Bienenwolf schützt symbiotische Bakterien

  • Veröffentlicht am: 16.08.2023

Die Bienenwolf-Symbiose ist ein faszinierender Fall von gegenseitigem Schutz. Foto: gailhampshire/Flickr, CC BY 2.0

Die Eier des Bienenwolfs geben Stickstoffmonoxid ab, um mikrobielle Konkurrenten in der Brutzelle abzutöten. Zur Entwicklung sind die Nachkommen allerdings auf symbiotische Bakterien angewiesen und sie können dem giftigen Gas erstaunlicherweise trotzen. Wie das funktioniert haben Forscher nun enträtseln können.

Bienenwölfe beherbergen in ihren Antennen symbiotische Bakterien, die einen Antibiotika-Cocktail aus bis zu 49 verschiedenen Substanzen produzieren, der ihre Larven vor Schimmelpilzen schützt. Die Weibchen fangen Honigbienen, lähmen sie mit einem Stich und schleppen sie in unterirdische Bruthöhlen, die sie zuvor gegraben haben. Dort legen sie dann auch ihre Eier ab, wobei die Bienen den schlüpfenden Larven als Nahrung dienen. Mit der Eiablage deponieren Bienenwolf-Weibchen die symbiotischen Bakterien in einer weißen Masse an der Decke der Brutzelle.

In der feuchten Erde kann es schnell zu Schimmelbildung kommen, die die Haltbarkeit der Bienen und somit der eingelagerten Nahrung stark einschränken kann. Aus früheren Studien war bereits bekannt, dass die Eier der Bienenwölfe das giftige Gas Stickstoffmonoxid als Schutz freisetzen.

„Wir Menschen kennen Stickstoffmonoxid vor allem aus Autoabgasen, in denen es reichlich vorhanden ist. Das freie Radikal kann die Atemwege schädigen und den Sauerstofftransport im Körper beeinträchtigen, weshalb Auspuffgase so gefährlich für unsere Gesundheit sind. Das Bienenwolf-Ei macht sich die toxischen Eigenschaften von Stickstoffmonoxid zunutze, um die unterirdische Brutzelle, in der es sich entwickelt, zu desinfizieren und so die Ausbreitung von krankheitserregenden Keimen zu verhindern. In der Brutzelle befinden sich jedoch auch die Antibiotika produzierenden Symbiose-Partner des Bienenwolfs. Mit unseren Untersuchungen wollten wir herausfinden, wie die bakteriellen Helfer die Freisetzung des giftigen Gases aus dem Ei überleben“, erläutert Studienautor Tobias Engl vom Max-Planck-Institut für chemische Ökologie die Zielsetzung der Studie.

Zunächst gingen das Team der Wissenschaftler davon aus, dass die Bakterien sich selbst davor schützen, vergiftet zu werden. In den symbiotischen Bakterien werden unter In-vitro-Bedingungen Gene, die am Schutz gegen das Gas beteiligt sind, hochreguliert, sobald die Bakterien mit dem Gas konfrontiert werden.

„Weitere Experimente in der Bruthöhle selbst zeigten aber, dass die Aktivierung der Schutz-Gene bei Weitem nicht ausreicht, um die hohen Stickstoffmonoxid-Konzentrationen zu überleben. Unter Umweltbedingungen war eine Hochregulierung dieser Gene bei den Symbionten in der Bruthöhle dann auch gar nicht mehr nachweisbar“, so die Studienautorin Chantal Ingham von der Johannes Gutenberg-Universität Mainz.

Kohlenwasserstoffe als Schutz

Den Schlüssel zur Lösung ihrer Frage fand das Team der Forscher, als sie die weiße Substanz, die von den Antennendrüsen der Bienenwolf-Weibchen abgesondert wird, genauer unter die Lupe nahmen. Insbesondere untersuchten sie die Wirkung des Sekrets und der darin enthaltenen Kohlenwasserstoffe gegen das giftige Stickstoffmonoxid. Experimente zeigten, dass die Kohlenwasserstoffe, die die Symbiose-Bakterien im Antennendrüsensekret des Bienenwolfs umgeben, das Stickstoffmonoxid von den Symbionten fernhalten und verhindern, dass die Bakterien durch das giftige Gas zu Schaden kommen.

„Dies ist eines der wenigen Beispiele, die deutlich machen, wie ein Insekt seine eigenen Symbionten während der gefährdeten Phase der Übertragung von einer Generation zur nächsten schützen kann. Es beschreibt außerdem eine weitere spannende Funktion von Kohlenwasserstoffen, die bei Insekten in erster Linie dem Schutz vor Austrocknung und natürlichen Feinden sowie der chemischen Kommunikation dienen“, meint Tobias Engl.

Symbiotische Bakterien werden in vielen Insektenarten von einer Wirtsgeneration auf die nächste übertragen. Diese Übertragung kann einerseits über die Keimbahn erfolgen. Oftmals befinden sich die Symbionten aber auch über einen Zeitraum außerhalb des Wirts.

„Bei den meisten dieser Symbiosen ist unklar, wie es den Symbionten gelingt, außerhalb des Wirts zu überleben, von dem sie meistens vollkommen abhängig sind. Die Bienenwolf-Symbiose ist ein faszinierender Fall von gegenseitigem Schutz: Die Symbionten schützen den Wirt vor Krankheitserregern, indem sie Antibiotika produzieren. Der Wirt wiederum schützt seine Symbionten durch eine Schicht von Kohlenwasserstoffen vor der eigenen Abwehr gegen Krankheitserreger. Der hier vorgestellte Mechanismus zeigt, wie sich Bienenwölfe gegen Pathogene verteidigen können, während sie gleichzeitig die Symbiose mit ihren bakteriellen Helfern aufrechterhalten“, fasst Martin Kaltenpoth vom Max-Planck-Institut für chemische Ökologie in Jena die Bedeutung der Studienergebnisse zusammen.

Weitere Experimente sollen jetzt zeigen, ob das spezielle Gemisch der Kohlenwasserstoffe des Bienenwolfs besonders gut geeignet ist, die Symbionten schützen oder ob im Grunde jeder Kohlenwasserstoff diese Aufgabe erfüllen könnte.

Literaturstelle: 

Ingham, C. S., Engl, T., Matarrita-Carranza, B. A., Vogler, P., Huettel, B., Wielsch, N., Svatoš, A., Kaltenpoth, M. (2023). Host hydrocarbons protect symbiont transmission from a radical host defense Proceedings of the National Academy of Sciences of the United States of America, doi: 10.1073/pnas.2302721120

Die Studie ist in vollem Umfang frei zugänglich (Open Access).
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