Nahrungsangebot entscheidet über Insektenvielfalt

  • Veröffentlicht am: 11.10.2023

Viele Blüten ziehen viele Insekten an. Foto: James Wheeler/Unsplash

Forscherinnen haben herausgefunden, dass in der Frühsaison Insekten wie Wespen, Käfer und Fliegen eine entscheidende Rolle für die Bestäubung von Pflanzen in städtischen Umgebungen spielen. Für die Artenvielfalt ist zudem das Nahrungsangebot entscheidender als beispielsweise die Flächenversiegelung.

Während die Interaktionen von zwischen Bienen und Nutzpflanzen bereits gut untersucht sind, ist das Wissen über die Rolle anderer Insekten bei der Bestäubung bisher noch begrenzt. In einer Studie wurden unterschiedliche Pflanzen- und Insektenarten beobachtet und wie sie miteinander interagieren. Durchgeführt wurde die Untersuchung in 30 Gemeinschaftsgärten in Berlin und München, die das Team von Mai bis August monatlich aufsuchte. Die Ergebnisse leisten einen Beitrag, Biodiversität besser zu verstehen und ihrem Verlust künftig entgegenzuwirken.

Honigbienen, Wildbienen und Hummeln übernehmen den überwiegenden Teil der Bestäubungsleistung. Die Forscherinnen stellten nun allerdings fest, dass in der Frühsaison andere Insekten wie Wespen, Käfer und Fliegen einen erheblichen Beitrag leisten. Besonders relevant ist dies, weil im Mai früh blühende Pflanzen Bestäubung benötigen, darunter bedeutende Nutzpflanzen wie Erdbeeren, aber auch viele Wildpflanzen. Dann sind diese eher unscheinbaren Insektenarten die häufigsten Blütenbesucher. „Viele dieser Bestäuber sind zudem robuster als Honigbienen und fliegen selbst unter schlechten Bedingungen noch. Ihr Beitrag zur Bestäubung der Pflanzen wird leider völlig unterschätzt“, so Dr. Julia Schmack von der Technischen Universität München.

Blütenvielfalt entscheidend für Insekten

Auch wie sich Urbanisierung und damit einhergehende Veränderungen in Blühangebot und Nistmöglichkeiten für Insekten auf deren Vielfalt auswirken, ist bisher wenig untersucht. Bei ihren Beobachtungen stellten die Forscherinnen fest: Blütenvielfalt zeigt die stärksten Effekte auf die Biodiversität der Insekten. Flächenversiegelung, Gartengröße, Blütenmenge und Nistplätze haben nur geringen Einfluss. „Städte bergen ein großes Potential, dem Artensterben entgegenzuwirken, indem wir Lebensräume für Pflanzen und Tiere schaffen“, erklärt Julia Schmack.

Um das Zusammenspiel zwischen Insekten und ausgewählten Nutz- und Wildpflanzen besser zu verstehen, wurden deren Interaktionen beobachtet. Die Insekten zeigten dabei unterschiedliche Nahrungsvorlieben. Lavendel wurde beispielsweise ausschließlich von Bienen angeflogen, Schafgarbe und Gänseblümchen nur von anderen Insekten. Andere Pflanzen zeigten ein breiteres Spektrum an Bestäubern. So bestäuben bei Oregano sowie Ringelblume hauptsächlich Honig- und Wildbienen. Bei Rotklee sowie Löwenzahn beobachtete das Forschendenteam überwiegend Ameisen und Schwebfliegen sowie Ameisen und Käfer. Bei Erdbeeren sind Ameisen und Wildbienen am Häufigsten zu finden.

Wer in einer Stadt wohnt, kann mithilfe der eigenen Gartenarbeit mehr Biodiversität schaffen. Julia Schmack ist optimistisch: „Durch gezielte Pflanzungen können wir urbane Räume so gestalten, dass sie sich positiv auf Insekten auswirken.“

Literaturstelle: 

Schmack, J.M., Egerer, M. Floral richness and seasonality influences bee and non-bee flower interactions in urban community gardens. Urban Ecosyst 26, 1099–1112 (2023). https://doi.org/10.1007/s11252-023-01353-9

Die Studie ist in vollem Umfang frei zugänglich (Open Access).
Indexierung