Österreichweit über 160 Bienenarten nachgewiesen

  • Veröffentlicht am: 14.08.2017

Frühlings-Pelzbiene (Anthophora plumipes) auf Taubnessel, Quelle: ÖBf-Archiv/Dominik Linhard

Unzählige Pflanzen werden von Bienen bestäubt. Einen wesentlichen Anteil übernehmen dabei Wildbienen, zu denen auch die Hummeln zählen. Trotz ihrer Bedeutung sind viele Wildbienen-Arten aufgrund von Lebensraumverlust auch in hiesigen Breiten bereits selten geworden. Die Österreichischen Bundesforste (ÖBf) starten daher eine österreichweite Naturschutz-Initiative zur Förderung der Wildbienen in ihren Wäldern.

„Artenreiche, lichte Wälder, Waldwiesen, Waldlichtungen und Waldränder mit hohem Blütenangebot bilden unersetzliche Lebensräume für heimische Wildbienen und Hummeln“, weiß Rudolf Freidhager, Vorstandssprecher der Bundesforste. „Umso mehr freut es uns, dass über 160, teils bereits sehr seltene Wildbienen-Arten, auch in unseren Wäldern wieder ein zu Hause finden.“ In den vergangenen Monaten untersuchten Wildbienen-Experten rund 20 unterschiedliche Lebensräume in Bundesforste-Wäldern in Niederösterreich, Oberösterreich, Salzburg, Tirol, Kärnten und der Steiermark. Die Erkenntnisse dienen nun der Umsetzung weiterer Maßnahmen für mehr Artenvielfalt.

Wiederentdeckung nach 50 Jahren

Ein sensationeller Nachweis ist im Nationalpark Donau-Auen gelungen. 50 Jahre lang konnte die Geflügelte Kegelbiene – namensgebend ist ihr kegelförmiger Hinterleib – in Österreich nicht mehr gesichtet werden. Im Rahmen der Erhebungen wurde das Vorkommen der zu den so genannten „Kuckucksbienen“ zählenden Art nun wieder bestätigt. Kegelbienen sammeln selbst keine Pollen und Nektar für ihren Nachwuchs, sondern legen ihre Eier in die Nistplätze anderer Wildbienen-Arten wie zum Beispiel in jene der Holz-Blattschneiderbienen und lassen so ihre geschlüpften Larven versorgen. Dieser hohe Grad an Spezialisierung auf wenige sogenannte Wirtsarten dürfte mitunter auch ein Grund für ihr seltenes Vorkommen sein.

Spezialisten unter den Wildbienen

Von den mehr als 160 nachgewiesenen Wildbienen-Arten – das entspricht rund einem Viertel aller in Österreich heimischen Arten – sind einige nur selten anzutreffen. Darunter sind vor allem hoch spezialisierte Insekten, die sich bevorzugt nur von einer bestimmten Pflanze ernähren oder für die Aufzucht des Nachwuchses an andere Wildbienen gebunden sind. So konnte in den Donau-Auen rund um das ehemals kaiserliche Jagdschloss Eckartsau beispielsweise die Auen-Schenkelbiene nachgewiesen werden. Sie ernährt sich überwiegend von den Pollen des Rispen-Gilbweiderichs. Ähnliches gilt für die Kahle Schuppensandbiene, heimisch auf ÖBf-Gebiet im Wienerwald, die sich auf Glockenblumen spezialisiert hat. Ebenso als Kuckucksbiene unterwegs ist die äußerst seltene Schmuckbiene, die im Rahmen der Erhebungen erfreulicherweise im Wienerwald wieder gesichtet wurde. Nachgewiesen wurden weiters Wildbienen-Arten, die ihre Nistplätze in abgestorbenem Holz anlegen, wie die Schwarzbürstige Mauerbiene oder die Schwarze Keulhornbiene. „Im Gegensatz zu Honigbienen produzieren Wildbienen zwar keinen Honig für uns Menschen. Dafür sind sie für uns auf andere Weise überlebenswichtig – mit ihrer unermüdlichen Bestäubungsleistung sorgen sie für Artenvielfalt bei heimischen Wald- und Wildpflanzen genauso wie bei landwirtschaftlichen Nutzpflanzen“, unterstreicht Freidhager die Bedeutung dieser einzigartigen Insekten.

Hummelflug in heimischen Wäldern

Zu den am häufigsten nachgewiesenen Wildbienen-Arten auf Bundesforste-Flächen zählen insgesamt 22 Hummelarten wie die Ackerhummel, die Helle Erdhummel, die Steinhummel, die Dunkle Erdhummel oder die Baumhummel. Während die meisten Wildbienen auf sich allein gestellt leben, bilden Hummeln wie die Honigbiene eigene Völkergemeinschaften mit einer Königin und Arbeiterinnen. Dies nutzt auch die Wald-Kuckuckshummel, die ihre Eier in fremde Nester ablegt und ihren Nachwuchs von anderen „Hummeleltern“ großziehen lässt.

„Viele Wildbienen-Arten nutzen Baumstrünke, Baumhöhlen oder hohe Wurzelstöcke als Nistplätze“, erklärt Freidhager. Die Insekten nagen Gänge in das abgestorbene Holz oder verwenden bereits vorhandene, um dort ihre Eier abzulegen. Für die schlüpfenden Bienenlarven werden Nektar und Pollen als Nahrung gleich miteingelagert. Mit dem Belassen von Totholz und so genannter Biotopbäume, besonders alter, mächtiger Bäume, die nicht geerntet werden, sichern die Bundesforste wertvolle Nist- und Brutplätze für Wildbienen. Gleichzeitig wird das Nahrungsangebot in bienenfreundlicher Flugdistanz gefördert. „Je kleiner die Bienenart desto geringere Distanzen kann sie überwinden. Die Nähe von Nahrungsquelle und Nistplatz sowie ein reiches Blütenangebot übers Jahr sind der Schlüssel für den Erhalt der Artenvielfalt“, erklärt Freidhager. Vor allem blühende Laubbäume wie Vogelkirsche oder Wildobstbäume sowie Blühsträucher wie Heckenkirsche, Berberitze und Weißdorn, die die Bundesforste in ihren Wäldern verstärkt einbringen, bieten den Insekten ein reiches Nektar- und Pollenangebot. Auf Waldwiesen wird die Blumenvielfalt aktiv gefördert und teils mit regionalen Saatgutmischungen bereichert. „Naturschutz und Waldbewirtschaftung sind kein Widerspruch. Unsere Untersuchungen zeigen, dass naturnah bewirtschaftete Wälder höchst wertvolle Lebensräume zur Förderung der heimischen Artenvielfalt bilden“, betont Rudolf Freidhager abschließend.

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