Biodiversität schützt Bienengemeinschaften vor Krankheiten

  • Veröffentlicht am: 23.09.2022

Eine männliche Gemeine Östliche Hummel mit einer Furchenbienen auf einem Sonnenhut. Foto: Michelle Fearon/University of Michigan.

Eine Analyse Tausender endemischer und eingeführter Bienen im US-Bundesstaat Michigan zeigt, dass die abwechslungsreichsten Bienengemeinschaften die niedrigsten Werte für drei häufige Pathogene aufweisen.

In einer Studie wurden 4.349 Bienen 60 unterschiedlicher Arten gefangen und untersucht. Die Bienen wurden an 14 landwirtschaftlich genutzten Flächen gesammelt, auf denen unterschiedliche Sorten von Winterkürbissen angebaut wurden. Die Bestäubung wird sowohl durch Honigbienen als auch endemische Wildbienen vorgenommen.
Abgesehen von der Europäischen Honigbiene Apis mellifera gab es keine weiteren eingeführten Bienen, die in den Kürbisblüten gesammelt wurden. Die Zahl der Arten variierte zwischen den einzelnen Standorten zwischen sieben und 49.

An allen Standorten wurden Honigbienen gefunden; auf den Kürbisfeldern und entlang der Feldränder gab es eine Vielzahl einheimischer Bienen. Insgesamt waren einheimische Bestäuber an den meisten Standorten die häufigsten Besucher der Kürbisblüten.

Zu den vier häufigsten Bienen zählte die Europäische Honigbiene, die Gemeine Östliche Hummel Bombus impatiens, die Östliche Kürbisbiene Eucera pruinosa und mehrere Arten aus der Gattung der Furchenbienen Lasioglossum.

Getestet wurden diese Bienen auf das Vorhandensein von drei Viren, die üblicherweise in verwalteten Völkern der Honigbienen anzutreffen sind: das Flügeldeformationsvirus (DWV), das Black Queen Cell Virus (BQCV) und das Sackbrut-Virus (SBV).
Diese Krankheitserreger tragen zu einer hohen Rate an Kolonieverlusten bei Honigbienen bei.

Viren verbreiten sich, wenn sich Bienen von Blume zu Blume bewegen, Pollen und Nektar sammeln und dabei die Pflanzen bestäuben. Es wird angenommen, dass der Konsum von viruskontaminiertem Pollen ein primärer Übertragungsweg ist.

Für die untersuchten Bienen stellten die Forscher fest, dass eine niedrigere Virusprävalenz stark mit einer größeren Artenvielfalt der lokalen Bienengemeinschaft zusammenhängt: Je mehr Bienen-Arten vorhanden sind, desto geringer war der Anteil infizierter Bienen.

„Dieses Ergebnis ist überraschend, da es darauf hindeutet, dass die Förderung verschiedener Bienengemeinschaften eine Win-Win-Strategie sein kann, um gleichzeitig Virusinfektionen in bewirtschafteten Honigbienenvölkern zu reduzieren und gleichzeitig zur Erhaltung der biologischen Vielfalt einheimischer Bienen beizutragen“, so Studienautorin Michelle Fearon von der Universität Michigan. „Angesichts des jüngsten weltweiten Rückgangs der Bestäuberpopulation, der teilweise auf die Ausbreitung von Krankheitserregern zurückzuführen ist, lassen diese Ergebnisse hoffen, dass die Erhaltungsbemühungen auch die Gesundheit der Bestäuber im Großen und Ganzen verbessern könnten.“

Aktuell führt die Wissenschaftlerin eine Folgestudie durch, in der untersucht wird, wie natürliche Umgebungen Bestäubergemeinschaften gesund halten.

Die Studie ist die erste, die zeigt, dass ein hohes Maß an biologischer Vielfalt in Bienengemeinschaften dazu beitragen kann, schädliche Auswirkungen viraler Krankheitserreger abzumildern. Die dahinter stehende Idee eines „Verdünnungseffekts“ wurde auch für andere Wirtssysteme beschrieben, bleibt unter Ökologen jedoch umstritten.

Zu den artenreichen Gemeinschaften gehörten viele einheimische Bienenarten, was offenbar dazu beitrug, die Auswirkungen der Krankheitserreger zu verringern.

„Einheimische Bienen reduzieren wahrscheinlich die Virusprävalenz in Bestäubergemeinschaften, weil sie ärmere Viruswirte sind als Honigbienen. Dies bedeutet, dass einige einheimische Bienen nicht so krank werden wie Honigbienen und das Virus weniger wahrscheinlich auf andere Bienen übertragen“, erläutert Professorin Elizabeth Tibbetts von der Universität Michigan. „Bienen aus Bestäubergemeinschaften mit vielen Arten erkranken seltener, weil sie Blumen mit vielen Bienenarten teilen, die das Virus weniger wahrscheinlich verbreiten, während Bienen in Gemeinschaften, die von Honigbienen dominiert werden, eher Blumen mit Honigbienen teilen, wodurch sich das Virus gut verbreiten kann.“

Bienen sind unverzichtbare Bestäuber und unterstützen sowohl die landwirtschaftliche Produktivität als auch die Vielfalt der Blütenpflanzen weltweit. In den letzten Jahrzehnten war sowohl bei einheimischen Wildbienen als auch teilweise bei bewirtschafteten Honigbienen ein Rückgang zu verzeichnen, der auf mehrere zusammenwirkende Faktoren zurückzuführen ist, darunter Verlust des Lebensraums, Parasiten und Krankheiten sowie Pestizideinsatz.

„Wir haben ermutigende Beweise dafür gefunden, dass Bestrebungen zum Schutz der Bestäuber die Gesundheit sowohl der bewirtschafteten Honigbienen als auch der einheimischen Bienen weitgehend verbessern können“, erklärt Michelle Fearon. „Eine entsprechende Bewirtschaftungsstrategie könnte besonders in landwirtschaftlichen Gebieten von entscheidender Bedeutung sein, in denen sowohl Honigbienen als auch einheimische Bienen Pflanzenblüten besuchen – Hotspots einer viralen Erregerübertragung für Bienen.“

Der Zugang zur Studie ist beschränkt (Paywall).
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