Bienengesundheit – Projekte BeeFirst und VSH

  • Veröffentlicht am: 04.10.2017

Pestizidrückstände in Pollen und Bienenbrot, Quelle: Luxembourg Institute of Science and Technology

Honigbienen werden durch die Varroa-Milbe, durch den Pestizideinsatz und die Verschlechterung ihres natürlichen Lebensraumes und ihrer Nahrungsquellen beeinträchtigt. Um dem Phänomen des Bienensterbens zu begegnen, fördert das luxemburgische Landwirtschaftsministerium aktuell zwei Projekte: „BeeFirst“ und „Varroa sensitive hygiene“.

„BeeFirst“ untersucht, welche Pestizidrückstände aus Landwirtschaft und Imkereiwesen in von Bienen gesammelten Pollenproben nachgewiesen wurden und welche Effekte diese Rückstände auf die Bienengesundheit haben. Negativ aufgefallen sind dabei die Wirkstoffe Metazachlor und Thiacloprid, beides Substanzen, die im Rapsanbau von Bedeutung sind. Vor allem erhöhte Belastungen durch Thiacloprid scheinen einen Einfluss auf die Bienengesundheit zu haben.

Untersucht wurden insgesamt 85 Bienenbrotproben und 154 Pollenproben, verteilt über das gesamte Land. Im Bienenbrot wurden in elf und im Pollen in sieben Fällen Überschreitungen der Grenzwerte für Imkereiprodukte laut der EU-Pestizid-Datenbank nachgewiesen.

Die meisten Grenzwertüberschreitungen wurden durch den Wirkstoff Chlorfenvinphos verursacht, der im Pflanzenschutz nicht mehr zugelassen ist, aber früher in Mitteln zur Bekämpfung der Varroa-Milbe enthalten war. Grenzwertüberschreitungen bei zugelassenen Pflanzenschutzmittelwirkstoffen waren Einzelfälle.

Sehr große Rückstandsvielfalt

Erschreckend ist allerdings welche Massen an Wirkstoffen sich mittlerweile in unserer Umwelt befinden und grundsätzlich Bienenbrot nachweisbar sind (positive Proben in Klammern): Thiacloprid (61,2 %), Chlorfenvinphos (47,1 %), Tebuconazol (25,9 %), Methiocarb (11,8 %), Flufenacet (9,4 %), Azoxystrobin (8,2 %), Fenhexamid (7,1 %), Trifloxystrobin (7,1 %), Bentazon (5,9 %), Carbendazim (5,9 %), Clothianidin (5,9 %), Pyraclostrobin (5,9 %), Deltamethrin (4,7 %), Imidacloprid (4,7 %), Metalaxyl (3,5 %), Metazachlor (3,5 %), Bromoxynil (2,4 %), Chlortoluron (2,4 %), Kresoxim-Methyl (2,4 %), Pirimiphos-Methyl (2,4 %), Atrazin (1,2 %), DET/Dessethylterbutylazine (1,2 %), Difenoconazol (1,2 %), Epoxiconazol (1,2 %), Ethofumesat (1,2 %), Fenpropahtrin (1,2 %), Flusilazol (1,2 %), Penconazol (1,2 %), Thiamethoxam (1,2 %).

Die Liste beim Pollen fällt sogar noch länger aus: Thoacloprid (29,4 %), Permethrin-cis (11,8 %), Permethrin-trans (10,5 %), Azoxystrobin (9,2 %), Clothianidin (7,8 %), DCBA/2,6-Dichlorobenzamide (7,8 %), Metazachlor (7,8 %), Methiocarb (7,2 %), Difenoconazol (6,5 %), Trifloxystrobin (6,5 %), Fenhexamid (5,9 %), Carbendazim (5,2 %), Imidaclorid (4,6 %), Tebuconazol (4,6 %), Metalaxyl (3,9 %), Flufenacet (3,3 %), Metolachlor (3,3 %), Penconazol (3,3 %), Bromoxynil (2,6 %), Chlorfenvinphos (2,6 %), DET/Desethylterbutylazine (2,6 %), Diflufenican (2,6 %), MCPA/2-Methyl-4-Chlorophenoxyaceticacid (2,6 %), Nicosulfuron (2,6 %), Thiamethoxam (2,6 %), Bentazon (2,0 %), Chlorpyrifos (2,0 %), Flusilazol (2,0 %), Kresoxim-Methyl (2,0 %), Chlorpropham (1,3 %), Prochloraz (1,3 %), Ethofumesate (0,7 %), Fenpropathrin (0,7 %), Myclobutanil (0,7 %), Piperonyl-Butoxid (0,7 %), Thifensulfuronmethyl (0,7 %).

In Anwendung des Vorsorgeprinzips hat Landwirtschaftsminister Fernand Etgen Ende August angekündigt, dass er aufgrund dieser Resultate die Anwendung des Wirkstoffes Thiacloprid in der Landwirtschaft einschränken werde. Demnach soll dieses Mittel nicht mehr als bienenungefährlich eingestuft bleiben und seine Ausbringung strengeren Regeln unterliegen. Einschränkungen bezüglich des Wirkstoffes Metazachlor wurden bereits im Rahmen der Trinkwasserproblematik genommen. Zusätzlich wird die Projektdauer von „BeeFirst“ verlängert.

Zur Verbesserung des Nahrungsangebotes verteilt die Administration des Services techniques de l’Agriculture (ASTA) jährlich gratis Samenmischungen, Sträucher und Jungbäume an interessierte Imker. Zudem gibt es Maßnahmen, die den Erhalt von Streuobstwiesen und Hecken fördern, oder das Anlegen von Uferschutzstreifen, Erosionsschutz- und Biotopstreifen unterstützen.

Varroa-tolerante Honigbienen als Ziel

Im Rahmen des zweiten durch das Landwirtschaftsministerium geförderten Projektes „Varroa sensitive hygiene“, kurz VSH, sollen durch gezielte Kreuzungen Honigbienen gezüchtet werden, die einen Befall durch die Varroa-Milbe tolerieren. In Luxemburg haben sich dazu fünf Imkergruppen zusammengefunden.
Ein erfolgreicher Abschluss des international vernetzten VSH-Projektes soll es erlauben, einen Hauptfaktor des Bienensterbens auszuschalten und die Imkerei nachhaltig zu sichern. Um die genetische Vielfalt der Bienenpopulationen zu erhalten, arbeiten die Luxemburger über den Verbund der ARISTA-Stiftung mit niederländischen, belgischen, französischen und deutschen Imkern zusammen.

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