Aufbereiter als Todesfalles
Konditionierer töten unnötig viele Tiere, auch Insekten. Foto: NoName_13/Pixabay
Für das Insektensterben gibt es viele Ursachen. Die Auswirkungen der technologischen Entwicklung landwirtschaftlicher Maschinen hat bei den bisherigen Betrachtungen kaum Beachtung gefunden. Dabei gibt es gute Gründe, auch hier genauer hinzuschauen.
Konditionierer oder Aufbereiter behandeln frisch geschnittenes Mähgut mechanisch, um den Trocknungsprozess zu beschleunigen. In einer Feldstudie ist ein Team von Wissenschaftlern den Auswirkungen dieser Maßnahme auf Arthropoden – Insekten, Tausendfüßer, Krebstiere – nachgegangen und hat dabei auch unterschiedlich bewirtschaftete Grünlandflächen berücksichtigt.
Die Verwendung von Aufbereitern beim Mähen erhöht die Gesamtzahl geschädigter Arthropoden signifikant: Das Mähen allein führt zu einem Verlust von 52 %; die zusätzliche Nutzung eines Aufbereiters führt zu einem Anstieg um 18 % auf 70 %, wenn auf allen Flächen Aufbereiter genutzt werden. Blattläuse, Käfer, Thripse und Milben waren am stärksten davon betroffen.
Einige der am stärksten betroffenen Gruppen können möglicherweise als landwirtschaftliche Schädlinge wirken.
Aufbereiter wurden auf deutlich mehr als 20 % aller Grünlandflächen in der Untersuchungsregion genutzt.
Die Studienregion umfasste das Allertal im niedersächsischen Heidekreis. Die Region ist geprägt von Weide- und Wiesenlandschaften. Das Gebiet ist reich an biologischer Vielfalt und von relativ hohem Naturwert, da es eine Reihe gefährdeter Tier- und Pflanzenarten beheimatet, für die Arthropoden ein wichtiges Glied in der Nahrungskette darstellen. Das meiste Grünland in der Region ist als eher extensiv bewirtschaftetes Grünland während sich intensiver bewirtschaftete Flächen überwiegend am Talrand befinden.
Trotz eines relativ hohen Anteils der extensiven Bewirtschaftung wurde für das Untersuchungsgebiet ein erheblicher Verlust an Biodiversität verzeichnet.
Abhängig von der jeweiligen Grünlandfläche, die mit Aufbereitern bewirtschaftet wird, verlieren Grünlandflächen nur durch den Einsatz von Aufbereitern zusätzlich 4 % (bei 20 % der mit Aufbereitern bewirtschafteten Grünlandfläche) bis 18 % (bei 100 % der mit Aufbereitern bewirtschafteten Grünlandfläche) ihrer gesamten Arthropodenzahlen. Die Wissenschaftler nehmen an, dass der Schaden durch den Einsatz von Aufbereitern auf extensiv bewirtschafteten Wiesen vermutlich höher ausfällt, ebenso wie der Gewinn durch ihren Einsatz auf intensiv bewirtschafteten Grünlandflächen.
Das Mähen zu einer Zeit mit dem geringsten Artenreichtum von Arthropoden und die Beibehaltung ungemähter Streifen auf Wiesen sind zwei vielversprechende Strategien, um die insgesamt negativen Auswirkungen des Mähens von Grünland auf Arthropodenpopulationen zu verringern.
Großflächige und gezogene Mäher integrieren häufig Aufbereiter; sie werden üblicherweise auf großen Flächen eingesetzt. Aufgrund des seltenen Einsatzes von gezogenen Mähern ist der Einsatz von Aufbereitern in Deutschland weniger verbreitet als in anderen europäischen Ländern oder Nordamerika.
Die Forscher schlagen auf Grundlage der ökologischen und ökonomischen Erkenntnisse der Studienarbeit mehrere Empfehlungen für die Politik vor, mit der der Verzicht von Aufbereitern gefördert werden kann: Da ökologische Schäden auf extensiv bewirtschaftetem Grünland höher sind und die Gewinnsteigerung für Landwirte auf intensiv bewirtschaftetem Grünland höher ist, sollte der Einsatz von Aufbereitern auf extensiv bewirtschaftetes Grünland beschränkt bleiben – entweder durch ein Verbot oder eine Entschädigung.
Bei einem Verbot besteht allerdings die Gefahr, dass eine weitere Intensivierung der Grünlandflächen erfolgt oder Grünland ganz aufgegeben wird. Beide Varianten sind aus naturschutzfachlicher Sicht angesichts der Bedeutung von extensiv bewirtschaftetem Grünland für den Biodiversitätsschutz unerwünscht.
Insofern sollte der Verzicht von Aufbereitern in bestehenden Agrarumwelt- und Klimaprogrammen als weitere Teilnahmebedingung vorgesehen werden. Landwirte werden wahrscheinlich keine Einwände erheben, da sie eine Entschädigung für ihre verringerten Gewinne erhalten.
Es ist allerdings wesentlich, dass die Landwirte nach der Einführung entsprechender Maßnahmen nicht auf Mähtechniken umsteigen, die ebenfalls erhebliche ökologische Schäden verursachen können: Ohne integrierten Aufbereiter ist ein Mäher leichter, wodurch größere Arbeitsbreiten bei Mähern möglich sind. Dies führt zur Gefahr, dass durch die Vergrößerung der Arbeitsbreiten wichtige Landschaftsstrukturelemente wie Hecken und Büsche verloren gehen, weil sie den Einsatz von Mähern mit großen Arbeitsbreiten erschweren.
Hecker, L.P., Wätzold, F., Yang, X. et al. Squeeze it or leave it? An ecological-economic assessment of the impact of mower conditioners on arthropod populations in grassland. J Insect Conserv 26, 463–475 (2022). https://doi.org/10.1007/s10841-022-00392-5