Nachtaktive Honigbienen

  • Veröffentlicht am: 28.11.2023

Riesenhonigbienen können auch in der Nacht sehen. Foto: Mike Prince/Flickr, CC BY 2.0 DEED

Die in Asien beheimatete Riesenhonigbiene Apis dorsata kann auch in der Nacht Farben wahrnehmen. Die Riesenhonigbiene kann bis hin zu Lichtstärken bei Halbmond Farben sehen und ist daher auch in Nächten bei entsprechenden Lichtstärken aktiv. 

Riesenhonigbienen sind hauptsächlich tagaktiv, während die Westliche Honigbiene Apis mellifera ausschließlich tagaktiv ist und als farbenblind in der Dämmerung gilt.
Honigbienen nutzen den Sonnenstand für die Kommunikation und Navigation. Es ist daher nicht überraschend, dass die meisten Arten Honigbienen gegen Sonnenuntergang ihre Nahrungssuche einstellen. Nicht anders auch die Westliche Honigbiene, die bei schwachem Licht keine Farbsignale mehr nutzen kann.

Es gibt einige nachtaktive Bienen, wobei das Farbsehen nur für wenige Arten ausdrücklich beschrieben wurde, etwa für die Holzbiene Xylocopa tranquebarica; auch die Westafrikanische Honigbiene Apis mellifera adansonii dehnt die Nahrungssuche bei Bedarf bis in die Nacht hinein aus. Die Nachtaktivität bei Bienen ist insgesamt untypisch und hat sich in mehreren Familien unabhängig voneinander entwickelt.

Ein Team von Wissenschaftlern führte Untersuchungen zur Farbwahrnehmung bei Riesenhonigbienen sowohl am Tag als auch bei Nacht von August 2019 bis Mai 2022 durch.

Trainierte Bienen flogen sowohl bei hellem Tageslicht als auch schwachem Licht zuerst immer auf die erlernten Farben. Lediglich bei extrem schwachem Licht ließ das antrainierte Verhalten nach. Die Wahrnehmung chromatischer Hinweise lässt daher bei abnehmendem Licht durchaus nach.

Die Schwelle des Farbsehens der Riesenhonigbiene bei schwachem Licht ähnelt überraschend der des Menschen.

Die nächtliche Nahrungssuche der Riesenhonigbiene erfolgte auffällig häufig in der abnehmenden Phase vom Vollmond zum Halbmond.

Eine Farbwahrnehmung in der Nacht erfordert allerdings Anpassungen. Nachtaktive Insekten wie Motten besitzen dazu überlagerte Facettenaugen, die für eine 100- bis 1000-fache Steigerung der Empfindlichkeit führen.

Auch nachtaktive Bienen zeigen morphologische Anpassungen. Die nachtaktive Holzbiene X. tranquebarica hat etwa größere Augen und breitere Rhabdome, lichtleitende Achsstäbe innerhalb eines Einzelauges.
A. dorsata besitzt unter den Honigbienen zwar die größten Augen (2,8 ± 0,1 mm Länge und 6394 Facetten), allerdings sind sie kleiner als die von X. tranquebarica (mit 18.804 Facetten).

Visuelle Informationen können auch auf neuronaler Ebene anders verarbeitet werden. Dunkle Erdhummeln Bombus terrestris behalten ihre Flugleistung bei niedrigeren Lichtverhältnissen bei: Sie fliegen langsamer und haben eine verringerte Reaktionsgeschwindigkeit der Photorezeptoren.

Ob Lichtverschmutzung die Nahrungsökologie nachtaktiver Bienen stört und sich auf ihre nächtliche Bestäubung auswirkt, ist aktuell unerforscht. Studien, die die nächtliche Aktivität dieser Bienen in lichtverschmutzten städtischen Gebieten mit Bienen und in lichtverschmutzungsfreien Gebieten vergleichen, könnten Aufschluss über ihre nächtliche Nahrungsökologie und ihre mögliche Rolle bei der Bestäubung geben.

Die Studie ist in vollem Umfang frei zugänglich (Open Access).
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