Exposition mehrerer Pestizide erhöht Bienensterblichkeit
Die kombinatorische Wirkung von Pestiziden ist für Bienen gefährlicher als die angenommene Summe der bekannten Einzelwirkungen. Foto: ajs1980518/Pixabay
Eine neue Studie bestätigt, dass Bienen, die mehreren Pestiziden in der Landwirtschaft zugleich ausgesetzt sind, deutlich höhere Sterblichkeitsraten aufweisen, als aufgrund ihrer kombinierten Auswirkungen vorhergesagt werden konnte.
Bienen sind in der Umwelt einer Kombination von Umweltstressoren wie Pestiziden, Parasiten und mangelnder Ernährung ausgesetzt. Im Rahmen der aktuellen Studie analysierte ein Team von Forschern in einer Meta-Studie Daten aus 90 Studien der letzten zwei Jahrzehnten. Dabei fanden sie heraus, dass Bienen, wenn sie diesen Stressoren in Kombination ausgesetzt waren, die Bienensterblichkeit deutlich erhöhten. Insbesondere die Exposition gegenüber mehreren Agrochemikalien erhöhte die Bienensterblichkeit eher als andere Stressfaktoren.
Risikobewertungsverfahren werden in der ganzen Welt verwendet, um zu bestimmen, ob Agrochemikalien sicher verwendet werden können. Die Bewertungen konzentrieren sich jeweils auf einen Wirkstoff und berücksichtigen nicht, wie Agrochemikalien in Bezug auf die Tiergesundheit tatsächlich miteinander interagieren. Die nun veröffentlichten Ergebnisse bestätigen, dass die Exposition gegenüber kombinierten Stressoren weitaus schädlichere Auswirkungen auf Bienen haben kann, als aktuelle Umweltrisikobewertungen vorhersagen.
„Bienen sind der Schlüssel zur Gesundheit unseres Planeten, aber die Anzahl der Stressoren, denen sie ausgesetzt sind, nehmen als Folge menschlicher Aktivitäten zu. Pflanzen werden mit mehreren Agrochemikalien behandelt, sodass Bienen routinemäßig mehreren verschiedenen Chemikalien gleichzeitig ausgesetzt sind. Unsere Analyse ergab, dass die Wechselwirkungen zwischen diesen Chemikalien die Bienensterblichkeit signifikant erhöht haben, über das Niveau hinaus, das wir vorhersagen würden, wenn wir nur die negativen Auswirkungen mehrerer Chemikalien zusammenzählen würden“, so Studienautor Dr. Harry Siviter, inzwischen an der Universität Texas in Austin. „Leider werden diese Wechselwirkungen bei der Zulassung von Agrochemikalien nicht berücksichtigt und ihre Auswirkungen auf die Bienen unterschätzt.“
„Unsere Analyse zeigt einen allgemeinen Trend zu schwerwiegenderen Wechselwirkungen bei der Interaktion von Agrochemikalien, aber ich denke, es ist ebenso wichtig zu beachten, dass dies nicht bedeutet, dass bei anderen Arten von Stressoren keine schädlicheren Auswirkungen auftreten“, so Dr. Emily Bailes von der Bangor Universität. „Insbesondere die Auswirkungen der Ernährung wurden kaum erforscht. Aus Sicht der Risikobewertung sollte diese Variation nicht übersehen werden.“
„Unsere Ergebnisse bedeuten, dass Aufsichtsbehörden und Hersteller von Agrochemikalien ihre Herangehensweise an die Risikobewertung grundlegend ändern müssen. Das Regulierungsverfahren in ihrer jetzigen Form schützt Bienen nicht vor den unerwünschten Folgen einer komplexen agrochemischen Exposition“, so Professor Mark Brown von der Royal Holloway Universität. „Wenn wir dies nicht angehen und Bienen weiterhin mehreren anthropogenen Stressfaktoren in der Landwirtschaft aussetzen, wird dies zu einem anhaltenden Rückgang von Bienen und Bestäubungsdiensten zum Nachteil der Gesundheit von Mensch und Ökosystem führen.“
Siviter, H., Bailes, E.J., Martin, C.D. et al. Agrochemicals interact synergistically to increase bee mortality. Nature (2021). https://doi.org/10.1038/s41586-021-03787-7