Honigbienen verringern Artenvielfalt
Honigbienen im Teide-Nationalpark. Foto: Alfredo Valido
Die Westliche Honigbiene wird weltweit von Imkern für die Produktion von Honig und zur Bestäubung eingesetzt. Sie ist ein Nutztier, das an vielen Orten der Welt natürlicherweise gar nicht vorkommt. Ihre relativ große Häufigkeit kann die Struktur und Funktion natürlicher Bestäubungsnetzwerken beeinflussen. In einer Studie haben spanische Wissenschaftler die Auswirkungen von Honigbienen auf die Biodiversität im größeren Maßstab untersucht.
Von einem Bienensterben bei Honigbienen kann im großen Maßstab nicht ernsthaft gesprochen werden, denn die Imkerei hat im letzten halben Jahrhundert weltweit um 45 % zugenommen. Die Honigbiene ist ein super-generalistischer Bestäuber, der einen beträchtlichen Teil Blütenressourcen für sich beansprucht. Interaktionen zwischen Wildbestäubern und Pflanzen werden durch sie gestört, wie schon frühere Studien gezeigt haben.
Auswirkungen von Honigbienen auf die Struktur und Funktionsweise eines gesamten Pflanzen-Bestäuber-Netzwerks sind insgesamt allerdings nur wenig erforscht worden.
In einem dreijährigen Feldversuch innerhalb eines natürlichen Ökosystems haben spanische Forscher die Auswirkungen von Honigbienen vor und nach ihrer Ankunft in einer Bestäubungsnetzstruktur untersucht, insbesondere auch den Fortpflanzungserfolg von Pflanzen verglichen.
Die Wissenschaftler untersuchten den ökologischen Einfluss der Imkerei zwischen 2007 und 2009 im Nationalpark Teide auf Teneriffa. Dort werden im Frühling bis zu 2.700 Bienenvölker aufgestellt.
Das Gebiet besteht aus einem Hochplateau mit einer Ausdehnung über 189,9 km². Die Vegetation wird von endemischen Pflanzen – Teideginster Spartocytisus supranubius, Braunwurzen Scrophularia glabrata, Kanarischem Schöterich Erysimum sco-parium, Kreuzblütlern Descurainia bourgeauana und Katzenminze Nepeta teydea – dominiert. Die Blütezeit reicht von Anfang April bis Mitte Juni. Die Imkerei ist im Nationalpark für die Honigproduktion zugelassen.
Im Südwesten des Nationalparks wurde im Jahr 2007 jedoch kein einziges Honigbienen-Volk aufgestellt, sodass die Daten dieses Jahres und des entsprechenden Gebietes als Kontrolljahr dienten.
Die Ergebnisse zeigen, dass die Imkerei die Vielfalt von Wildbestäubern und Interaktionen in den Bestäubungsnetzwerken verringert. Die Honigbiene führt zum Verlust von Interaktionen durch generalistische Arten bei Wildbestäubern, wodurch auch der Fortpflanzungserfolg der von Honigbienen stark besuchten Pflanzenarten beeinträchtigt wird.
So reduzierten etwa die einheimischen Sandbienen Andrena chalcogastra, Seidenbienen Colletes dimidiatus, Trauerbienen Melecta curvispina und Mauerbienen Osmia canaria ihre Interaktionshäufigkeit von 2008 bis 2009 um 35,8 %.
Die Imkerei trifft vor allem die einheimischen, super-generalistischen Arten, die florale Ressourcen mit Honigbienen teilen, was zu einem Verlust der Arten führt.
Das Vorhandensein von Honigbienen führt zu einer Neuzentralisierung des komplexen Ökosystems, in dem zuvor die Generalisten unter den Wildbienen standen, jedoch neu mit einer verarmten Vielfalt an Bestäuberarten.
„Eine intensive Honigbienenhaltung in natürlichen Gebieten hat daher anhaltende, negative Auswirkungen auf die Biodiversität – mehr als bisher angenommen“, so Studienautor Alfredo Valido. „Es ist daher keine gute Idee, dort Arten wie domestizierte Honigbienen einzuführen. Die Pflanzen und Insekten haben sich ohne Apis entwickelt. In diesem Fall besuchen die super-generalistischen Honigbienen viele Pflanzenarten.“
Damit beginne das Problem für bestehende Bestäubungsnetzwerke, die sich über eine lange Zeit der Evolution entwickelt haben.
„Es gibt immer mehr Beweise dafür, dass Wildbienen in vielen Situationen eine bessere Lösung sind als Honigbienen“, erklärt Alfredo Valido. „Unsere Studie zeigt, dass die intensive Imkerei ein Problem der Bestäuberkrise ist und nicht seine Lösung.“