Urbane Landwirtschaft in den Tropen
Inmitten der Megacity gibt es grüne Flecken und sogar landwirtschaftliche Betriebe. Foto: Umang S/Unsplah
Die zunehmende Verstädterung ist eine Bedrohung für die Biodiversität und Ernährungssicherheit, da die Ausdehnungen der Städte zunehmend mit Natur- und Agrarflächen konkurrieren. Über die Auswirkungen von Stadterweiterung auf die landwirtschaftliche Biodiversität in tropischen Regionen ist bisher kaum etwas bekannt. Eine Studienarbeit hat die Auswirkungen auf Bienen in der indischen Megacity Bengaluru untersucht.
Ort der Untersuchungen war Bengaluru (früher Bangalore), nach Neu-Delhi die am zweitschnellsten wachsende Stadt Indiens. Die Stadt liegt in einer uralten Agrarlandschaft aus kleinbäuerlichen Betrieben mit naturnahen Lebensräumen – Waldresten, Sträuchern und Hecken, Baumreihen, Kokos- und Eukalyptusplantagen, Dauerbrachen und Feuchtgebieten. Die städtische Expansion konkurriert zunehmend mit landwirtschaftlichen und naturnahen Flächen.
Bengaluru liegt 920 Metern über dem Meeresspiegel und weist ein gemäßigtes tropisches Klima mit Temperaturen zwischen 12 und 38 °C und jährlichen Niederschlägen von etwa 800 mm auf. Die meisten landwirtschaftlichen Aktivitäten konzentrieren sich auf den Monsun und die Zeit danach. Während der sommerlichen Trockenzeit liegen viele Felder brach.
Bienen sind wichtige Bestäuber für die Pflanzenproduktion. Das Team der Wissenschaftler hat Proben von Bienen über drei Jahreszeiten hinweg in 36 konventionell betriebenen landwirtschaftlichen Betrieben für den Gemüseanbau genommen. Sie alle lagen entlang eines Urbanisierungsgradienten der indischen Megacity.
Die Forscher untersuchten, wie Landschafts- und lokale Umwelttreiber verschiedene funktionelle Merkmale (Sozialität, Nistverhalten, Körpergröße und Spezialisierung) und die funktionale Biodiversität der Bienengemeinschaften beeinflussten.
Die funktionalen Reaktionen auf die Urbanisierung waren merkmalsspezifisch, mit mehr positiven als negativen Auswirkungen auf den Artenreichtum, die funktionelle Vielfalt und die Häufigkeit der meisten Gruppen – trotz versiegelter Oberflächen und Gebäuden. Erwartungsgemäß profitierten davon größere Solitärbienen und überraschenderweise sogar spezialisierte Bienen.
In Übereinstimmung mit gemäßigten Regionen waren die Reaktionen der Bienen auf die Verstädterung in der Studie merkmalsspezifisch, was die Bedeutung der Berücksichtigung funktionaler Merkmale in der Stadtökologie unterstreicht. In den Tropen scheinen städtische Gebiete jedoch ausreichend Nistmöglichkeiten für verschiedene Funktionsgruppen (beispielsweise geeignete Böden und Hohlräume) zu bieten; die taxonomische und funktionelle Vielfalt von Bienengemeinschaften wird so gefördert. Zum Rückgang einiger Bienen wie Zwerghonigbienen Apis florea führt beispielsweise die Entfernung halbnatürlicher Vegetation.
Um die Bestäubungsdienste für Nutzpflanzen in städtischen landwirtschaftlichen Systemen zu verbessern, empfehlen die Wissenschaftler daher, halbnatürliche Vegetation wie Hecken um Ackerfelder herum zu erhalten; sie bieten geeignete Nistmöglichkeiten für oberirdische Nester.
Darüber hinaus sollte eine landwirtschaftliche Diversifizierung, wie der Anbau vieler unterschiedlicher Nutzpflanzen gefördert und der von Monokulturen vermieden werden.
Weitere Maßnahmen sind eine systematische Kontrolle und Entfernung invasiver Pflanzenarten, die die Interaktionsspezialisierung und funktionelle Vielfalt verringern, um die lokalen Ökosysteme aufrecht zu erhalten und wichtige Ökosystemleistungen zu sichern, auf die Kleinbauern angewiesen sind.
Insgesamt kann eine urbane Landwirtschaft in tropischen Regionen sogar in einer schnell wachsenden Megacity ganzjährig möglich sein und so zur Erhaltung der Biodiversität von Bestäubern beitragen und zugleich die Ernährungssicherheit in und um die Städte herum sichern.