Bienenvielfalt im Walddach

  • Veröffentlicht am: 21.10.2022

Im Wald gibt es mehr Bienen als gedacht - vor allem ganz weit oben in den Baumkronen. Foto: kazuend/Unsplash

Das schattenbefallene Unterholz von Wäldern gilt gemeinhin eher als ungünstiger Lebensraum für eine Großzahl Wildbienen. Ganz anders sieht es aber hoch oben in den Baumwipfeln aus, wie eine aktuelle Studie zeigt.

Hoch oben in den sonnenbeschienenen Baumwipfeln trifft sich eine vielfältige Gemeinschaft Wildbienen, vor allem angelockt durch nektar- und pollenreichen Berg-Ahorn.

„Wildbienen leisten einen wichtigen Beitrag zur Bestäubung von Nutzpflanzen, aber um in Agrarlandschaften gedeihen zu können, benötigen sie auch Lebensräume außerhalb von Nutzpflanzen, für Nistplätze und Blütenpflanzen zur Nahrungssuche“, so Dr. Richard Davies von der Universität East Anglia. „Schattige Räume innerhalb von Wäldern gelten oft als ungeeignete Nahrungshabitate für Bienen, aber bisher wurde die Bienenaktivität im sonnenbeschienenen Blätterdach kaum untersucht.“

Guthrie Allen, ebenfalls von der Universität East Anglia, ergänzt: „Wir wollten mehr über das Potenzial des Walddachs zur Unterstützung von Wildbienengemeinschaften herausfinden.“

Das Team untersuchte im späten Frühjahr Bienengemeinschaften an 15 Waldstandorten in einer landwirtschaftlich genutzten Landschaft in Norfolk.
Dabei untersuchten sie das Niveau der Bienenaktivität in vier Lebensräumen – im Kronendach (in Höhen von bis zu 20 Metern), im Unterholz, im Waldinneren und an exponierten Waldrändern.

„Wir haben festgestellt, dass eine vielfältige Gemeinschaft von Wildbienen in den Baumkronen aktiv ist – womit wir hoch oben zwischen den Ästen und Blättern der Bäume meinen“, so Guthrie Allen. „In der Nähe von blühendem Berg-Ahorn war die Aktivität besonders hoch.

Die Bienengemeinschaften zwischen Baumkronen und Unterholz, der Vegetationsschicht, die nahe am Waldboden wächst, unterscheiden sich voneinander.

„Und wir waren überrascht festzustellen, dass die meisten Bienenarten im Unterholz von Waldinnenräumen genauso häufig vorkamen wie an den sonnenexponierten Rändern, die an Ackerland grenzen. Unsere Ergebnisse zeigen, dass Wildbienen das Potenzial besitzen, die reichlich vorhandenen Nektar- und Pollenquellen in den Baumkronen zu nutzen“, so Guthrie Allen. „Nektarproduzierende Bäume wie Berg-Ahorn stellen wahrscheinlich eine bedeutende Nahrungsquelle für viele Bienenarten dar, während einige sogar Pollen von windbestäubten Bäumen wie Eichen sammeln.“

Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass Wälder eine bedeutendere Rolle bei der Unterstützung von Bienengemeinschaften spielen, die auch auf landwirtschaftlichen Flächen angetroffen werden.

Die Studie ist in vollem Umfang frei zugänglich (Open Access).
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