an Standorten ein, die weiter als einen Kilometer von Zitrusfrüchten entfernt sind.
Umgekehrt profitieren Nutzpflanzen, die von einheimischen Wäldern umgeben sind, da die taxonomische Vielfalt der Bienenarten zunimmt.

Die gefundenen Bienenarten in der Nähe von Zitrusfrüchten sind tendenziell größer, was darauf hindeutet, dass sich die Körpergröße unter bestimmten Umweltbedingungen auf Bienen auswirken könnte. Olygolektische Bienen traten in höheren Lagen verstärkt auf, während die polylektischen Arten das Tiefland bevorzugten. Spezialisierte Arten finden im Hochland offensichtlich genügend geeignete Blütenpflanzen, während generalistische Bienen durch ein breiteres Angebot an Blütenpflanzen im Tiefland und näher an den landwirtschaftlichen Nutzpflanzen Vorteile erlangen.
Im Hochland wurden zudem weniger Honigbienen angetroffen.

Höhere Blütenbesuchsraten einheimischer Bienen konnten die Wissenschaftler auf großen landwirtschaftlichen Flächen mit einem geringen Anteil an Honigbienen und kleinen Flächen mit einem hohen Anteil an Honigbienen ermitteln. Die Besuchsrate war auch an Standorten mit einem vielfältigeren Blütenpflanzenreichtum bei gleichzeitig hoher Besuchsrate durch Honigbienen höher.

Die Ergebnisse legen nahe, dass sich endemische Bienen und Honigbienen in ihrer Lebensraumnutzung und ihren Blütenressourcen unterscheiden. Diese Aufteilung kann die Koexistenz zwischen den beiden Bestäubergruppen verbessern.
Eine hohe Menge an Blütenressourcen minimiert damit wohl das Wettbewerbsniveau und gleicht einen numerischen Anstieg der Honigbienen aus.
Etwa die Hälfte der von Honigbienen besuchten Blütenpflanzen waren eingeführte Pflanzen, im Gegensatz zu den endemischen Bienenarten, die einheimische Blütenpflanzen bevorzugten.

Nachhaltige landwirtschaftliche Praktiken sollten jedoch negative Wechselwirkungen zwischen einheimischen Bienen und Honigbienen minimieren, indem naturnahe Lebensräume erhalten oder wiederhergestellt werden, die als Reservoire für einheimische Bienenarten dienen.

Die Forscher schlagen daher vor, dass sich das Management von Agrarökosystemen mit mediterranem Klima darauf konzentrieren sollte, die Schließung von Waldkronen in den noch bestehenden Beständen naturnaher Lebensräume zu erhöhen und gleichzeitig die Blütenvielfalt in der Nähe von Kulturpflanzen und im Hochland zu erhalten.

Einheimische Bienen in Zentralchile sind anfällig für den regionalen Rückgang der Niederschläge, was möglicherweise zu einer Verarmung der Blumenressourcen führen wird. Daher ist eine Landschaftsplanung zur funktionalen Integration naturnaher Lebensräume mit landwirtschaftlichen Praktiken erforderlich, um die Erhaltung der einheimischen Bienengemeinschaften zu erreichen.

Die Studie ist in vollem Umfang frei zugänglich (Open Access).
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