Bienenstiche schützen Imker nicht vor Coronavirus SARS-CoV-2

  • Veröffentlicht am: 23.10.2020

Imkern schützt nicht vor dem Coronavirus. Foto: Martin Sanchez/Unsplash, CC0

Eine Meldung aus China sorgte im Frühjahr vor allem unter Imkern für ein Aufhorchen: Bienengift schütze vor dem Coronavirus. Die allzu frohe Kunde wurde nun in einer deutschen Studie verifiziert. Das Ergebnis ist eher ernüchternd. Bienengift ist keine einfache Lösung gegen COVID-19.

In China ergab eine Umfrage von Yang et al. 2020 unter 5.115 Imkern und 121 Patienten, die zuvor mit Bienengift behandelt wurden, dass keiner der Imker Symptome im Zusammenhang mit COVID-19 zeigte. Daraus wurde gefolgert, dass Bienengift eine sinnvolle Vorbeugung gegen das Coronavirus sein könnte und für Immunität gegen das neuartige Virus sorge. Eine Reihe von Studien haben zudem antivirale Wirkungen von Bienengift nachweisen können.

In Deutschland wurde nun eine zweite Umfrage unter Imkern durchgeführt. In einem Formular wurden Imker gebeten, über ihre Erfahrungen mit COVID-19 zu berichten. 
Von Mitte Mai bis Mitte August 2020 wurden dazu die Imker über Imker-Verbände und -Zeitschriften in Deutschland kontaktiert.
Die Wissenschaftler erhielten am Ende 234 Rückmeldungen von Imkern, die Kontakt zu SARS-CoV-2-infizierten Personen hatten. Sie erhielten zudem Benachrichtigungen über zwei Imker, die an oder wegen Komplikationen aufgrund von COVID-19 gestorben waren. 

Im Gegensatz zur chinesischen Studie zeigten die Imker in Deutschland jedoch Symptome einer SARS-CoV-2-Infektion; zwei verstarben sogar daran.

Die Daten stützen daher nicht die ursprüngliche Hypothese, dass Imker aufgrund ihrer Exposition gegenüber Bienenstichen und der damit verbundenen Immunität nicht von SARS-CoV-2 betroffen sind. Die Schwere der Krankheit wird ebenso wenig davon beeinflusst, wie lange beispielsweise der imkerlichen Tätigkeit nachgegangen wird oder wie viele Bienenstiche ein Imker im Jahr 2020 erhaltenen hat oder ob jemand potenziell allergische Reaktionen auf Bienenstiche zeigt.

Die Wissenschaftler zeigen jedoch Gründe auf, warum Imker möglicherweise niedrigere Infektionsraten zeigen: Viele Imker neigen dazu, Zeit allein zu verbringen, wodurch sie seltener mit dem Virus in Kontakt gelangen.
Zudem ist das Durchschnittsalter deutscher Imker mit 57 Jahren noch immer sehr hoch. Viele stehen nicht mehr im Berufsleben und haben damit eine geringere Wahrscheinlichkeit, mit dem Virus in Kontakt zu kommen.
Beides senkt die Wahrscheinlichkeit einer Infektion.

Die aktuelle Studie ergibt keinen Aufschluss darüber, ob von Bienengift eine vorbeugende oder lindernde Wirkung ausgehen könnte, wenn es während einer SARS-CoV-2-Infektion verabreicht wird.
Die Feststellung, dass Imker mit einer empfindlicheren Reaktion auf Bienenstiche eine stärkere Reaktion auf eine SARS-CoV-2-Infektion zeigen, werten die Forscher als Zeichen für die Reaktionsfähigkeit des Immunsystems.

Sicher ist nur: Mit Bienengift steht keine einfache Lösung zur Bekämpfung von Infektionen gegen das Coronavirus zur Verfügung.

Die Studie ist in vollem Umfang frei zugänglich (Open Access).
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