Hummeldrohnen lernen ebenso wie Arbeiterinnern
Drohnen stehen nur selten im Fokus wissenschaftlicher Betrachtungen. Doch die Lebensweise von Arbeiterinnen und Drohnen ist bei Hummeln extrem unterschiedlich und Grund genug, einmal genauer hinzuschauen. Ob die Lebensweise im Laufe der Evolution Auswirkungen auf die Fähigkeiten zum Erlernen geeigneter Futterquellen genommen hat, haben nun erstmals Wissenschaftler untersucht.
Das Leben von Arbeiterinnen und Drohnen unterscheidet sich bei Hummeln stark voneinander. Während sich die Arbeiterinnen um Nestbau und -verteidigung, den Nachwuchs und die Regulierung der Temperatur im Stock kümmern und außerhalb des Nestes zu Sammelflügen aufbrechen, leben die Drohnen eher wie solitär lebende Insekten. Sie sammeln Nahrung nur für sich selbst und sind ansonsten auf der Suche nach Jungköniginnen zur Begattung.
Aufgrund der sehr verschiedenen Lebensweisen ist es durchaus möglich, dass sich auch die Fähigkeiten der Hummeln unterschiedlich entwickelt haben; das Lernverhalten bei den Drohnen für die Futtersuche könnte etwa zugunsten ihrer Fähigkeiten zur Suche nach Jungköniginnen gelitten haben.
Wissenschaftler haben das nun näher untersucht, indem sie die Lernfähigkeit beim Sammelverhalten von Arbeiterinnen und Drohnen der Dunklen Erdhummel Bombus terrestris audax näher unter die Lupe genommen haben. Dazu haben sie in einem großflächigen Feld Futterstellen mit unterschiedlichen farblichen Markierungen und einem Belohnungssystem eingerichtet, wobei ein Teil der künstlichen Blumen nur über Futter verfügte, das kaum Energie enthielt.
Im Ergebnis haben die Wissenschaftler keine signifikanten Unterschiede zwischen Arbeiterinnern und Drohnen feststellen können, wenn es um das Erlernen von Futterstellen anhand von Farbmarkierungen ging. Beide Geschlechter bevorzugen allerdings bestimmte Farbgebungen. Das Erlernen fiel ihnen bei eng beisammen liegenden Farben im hexagonalen Farbraum der Bienen leichter.
Die Drohnen haben während der Sammelflüge sogar mehr Futterstellen aufgesucht als die Arbeiterinnen. Der Grund dafür liegt wahrscheinlich darin, dass die Drohnen eine höhere Kapazität für die Aufnahme von Futter verfügen.
Begegnungen mit Jungköniginnen scheinen zu selten zu sein, als sich ansonsten ihr Verhalten geändert hätte. Denn dem Grunde nach müssen auch die Drohnen möglichst effizient Nahrung sammeln.
doi:10.1016/j.anbehav.2015.10.009