3D-Scanner für Insekten

  • Veröffentlicht am: 06.01.2020

Der 3D-Scanner im Museum am Einsatzort. Foto: Hwa Ja-Götz/Museum für Naturkunde

Für die Forschung an Insekten reisen Wissenschaftler um die ganze Welt. Doch Dank der neuesten Digitalisierungsmöglichkeiten reichen in Zukunft ein paar Klicks am Computer aus, um jedes kleinste Haar einer Biene zu erkennen. Möglich macht dies der weltweit erste 3D-Scanner für Insekten aus Museumssammlungen, der sogenannte Darmstädter Insektenscanner DISC3D. Er hält Einzug ins Museum für Naturkunde Berlin.

„Unsere Aufgabe ist es, unsere Sammlung für die Wissenschaft und zum Wohl der Menschen zu öffnen. Um Antworten auf die Fragen zum Beispiel rund um das Insektensterben zu finden, ist es ein enormer Vorteil, wenn per Mausklick weltweit an Insekten geforscht werden kann“, sagt Generaldirektor Johannes Vogel vom Museum für Naturkunde Berlin. „Wir werden zu einem offenen Forschungsmuseum und gleichzeitig gelangt weniger CO2 in die Luft. Wir brauchen mehr solcher Kooperationen und Open-Source-Projekte, um Lösungen für die Fragen der Zukunft zu finden. Denn viele Antworten liegen in den naturkundlichen Sammlungen dieser Welt.“

Mittels des vollautomatischen Darmstädter Insektenscanners werden noch so kleine Insekten digital abgebildet. Es entstehen hochaufgelöste, dreidimensionale Objekte. Hunderte Jahre alte Insekten können so digital für die Nachwelt erhalten werden. Aber die 3D-Objekte dienen auch aktuellen Forschungsfragen und können Forschenden aus aller Welt wichtige Anhaltspunkte für ihre Fragestellungen geben.

„Der Insektenscanner ist für wenige Millimeter große Fliegen genauso geeignet wie für mehrere Zentimeter große Käfer“, sagt Michael Heethoff, einer der Entwickler von der Technischen Universität Darmstadt. „Das von uns entwickelte System ist einzigartig und wir freuen uns sehr, dass es nun im Museum für Naturkunde Berlin zum Einsatz kommt.“

Scanner ist Open-Source

Für die weitere Open-Source-Entwicklung des Geräts haben die Entwickler den gemeinnützigen Verein DiNArDa e.V. (Digitales Naturhistorisches Archiv Darmstadt) gegründet. Der Verein berät Naturkundemuseen weltweit bei der digitalen Erfassung ihrer Sammlungen.

Die Insekten in 3D werden aus rund 25.000 Aufnahmen zusammengefügt. Aus annähernd 400 Perspektiven werden Bilder mit einem 12-Megapixel-Sensor aufgenommen. Dafür braucht der Scanner mehrere Stunden. Am Ende benötigt jedes Objekt einige Gigabyte an Speicherplatz.

Bis 2030 werden alle 30 Millionen Objekte im Museum für Naturkunde Berlin mit unterschiedlichen Methoden digital erfasst. Nur die besonders wertvollen Objekte unter den Insekten werden mit dem DISC3D erfasst. Hierzu gehören die Typus-Exemplare: das sind die Individuen, anhand derer die Art zum ersten Mal beschrieben wurde.

Ziel ist es, dass Menschen weltweit mittels einer Datenbank alle Objekte durchsuchen, anschauen und untersuchen können. Reinzoomen, umdrehen, der Blick von oben oder unten: Das alles ist kein Problem. Etwa zehn Prozent von 30 Millionen Objekten sind bereits digitalisiert.

Von frei zugänglichen, digitalen und enzyklopädischen Sammlungen profitieren Menschen überall auf der Welt. „Wir öffnen unsere Sammlung für alle, um das Wissen um die Natur zugänglich zu machen und Raum für Innovation zu schaffen“, sagt Frederik Berger, wissenschaftlicher Leiter der Sammlungsdigitalisierung am Museum für Naturkunde Berlin. „Die Medizinforschung, die Kunst- oder die Start-up-Szene Berlins arbeiten mit der Sammlung und lassen sich von ihr inspirieren.“

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