In der industrialisierten Welt sind Bienen auf dem Rückzug, wodurch eine nachhaltige Bestäubung nicht mehr immer sichergestellt ist. Pestizide, Schadstoffe, Parasiten, Krankheiten und Mangelernährung sind die Auslöser. In einer Studie haben Wissenschaftler neurobiologische, ökologische und evolutionäre Gründe betrachtet, warum Bienen besonders anfällig für diese Stressfaktoren sind.

Das Sammeln von Pollen und Nektar auf Blüten erfordert besondere Fähigkeiten zum Lernen und stellt außergewöhnliche Anforderungen an die Gedächtnis- und Navigationsleistungen. Die Umwelt stellt große Anforderungen an die kleinen Gehirne mit etwa einer Million Neuronen, denn Sammelbienen müssen sowohl unterscheiden, welche Blüten besonders profitabel sind, als sich auch auf stetige Veränderungen einstellen, wenn Blüten innerhalb von kurzen Zeiträumen verschwinden oder neu auftauchen.

Schon bei niedrigen Intensitätsniveaus schädigen viele Stressoren das Gehirn von Bienen oder stören wichtige kognitive Fähigkeiten, die für ein effiziente Futteraufnahme benötigt werden.
Selbst wenn eine Biene nicht stirbt, sondern nur eine einzige der besonderen Fähigkeiten der Honigbienen gestört wird, stellt dies ein Problem dar: Es nutzt beispielsweise nichts, wenn die Biene noch Nahrung sammeln kann, aber nicht den Weg zurück ins Volk findet. Und der Schneeball-Effekt führt dann im Extremfall zum Zusammenbruch eines ganzen Volkes.
Die Stresstoleranz der Bienen bewegt sich daher insgesamt in einem sehr engen Korsett.

Das wirkt sich direkt auf die Bienen oder indirekt auf die Entwicklung der Brut und damit die Überlebensfähigkeit der Völker aus. Bienen zeigen frühzeitig Probleme in der Umwelt auf, die erhebliche Auswirkungen auf die Ökosysteme haben könnten. Und die Ursachen für die Probleme? Sie sind zumeist durch Menschen gemacht.