Auswirkungen von Ernährungsstress bei Hummeln artspezifisch

  • Veröffentlicht am: 26.11.2021

Ackerhummeln reagieren auf Ernährungsstress anders als die Modellhummel. Foto: benjamine scalvenziFolgen/Flickr, CC BY 2.0

Hummeln sind ökologisch und ökonomisch wichtige Bestäuber und Ernährungsstress ist ein bedeutender Faktor für ihren Rückgang. Das Wissen über den Nährstoffbedarf von Hummeln beschränkt sich jedoch weitgehend auf die Arten, die im Labor leicht aufgezogen werden können. Langzüngige Hummeln zählen dazu nicht, sind ökologisch aber besonders wertvoll. Wissenschaftler haben nun die Auswirkungen unterschiedlicher Pollendiäten auf Ackerhummeln Bombus pascuorum und Gartenhummeln Bombus hortorum untersucht.

Im Versuch kamen 62 Königinnen von Ackerhummeln und zwanzig Königinnen von Gartenhummeln zum Einsatz.
Die Hummeln wurden mit zwei unterschiedlichen Pollendiäten gefüttert – einer vielfältigen und einer eher einseitigen Pollendiät.

Die weniger abwechslungsreiche Pollenmischung bestand nach Herstellerangaben vor allem aus Weißdornpollen Crataegus monogyna. Die abwechslungsreiche Pollenmischung enthielt 75 % Wildblumen-, 15 % Heidekraut- Erica sp. und 10 % Weißdorn-Pollen.
Dieser kommerziell erhältliche Pollen wird von Honigbienen gesammelt und enthält daher wenig von dem Pollen, den Hummel-Arten bevorzugen, die in freier Wildbahn häufig auf Hülsenfrüchtlern Fabaceae nach Pollen suchen.

Im Ergebnis waren beide Diätprogramme für die Königinnen beider Hummel-Arten ausreichend genug, um Arbeiterinnen aufzuziehen.

Überraschend fanden die Forscher, dass die weniger abwechslungsreiche Ernährung in mancher Hinsicht genauso gut, wenn nicht sogar besser war wie die abwechslungsreichere Pollenmischung. Königinnen von Ackerhummeln legten trotz monothematischer Ernährung genauso viele Eier und starteten sogar früher.
Der Erfolg bei der Eiablage durch die einseitige Ernährung war bei Gartenhummel-Königinnen sogar noch stärker ausgeprägt.

Unabhängig vom genauen Mechanismus deuten die Ergebnisse auf grundlegende Unterschiede im Ernährungsbedarf dieser Bienen hin. Unterschiede in den lebensgeschichtlichen Merkmalen von Hummeln erklären wahrscheinlich einige Unterschiede in der Ernährungsbiologie, die zwischen diesen und anderen Hummel-Arten beobachtet wurden (Moerman et al. 2016; Persson et al. 2015; Vaudo et al. 2015) und unterstreichen, wie wichtig es ist, die Bedürfnisse einzelner Arten zu berücksichtigen, um vollständig zu verstehen, wie wild lebende Bienengemeinschaften von Ernährungsstress betroffen sind.

Ackerhummeln und Gartenhummeln sind ökologisch ähnlich. Die beobachteten Unterschiede könnten auf Faktoren wie die Gesundheit der jeweiligen Königin und ihren Infektionsstatus zurückzuführen sein; ebenso gut ist es möglich, dass sich selbst subtile Unterschiede in der Physiologie in ihren Ernährungsbedürfnissen widerspiegeln. Zum Beispiel besitzen Ackerhummeln einen kleineren Nahrungsbereich wie Wood et al. 2015 beschrieben, aber einen längeren Lebenszyklus der Kolonie als Gartenhummeln wie Benton 2006 beschrieb, was die Fähigkeit von Königin und Arbeiterinnen beeinträchtigen kann, Perioden von Ernährungsstress ohne Beeinträchtigungen zu überstehen.

Die signifikanten Unterschiede zwischen den beiden Arten zeigen, warum man sich nicht nur auf eine oder zwei Modellarten bei Untersuchungen an Hummeln verlassen kann, um die Auswirkungen von Ernährungsstress auf Hummeln generell zu verstehen.

Literaturstelle: 

Carnell, J.D., Hulse, R.A., Page, S. et al. Effect of diet on incipient colony success for two long-tongued bumblebee species in the laboratory. Insect. Soc. 67, 531–539 (2020). https://doi.org/10.1007/s00040-020-00792-3

Die Studie ist in vollem Umfang frei zugänglich (Open Access).
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