Solitärbienen verlangsamen, wenn sie zuvor das Pestizid Clothianidin bei der Nahrungssuche an Rapsblüten aufgenommen haben. Zudem waren von diesen Bienen bestäubte Erdbeeren kleiner.

Erdbeeren werden größer, wenn Bienen ihre Blüten besucht haben. Bisher war aber nicht bekannt, dass die Belastung von Bienen mit einem Neonicotinoid-Insektizid das Erdbeerwachstum beeinflussen kann.

„Wir haben Bienen untersucht, die Clothianidin aufgenommen haben, ein Pestizid, das zuvor in Raps zur Bekämpfung von Flohkäfern verwendet wurde. Unsere Studie zeigt, dass die Substanz die Bienen langsamer machte und ihre Fähigkeit beeinträchtigte, die Erdbeerblüten zu bestäuben“, so Lina Herbertsson von der Lund Universität.

Das Team der Forscher nutzte zwölf Außenanlagen, in denen Solitärbienen Raps- und Erdbeerblüten anfliegen konnten. In der Hälfte der Käfige war der Raps mit Clothianidin behandelt worden. Die Bienen, die dem behandelten Raps ausgesetzt waren, brauchten länger als die Vergleichgruppe der unbelasteten Bienen, um die gleiche Anzahl von Rapsblüten zu besuchen. Als die Wissenschaftler später die Erdbeeren wogen, stellte sich heraus, dass die Erdbeeren kleiner waren, wenn sie von Bienen bestäubt wurden, die sich von mit Clothianidin behandeltem Raps ernährten.

„Frühere Studien haben gezeigt, dass Clothianidin Wildbienen in Bezug auf Nahrungssuche, Entwicklung und Fortpflanzung negativ beeinflusst. Unsere Ergebnisse zeigen, dass es auch die Fähigkeit der Bienen beeinträchtigen kann, Erdbeerblüten zu bestäuben“, berichtet Lina Herbertsson.
Sie betont, wie wichtig es ist, die Ergebnisse mit einer gewissen Vorsicht zu interpretieren: „In unserer Studie haben wir die Ursache für das niedrigere Erdbeergewicht nicht identifiziert, und nachdem wir nur eine einzige Studie unter ziemlich speziellen Umständen durchgeführt haben, wissen wir auch nicht, ob dies ein allgemeines Muster ist.“

2018 beschloss die EU, die Verwendung von Clothianidin und zwei weiteren Neonicotinoiden für den Pflanzenschutz im Freiland vollständig zu verbieten. Eines der anderen Neonicotinoide war Thiamethoxam, das die Bestäubung von Äpfeln durch Hummeln stören kann, wie zuvor von einem anderen Forschungsteam gezeigt wurde. Auch wenn diese Mittel in der europäischen Landwirtschaft nicht mehr für den Pflanzenschutz im Freiland eingesetzt werden, hält Lina Herbertsson die neuen Ergebnisse für wichtig, weil sie zeigen, dass Pestizide komplexere Wirkungen haben können als gemeinhin angenommen.

„Obwohl Clothianidin mittlerweile verboten ist, haben andere Substanzen, die ähnlich auf das Nervensystem von Insekten wirken, es teilweise ersetzt. Es ist daher von größter Bedeutung, diese Forschung fortzusetzen und zu untersuchen, wie diese Substanzen das Verhalten und die Bestäubung der Bienen beeinflussen“, schließt Lina Herbertsson.