Artenschützer finden seltene Wildbienen in Berlin
Auch eine Zweifarbige Schneckenhausbiene wurde in Berlin gesichtet. Foto: gailhampshire/Flickr, CC BY 2.0 DEED
Viele Wildbienenarten finden sich in Städten, auch Berlin profitiert von diesem Trend. Sowohl in der Innenstadt, als auch in den Außenbezirken tummeln sich zahlreiche Wildbienenarten, darunter viele seltene.
Untersuchungen der Deutschen Wildtier Stiftung aus dem vergangenen Jahr zeigen die große Vielfalt. „Von den insgesamt 330 Wildbienenarten in der Hauptstadt konnten wir 170 Arten auf den von uns betreuten Flächen nachweisen“, sagt Manuel Hensen, Leiter der Wildbienenprojekte der Deutschen Wildtier Stiftung. „Elf der erfassten Arten auf diesen Flächen sind auf der Roten Liste der Bienen Deutschlands als ,gefährdet‘ gelistet.“
Seit 2019 werden die Wildbienenarten Berlins auf den von der Deutschen Wildtier Stiftung angelegten und gepflegten Flächen erfasst. Am Wriezener Bahnhof in Friedrichshain wurde zum Beispiel die seltene Stängel-Löcherbiene Heriades rubicola gefunden. Und am Tegeler Weg in Charlottenburg fliegt die Blattschneiderbiene Megachile ligniseca.
2023 wurden zusätzlich Stiftungsflächen in den Außenbezirken Marzahn-Hellersdorf, Neukölln und Tempelhof-Schöneberg untersucht. Die Ergebnisse zeigen, dass auch hier viele bedrohte Wildbienenarten das Nektar-, Pollen- und Nistangebot der Stiftung nutzen. „Besonders bemerkenswert sind hier die Funde der beiden schneckenhausbewohnenden Mauerbienenarten Osmia spinulosa und Osmia bicolor“, so Manuel Hensen. Überraschend ist auch der Fund der Witwenblumen-Sandbiene Andrena hattorfiana. Sie ist aufgrund ihrer Spezialisierung auf die Pollen von Witwenblumen vor allem auf artenreiche Magerwiesen angewiesen und darum inzwischen sehr selten. Eine weitere bedeutende Entdeckung ist die Luzerne-Graubiene Rhophitoides canus. Sie ist auf die Luzerne spezialisiert und braucht große und trockenwarme Offenlebensräume wie etwa das Tempelhofer Feld.
Bevor Wildbienen eine Fläche neu anfliegen, muss diese erst insektenfreundlich gemacht werden. Gerade auf kurz geschorenen Rasenflächen bedeutet das viel Arbeit: „Wir entfernen Rasensoden, lockern den Boden, säen Samen von Wildblumen aus, die erst einmal keimen müssen“, erklärt Manuel Hensen. In heißen Sommern ist es zudem wichtig, die frisch eingesäten Flächen ausreichend zu wässern, damit die Keimlinge auch Trockenphasen überstehen. Sind die mehrjährigen Pflanzen dann angewachsen und blühen, kommen sie gut ohne menschliche Hilfe zurecht.
Die erfreulichen Untersuchungsergebnisse aus Berlin belegen, dass die Blühflächen der Deutschen Wildtier Stiftung einen nachhaltigen Beitrag zur Insektenvielfalt leisten. Das Projekt wird maßgeblich von der Senatsverwaltung für Mobilität, Verkehr, Klimaschutz und Umwelt finanziert. Für 2024 hat die Stiftung ein neues Ziel: „Wir wollen alle Akteure bei der Grünflächenpflege noch besser vernetzen“, sagt Manuel Hensen. „Und wir möchten ein Forum für Diskussion und Wissenstransfer schaffen. Daraus sollen Handlungsempfehlungen für die öffentliche Grünpflege entstehen, damit Wildbienen noch besser geschützt werden.“