Betrugsvorwürfe um Skandal-Labor bei Glyphosat-Zulassung
Jede siebte Herstellerstudie bei Glyphosat-Zulassung unter Fälschungsverdacht. Foto: Darko Stojanovic/Pixabay, CC0
21 der 150 im Zulassungsverfahren von Glyphosat neu eingereichten Herstellerstudien stammen aus einem Tierversuchslabor, das mit schweren Betrugsvorwürfen konfrontiert ist. Die Vorwürfe gegen Labor reichen von der serienmäßigen Fälschung von Versuchsdaten, die „nicht den Erwartungen entsprachen“, bis zur Vertuschung des Todes von Versuchstieren. Sie gehen bis ins Jahr 2005 zurück und sind derzeit Gegenstand von Ermittlungen durch die zuständigen Staatsanwaltschaften in Deutschland.
Die österreichische Umweltschutzorganisation Global 2000, das deutsche Pestizid Aktions-Netzwerk PAN-Germany und die Brüsseler NGO „Corporate Europe Observatory“ zeigen in ihrem öffentlich zugänglichen Bericht „Gefährliches Vertrauen in die ‚Gute Laborpraxis‘“ (= GLP) die Vorwürfe im Detail auf.
Da Labor mit Sitz in Hamburg nach der „Guten Laborpraxis“ (GLP) zertifiziertes Vertragslabor. Die Zertifizierung nach GLP gilt eigentlich als Qualitätssicherungs-Standard, der 1978 als Antwort auf massive Fälschungen von Herstellerstudien bei US-Zulassungsverfahren von Arzneimittel- und Pestizidwirkstoffen eingeführt worden war.
GLP zielt darauf ab, durch verpflichtende tagesaktuelle Dokumentation aller Tätigkeiten, umfassende Archivierung aller Gewebeproben und regelmäßige interne und externe Inspektion die Manipulation und Fälschung von Daten zu unterbinden.
Der aktuelle Fall zeigt jedoch, dass die Zertifizierung Manipulationen weiterhin ermöglichte.
„Vielleicht erklärt das auch, weshalb im europäischen Zulassungsverfahren von Glyphosat, die Herstellerstudien übereinstimmend erklärten, dass Glyphosat nicht in der Lage sei, die DNA zu schädigen und Krebs auszulösen, während Dutzende von unabhängigen Studien Gegenteiliges fanden?“, fragt Helmut Burtscher-Schaden, Umweltchemiker von Global 2000.
Der mit PAN Germany zusammenarbeitende Toxikologe Dr. Peter Clausing ergänzt: „Die überwiegende Mehrheit der Studien, die zur Zulassung von Pestiziden, Medikamenten oder anderen Chemikalien führen, werden von den Herstellern selbst durchgeführt; entweder im eigenen Haus oder über ein GLP-zertifiziertes Vertragslabor wie das LPT Hamburg. Wir kritisieren diesen Interessenkonflikt seit vielen Jahren: Die Tests müssen von unabhängigen Labors unter öffentlicher Kontrolle durchgeführt werden, während die Finanzierung der Studien von der Industrie getragen werden sollte.“
Zulassungsverfahren sollen eigentlich gewährleisten, „dass Pestizide nur dann auf den Markt kommen, wenn sie keine inakzeptablen Auswirkungen auf die Insektenvielfalt, das Bodenleben, die Wasserqualität oder die menschliche Gesundheit haben. Die Realität zeigt uns Tag für Tag, dass dieses System nicht funktioniert“, so Helmut Burtscher-Schaden.