Der Geruch verletzter Bienen

  • Veröffentlicht am: 22.09.2023

Der Geruch verletzter Honigbienen ist für manche Fliegen attraktiv und das nutzt eine Pflanze gezielt aus. Foto: Kai Wenzel/Unsplash

Blumen, die verwundete Insekten imitieren, bedienen sich der so genannten Kleptomyiophilie. Ihr Ziel ist es, „kleptoparasitische“ Fliegen als Bestäuber anzulocken. Es handelt sich dabei um eine spezialisierte Art der Blumen-Mimikry und geht häufig mit physischen Fangvorrichtungen einher. Ceropegia gerrardii fängt Bestäuber jedoch nicht, sondern lockt sie nur an - mithilfe eines Sektrets, das nach verletzten Honigbienen riecht.

Leuchterblumen Ceropegia besitzen Reusenfallen, in denen sie Insekten fangen und erst nach der Bestäubung wieder freilassen. 
Ceropegia gerrardii wird überwiegend durch den Kleptoparasiten Desmometopa spp. bestäubt. Experimente zum Ausschluss von Bestäubern bestätigten, dass C. gerrardii für die Fortpflanzung auf Bestäuber angewiesen ist. Es ist eine mehrjährige Pflanze, die im Osten Südafrikas vorkommt. Während der Blütezeit von Dezember bis April entwickeln sich die Blüten einzeln und öffnen sich nacheinander.
Die Blütenfarbe variiert geografisch, wobei Pflanzen im Süden metallisch grüne Blüten aufweisen und Pflanzen im Norden schwarze, braune oder dunkelgrüne Blüten aufweisen.
Die Analysen der Blütenfarben legen nahe, dass Farbsignale keine Rolle spielen.

Die Blütenkronen der Pflanze scheiden ein protein- und zuckerhaltiges Sekret aus, ähnlich der Hämolymphe verwundeter Insekten, von der sich die Fliegen ernähren. Der Duft ähnelte chemisch dem von verletzten Honigbienen: Vier von 24 elektrophysiologisch aktiven Verbindungen, die alle von verletzten Honigbienen freigesetzt werden, konnten als Schlüsselakteure beim Anlocken von Bestäubern identifiziert werden. 15 Komponenten wurden sowohl bei Honigbienen als auch C. gerrardii nachgewiesen.

Eine Mischung aus Heptan-2-on, Nonan-2-ol und Geraniol erwies sich für Desmometopa-Arten als äußerst attraktiv, während Octylacetat als wichtiger Lockstoff für Milichiella-Fliegen identifiziert wurde.

Die Blüten von C. gerrardii imitieren chemisch verletzte Honigbienen, um kleptoparasitäre Fliegen anzulocken und sie mit einem Sekret zu belohnen, das der Hämolymphe ähnelt, von der sie sich normalerweise ernähren würden.
Das Sekret hält blütenbesuchende Fliegen teils mehrere Stunden auf den Blüten und das Vorhandensein von Protein im Sekret lässt darauf schließen, dass es mehr als nur eine Energiequelle darstellt.
Es scheint vielmehr die Funktion zu haben, Fliegen über lange Zeiträume auf den Blüten festzuhalten, sodass sie sich zwischen den Korona-Lappen bewegen und Pollinaria erwerben oder ablagern.

Die Studie ist in vollem Umfang frei zugänglich (Open Access).
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