Warum Hummeln Fische sind
Fliegende Fische sind definitiv keine Hummeln. Hummeln wohl aber Fische. Foto: Mike Prince, Flickr/CC BY 2.0
Im US-Bundesstaat Kalifornien hat das Berufungsgericht des dritten Bezirks entschieden, dass Hummeln Fische sind, so zumindest die verkürzte Form, mit der in zahlreichen Berichten zumindest unterschwellig das biologische Wissen des Gerichts angezweifelt wird.
Tatsächlich hat das Berufungsgericht geurteilt, dass der California Endangered Species Act (CESA) wirbellose Tiere schützen kann, darunter vier Arten gefährdeter einheimischer Hummeln: die Westliche Hummel Bombus occidentalis, die Franklin-Hummel Bombus franklini, die Crotch-Hummel Bombus crotchii und die Suckley-Kuckuckshummel Bombus suckleyi.
Im Jahr 2018 beantragten die Xerces Society for Invertebrate Conservation (Xerces), das Center for Food Safety (CFS) und die Defenders of Wildlife (Defenders) bei der zuständigen Kommission des Staates Kalifornien, die vier einheimischen Hummel-Arten als gefährdet gemäß CESA aufzulisten. Das Listungsverfahren startete im Jahr 2019, wurde jedoch kurz nach dieser Entscheidung von einem Konsortium aus großen industriellen Landwirtschaftskonzernen in Zweifel gezogen. Das landwirtschaftliche Konsortium argumentierte, dass Insekten nicht unter das Gesetz fallen würden. Vor Gericht erhielten sie erstinstanzlich Recht.
Bei der Entscheidung stützte sich das Gericht auf den Wortlaut des Gesetzes, der besagt, dass eine gefährdete Art „ein Vogel, ein Säugetier, ein Fisch, eine Amphibie, ein Reptil oder eine Pflanze“ sein kann, und betrachtete die Aufzählung als abschließend. Demnach ist es einleuchtend, dass bestimmte Arten nicht durch das Gesetz geschützt werden können – Bienen eingeschlossen.
Die anderslautende Entscheidung des Berufungsgerichts ebnet nun aber den Weg für wichtige Schutzmaßnahmen, die für die vier gefährdeten Hummel-Arten, die in Kalifornien vorkommen, erforderlich sind, und ermöglicht es, andere gefährdete Insekten im Rahmen von CESA zu schützen. CESA bietet Schutz für einige der am stärksten gefährdeten Pflanzen und Tiere in Kalifornien und bietet einen Weg zur Wiederherstellung der Populationen dieser Arten, damit sie nicht aussterben.
„Da jeder dritte Bissen unserer Nahrung von Bienen stammt, ist diese Gerichtsentscheidung entscheidend für den Schutz unserer Lebensmittelversorgung“, sagte Rebecca Spector, West Coast Director am Center for Food Safety. „Die Entscheidung stellt klar, dass Insekten wie Bienen im Rahmen von CESA geschützt werden können, was notwendig ist, um sicherzustellen, dass Populationen gefährdeter Arten überleben und gedeihen können.“
„Es ist ein großartiger Tag für Kaliforniens Hummeln. Die heutige Entscheidung bestätigt, dass der Schutz des California Endangered Species Act für alle gefährdeten einheimischen Arten unseres Staates gilt und für den Schutz der berühmten Biodiversität unseres Staates von entscheidender Bedeutung ist“, so Pamela Flick, California Program Director bei Defenders of Wildlife. „Bienen und andere Bestäuber sind ein wesentlicher Bestandteil gesunder Ökosysteme, und die entscheidenden Bestäubungsleistungen, die sie erbringen, dienen uns allen, was diese Entscheidung um ein Vielfaches wichtiger macht.“
Die Entscheidung des Berufungsgerichts basiert vor allem auf den Absichten des kalifornischen Gesetzgebers, der gefährdete Arten schützen will, um so die gesamte Bandbreite der kalifornischen Biodiversität zu schützen.
Und Abschnitt 45 des California Fish and Game Code definiert Fische ohnehin sehr weit: „Wildfische, Weichtiere, Krustentiere, Wirbellose, Amphibien oder Teile, Brut oder Ei eines dieser Tiere.“ Es sind damit nicht nur Fische im rein biologischen Sinne gemeint.
Das Gericht stellte in seinem Urteil auch fest, dass der California Endangered Species Act seit langem schon eine landbewohnende Schneckenart (als Fisch) schützt. Insofern ist die Entscheidung nicht ganz so überraschend.