Komplexe Kontamination mit Pestiziden

Mauerbienen fliegen auch auf Löwenzahn, was gefährlich werden kann, wenn er mit Pestiziden belastet ist. Foto: Niels Gründel
Pestizide werden auf landwirtschaftlichen Flächen ausgebracht, finden sich durch Abdrift aber auch in umgebenden unbewirtschafteten Blühflächen und wurden sogar in Naturschutzgebieten nachgewiesen. Bestäuber wie Honig- und Wildbienen leiden in unterschiedlichem Maße unter den Belastungen durch Pestizide in der Umwelt.
In einer Studie nutzten Wissenschaftler ein Bienen-Pflanzen-Netzwerk für die Untersuchung eines Anbaugebietes im US-Bundesstaat Oregon für kommerzielle Süßkirschen Prunus avium und den umgebenden, unbewirtschafteten Blütenlebensraum. Die Pestizidbelastung der Blütenpflanzen in diesem Netzwerk wurde geschätzt, indem Pollen von Honigbienen gesammelt und die Herkunft des Pollens identifiziert wurde. Anschließend wurden die Ergebnisse mit den Besuchen von Wildbienen und der Toxizität der nachgewiesenen Pestizide in Beziehung gesetzt.
Das Team gleichte über 90 Interaktionen zwischen Pflanzen und Wildbienen mit dem von Honigbienen gesammelten Pollen ab. Durch die Kombination der Daten von Bienenbesuchen und Pollen konnten sie die Gefahr, die von Pestiziden ausgeht, 33 Pflanzengattungen zuordnen. Im Gegensatz zu früheren Studien stellte das Team der Forscher dabei fest, dass die größte Gefahr für Wildbienen nicht von Besuchen der Nutzpflanzen oder von Pestizidabdrift beim Spritzen der Obstbäume ausging, sondern von der Kontamination einer bestimmten Unterholzpflanze der Gattung Taraxacum. Die Bedeutung von Löwenzahn für die Pestizidbelastung hing sowohl mit der Gefährlichkeit des Pollens als auch mit der Häufigkeit des Besuchs durch Wildbienen der Gattung Osmia zusammen. Pollen weist typischerweise höhere Pestizidrückstände als Nektar derselben Pflanzen auf. Bei Wildbienen macht dies einen Unterschied, da Drohnen und kleptoparasitäre Arten keinen Pollen sammeln. Nektar stellt ihre primäre Nahrungsquelle dar.
In ihrem Resümee warnen die Wissenschaftler davor, die Ergebnisse der Pestizidbelastung für Wildbienen zu verallgemeinern, zumal es große Unterschiede während des Untersuchungszeitraums gab: Die Gefahr durch Pestizide veränderte sich im Laufe der Zeit. Im Jahr 2020 wurde Pyriproxyfen während der Kirschblüte 46-mal nachgewiesen, während der Blüte im Jahr 2021 jedoch nur 6-mal. Die Rückstände aus Pyriproxyfen stammten wahrscheinlich nicht unmittelbar aus dem Anbau der Süßkirschen, sondern wahrscheinlich von einer nahe gelegenen Birnenplantage.
Imidacloprid wurde während der Kirschblüte 2020 nachgewiesen. Aufgrund seiner akuten Toxizität für Bienen trug es erheblich zum Pestizidrisiko in Brassicaceae-Proben bei, in denen es nachgewiesen wurde.
Carlson, E.A., Best, L., Melathopoulos, A. et al. A risk based pollination network for non-Apis bees demonstrates the importance of understory plant contamination. Sci Rep 15, 14519 (2025). https://doi.org/10.1038/s41598-025-99244-w