Öko-Landbau versus Blühstreifen

  • Veröffentlicht am: 24.05.2022

Blühstreifen neben einem konventionellen Weizenfeld bei Sebexen im Landkreis Northeim. Foto: Costanza Geppert/Universität Göttingen

Wie wirksam Agrarumweltmaßnahmen für die biologische Vielfalt sind, hängt von verschiedenen Faktoren und dem jeweiligen Blickwinkel ab. Je nach Art der Betrachtung sind Biodiversitätsvorteile auf dem Feld beim ökologischen Landbau oder neben dem Feld durch Blühstreifen anders zu beurteilen. Vergleichende Bewertungen von Umweltmaßnahmen könnten deshalb leicht in die Irre führen.

Die Autoren der Veröffentlichung haben die Untersuchung von ###zehn Agrarlandschaften mit jeweils ###drei Winterweizenfeldern in der Umgebung von Göttingen zugrunde gelegt: einem ökologischen Feld, einem konventionellen Feld mit Blühstreifen und einem konventionellen Feld ohne Blühstreifen. An den Feldrändern wurde zwei Jahre lang die Häufigkeit von Wildbienen erfasst. Die Ergebnisse zeigten, dass der Vergleich von Daten auf der Ebene von einfachen linearen Begehungen zu der irreführenden Schlussfolgerung führt, dass Blühstreifen viel mehr Bienen anlocken als Öko-Felder.

„Allerdings wurde dabei nicht betrachtet, dass Blühstreifen nur etwa fünf Prozent der konventionellen Felder bedecken und insgesamt deutlich weniger Bienen aufweisen als die 95 Prozent Öko-Landbaufläche“, erläutert Prof. Dr. Teja Tscharntke von der Universität Göttingen. Dr. Péter Batáry vom Zentrum für ökologische Forschung im ungarischen Vácrátót ergänzt: „Kurzum: Der Öko-Landbau, der typischerweise mehr Wildkräuter aufweist als der konventionelle Acker, ist in diesem Szenario bei der Bienenförderung erfolgreicher als der Blühstreifen.“

Berücksichtigt man aber die Tatsache, dass Getreideflächen im Öko-Landbau nur halb so viel Ertrag liefern wie konventioneller Anbau, verkehrt sich die Einschätzung. Denn der 50-prozentige Weizen-Ertragsverlust auf einer zehn Hektar großen Fläche Öko-Landbau ist gleichwertig mit dem Ertrag von fünf Hektar konventionellem Anbau plus fünf Hektar Blühstreifen, was zu 3,5-mal mehr Bienen führen würde. In diesem Szenario erweist sich der Öko-Landbau als weniger geeignet für eine effektive Förderung von Wildbienen.

„Diese Daten und Überlegungen zeigen, dass verschiedene Maßstäbe bei der Bewertung von Agrarumweltmaßnahmen berücksichtigt werden sollten. Nur wenn der Flächenanteil der Maßnahmen sowie die Ertragssituation berücksichtigt werden, können wir ein ausgewogenes Verständnis der ökologischen und ökonomischen Wirksamkeit von Umweltmaßnahmen erreichen“, so die Autoren.

Literaturstelle: 

Péter Batáry & Teja Tscharntke: Scale-dependent effectiveness of on-field vs. off-field agri-environmental measures for wild bees. 2022, Basic and Applied Ecology, https://doi.org/10.1016/j.baae.2022.05.001

Die Studie ist in vollem Umfang frei zugänglich (Open Access).
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