Größeres Gehirn hilft Bienen in Städten

  • Veröffentlicht am: 12.08.2024

Gehörnte Mauerbienen sind häufig in Städten anzutreffen. Foto: Niels Gründel

Städtische Umgebungen erfordern von Bienen dynamische Herausforderungen, einschließlich neuer Ressourcen und sich ändernder menschlicher Störungen. Ein großes Gehirn bietet möglicherweise die kognitive Flexibilität, diese neuen Ressourcen zu nutzen und gleichzeitig Risiken zu vermeiden.

Vielfalt und Zahl bestäubender Insekten werden durch die Umwandlung natürlicher Lebensräume durch den Menschen maßgeblich negativ geändert. Allerdings gibt es Ausnahmen: Einige Arten finden auch in anthropogenen Landschaften geeignete Ressourcen, um zu überleben und sich zu vermehren.
Die Gründe, warum einige Arten mit anthropogenen Umgebungen besser zurechtkommen als andere, wird bisher kaum verstanden. Eine mögliche Erklärung ist die Hypothese des von Wirbeltieren bekannten kognitiven Puffers von Ducatez et al. 2020, die bei Insekten jedoch nie getestet wurde: Die Annahme legt nahe, dass Arten mit größeren Gehirnen über eine verbesserte Verhaltensplastizität verfügen, die es ihnen ermöglicht, sich neuen Herausforderungen zu stellen und sich an sie anzupassen.

In einer Studie sollte diese Hypothese bei Insekten untersucht werden. Dazu hat ein Team von Wissenschaftlern die Gehirngröße von 89 Bienenarten gemessen und ihren Zusammenhang mit dem Grad der Habitatbelegung bewertet.
Die meisten Bienenarten sind häufig in einem oder zwei von drei untersuchten Lebensraumtypen anzutreffen. Die meisten Arten zeigten eine geringe Besiedlung in städtischen Lebensräumen (56 Arten) und nur 28 Arten eine hohe Besiedlung in diesem Lebensraumtyp.

Die Ergebnisse zeigen zusammengefasst, dass Bienenarten, die hauptsächlich in städtischen Lebensräumen vorkommen, im Verhältnis zu ihrer Körpergröße größere Gehirne besitzen als Arten, die eher in bewaldeten oder landwirtschaftlich genutzten Lebensräumen vorkommen. In Städten anzutreffende Bienen verfügen zudem über einen größeren Körper und damit absolut größere Gehirne.

Die Ergebnisse liefern damit die erste empirische Unterstützung für die Hypothese des kognitiven Puffers bei Wirbellosen: Große Gehirn bei Bienen bringen Verhaltensvorteile mit sich, um sich in städtischen Umgebungen besser zurechtzufinden. Und ein kognitiver Puffer ist demnach auch bei winzigen Gehirnen möglich.

Die Studie ist in vollem Umfang frei zugänglich (Open Access).
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