Dickere Erdbeeren durch Wildbienen

  • Veröffentlicht am: 27.09.2019

Eine Wildbiene bestäubt eine Erdbeere der Sorte ‚Madame Moutôt‘. Foto: Niels Gründel

Viele Wildbienen-Arten sorgen für eine effektivere Bestäubung als die weit verbreitete Europäische Honigbiene Apis mellifera. Ein hoher Artenreichtum innerhalb der Bestäubergemeinschaften – nicht zu verwechseln mit der reinen Masse an Bestäubern – sorgt für eine Steigerung von Frucht- und Samenerträgen.

Die enorme Vielfalt an Größen, Formen, Behaarungen, Lebenszyklen und Nahrungspräferenzen verschiedener Bienen-Arten führt zwangsläufig zu Unterschieden in ihren Fähigkeiten zum Transport und zur Abgabe von Pollen. Bei der Untersuchung der Bestäuberleistung kommt es nicht nur auf die an einer Blume abgegebene Pollenmenge, sondern auch auf die Qualität dieses Pollens an.
Einige Blüten enthalten ihren eigenen Pollen und können sich selbst befruchten, doch Pollen, der von einer anderen Pflanze zu einer Blume transportiert wird, ist von höherer Qualität und produziert in der Regel Früchte oder Samen, die größer und besser sind als die der Selbstbestäuber.

In einem Feldexperiment untersuchten kanadische Wissenschaftlerinnen die Auswirkungen der Bienenvielfalt auf die Bestäubung und den Ernteertrag bei Erdbeeren Fragaria × ananassa auf einer Farm in Québec. Sie manipulierten dazu die Besuche der Bienen bei Erdbeeren der Varietät ‚Jewel‘. Zum einen konnten sie so messen, welche Pollenmenge einzelne Bienen bei ihnen Blütenbesuchen zur Bestäubungsleistung beitrugen, zum anderen wogen sie die späteren Früchte.
Die Forscherinnen verglichen so die Leistung verschiedener Wildbienen-Arten und Honigbienen miteinander.

Der Artenreichtum der Blütenbesucher hatte keinen Einfluss auf den Blütenpollen: Honigbienen und Wildbienen deponierten die gleiche Menge Pollen pro besuchter Blume. Bestäubten jedoch nur Wildbienen die Blüten, so waren die Früchte schwerer als die von Honigbienen bestäubten Blüten; sogar Blüten, die aus einer Kombination von Wild- und Honigbienen besucht wurden, brachten später leichtere Erdbeeren hervor.

Die Ergebnisse zeigen, dass die Bestäubung durch Honigbienen zu geringeren Erträgen führt als die Bestäubung durch Wildbienen – in der untersuchten Erdbeer-Kultur. Infolgedessen können landwirtschaftliche Erzeuger nur suboptimale Erträge erzielen, wenn Honigbienen auf Erdbeerfeldern Wildbestäuber verdrängen. Bewirtschaftungsbemühungen zur Erhaltung oder Verbesserung wilder Bestäuberpopulationen können sich daher als kostengünstige Möglichkeit erweisen, sowohl den Ernteertrag als auch die Artenvielfalt zu steigern.

Literaturstelle: 

Callum D. Martin, Michelle T. Fountain and Mark J.F. Brown, Varietal and seasonal differences in the effects of commercial bumblebees on fruit quality in strawberry crops, Agriculture, Ecosystems & Environment, 10.1016/j.agee.2019.04.007, 281, (124-133), (2019).

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