Fliegen ersetzen Bienen in der Arktis

  • Veröffentlicht am: 23.10.2018

Der Autor lebte während der Studienarbeit auf Grönland in einer alten Jägerhütte. Foto: Mikko Tiusanen

Die meisten Tiere der Arktis übernehmen auch Bestäubungsleistungen während der kurzen Blütesaison. Dennoch fehlt es in den arbeitsreichsten Wochen an Bestäubungsleistungen. Einen Großteil der Arbeit übernehmen Fliegen, doch auch sie sind in der Anzahl rückläufig.

„Im hohen Norden gibt es nur sehr wenige Bienen, wie Honigbienen und Hummeln, also tragen andere Insektengruppen die Hauptverantwortung für die Bestäubung“, erklärt Mikko Tiusanen.

In einer Studie fand der Wissenschaftler heraus, dass Verwandte der Stubenfliege eine zentrale Rolle bei der Bestäubung von Pflanzen spielen. Diese Mitglieder der Muscidae-Familie sind wichtige Bestäuber, die die Produktion des Saatguts der Pflanzen im hohen Norden beeinflusst.

Die Blütezeit in der Arktis ist kurz und innerhalb weniger Wochen nach der Schneeschmelze. Die zeitgleiche Blütenfülle sorgt für einen intensiven Wettbewerb der Pflanzen um die Bestäubungsleistung von Insekten.

Arktische Bestäubergemeinschaften werden von einigen Pflanzen- und Insektenarten dominiert, so das Ergebnis der Studie, was zu einer mangelhaften Anzahl an Bestäubern auf dem Höhepunkt der Pflanzenblüte führt.

„Dies ist wahrscheinlich auf einen Rückgang der Bestäuber zurückzuführen. Die Anzahl der Muscidae [Echten Fliegen], der wichtigsten Bestäuber, ist seit 20 Jahren rückläufig. Darüber hinaus reagieren Pflanzen und Bestäuber unterschiedlich auf die Klimaerwärmung und verschieben ihr Vorkommen auf unterschiedliche Phasen der Wachstumssaison“, so Mikko Tiusanen.

Engpässe auch an anderen Stellen

Globale Veränderungen der Lebensräume führen zu einem Rückgang der Biodiversität, wodurch Ökosysteme und ihre Fähigkeit, Ökosystemdienstleistungen zu produzieren, gestört werden. Zum Beispiel kann der Rückgang von Insektenpopulationen, insbesondere der Bestäuber, erhebliche Auswirkungen auf die Nahrungsmittelproduktion und damit auf die gesamte Menschheit haben.

„Arktische Gemeinschaften sind nicht die einzigen Bestäubergemeinschaften, die von einer Handvoll Arten dominiert werden. Landwirtschaftliche Lebensräume mit ihren Nutzpflanzen und Westlichen Honigbienen bilden eine strukturell ähnliche Gemeinschaft“, merkt Mikko Tiusanen an.

Während der Klimawandel und andere vom Menschen verursachte Umweltveränderungen zunehmen, müssen sich insektenbestäubte Pflanzen und ihre Bestäubergemeinschaften an neue Bedingungen in der Arktis und in anderen Regionen der Welt anpassen.

Die Studie ist in vollem Umfang frei zugänglich (Open Access).
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