Blühstreifen in Städten helfen Wildbienen
Kein echter Blühstreifen in Wien, aber besser als nichts. Foto: Baroco Ferison/Pixabay, CC0
Städte haben weltweit das Potenzial erkannt, das neue, blütenreiche Grünflächen für Mensch und Bestäuber bieten. Viele Städte unterstützen daher die Anlage so genannter Blühstreifen. Wissenschaftlerinnen haben in einer quantitativen Bewertung ermittelt, wie schnell neue Blühflächen in der Stadt von Wildbienen angenommen werden. Das geht schneller als ursprünglich vermutet.
Der Erfolg von Blühstreifen bei der Erhaltung einzelner Bienen-Populationen hängt von der botanischen Zusammensetzung, der Entfernung zu geeigneten Nistplätzen und der Entfernung zu anderen Lebensräumen ab, in denen stabile Bienen-Populationen erhalten geblieben sind. Um die Attraktivität der Blumenstreifen in Stadtlandschaften zu untersuchen, verwendeten die Wissenschaftlerinnen einen Versuchsaufbau von neun jeweils 1.000 Quadratmeter großen Blühstreifen, die kurz vorher vom Landesbund für Vogelschutz in Bayern angelegt wurden.
„Wir haben die Bienen, die Blumen auf jedem Streifen besuchen, identifiziert und gezählt und diese Zahlen dann mit der Gesamtvielfalt der Münchner Bienenfauna und der Vielfalt in unterschiedlichen Abständen von den Streifen in Beziehung gesetzt. Wir hatten erwartet, dass neu gepflanzte Blütenstreifen eine kleine Untergruppe von meist generalistischen, nicht bedrohten Arten anziehen und dass oligolektische Arten – Arten, die Pollen aus einer taxonomisch begrenzten Pflanzengruppe sammeln – im Vergleich zum gesamten Artenpool der Stadt unterrepräsentiert sind“, so Professorin Susanne Renner von der Universität München.
Schnelle Besiedlung durch Wildbienen
Eigentlich benötigen Bienen eine gewisse Zeitspanne, um neue Lebensräume zu entdecken. Die Analyse ergab jedoch, dass die Wildbienen der Stadt dies in nur einem Jahr geschafft haben.
In den einjährigen Blütenstreifen wurde ein Drittel der 232 zwischen 1997 und 2017 in München bekannten Arten nachgewiesen.
Die meisten der besuchenden Bienen in den Blühenstreifen im ersten Jahr waren erwartungsgemäß hauptsächlich häufige, nicht bedrohte Arten. Überraschenderweise zogen die neuen Blühflächen aber auch eine Untergruppe spezialisierter Bienen-Arten an.
Die ermittelten Werte ähneln denen deutlich größerer Schutzgebiete in München. So wurden 2017/2018 105 Arten (32 % des Artenpools) im 21 ha großen Botanischen Garten und 44 Arten (14 %) in einem 20 ha großen Stadtbiotop namens Virginia-Depot erfasst.
Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass Blühstreifen in Städten die Bestäuber zusätzlich unterstützen. Sie wirken sogar als wirksame Erhaltungsmaßnahme. Die Autorinnen empfehlen daher nachdrücklich die geplanten Blühstreifen-Netzwerke, die im Rahmen der bevorstehenden Reform der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) in der Europäischen Union umgesetzt werden sollen.
Hofmann MM, Renner SS (2020) One-year-old flower strips already support a quarter of a city’s bee species. Journal of Hymenoptera Research 75: 87-95. https://doi.org/10.3897/jhr.75.47507