Geben Honigbienen Hinweise auf Zustand von Wildbienen?

  • Veröffentlicht am: 21.09.2020

Ist es so einfach: Geht es Wildbienen gut, wenn es Honigbienen gut geht? Foto: Niels Gründel

Honigbienen sind wohl die am besten erforschten Insekten. Über Wildbienen dagegen – von einigen Hummel-Arten abgesehen – weiß man dagegen wenig. Das liegt an ihrer unglaublichen Artenvielfalt und teilweise nur aufwändig zu beobachtenden Lebensweise. Können die gut erforschten Honigbienen womöglich verlässliche Hinweise auf den Zustand von Wildbienen-Populationen geben?

Sowohl Wildbienen als auch von Imkern gehaltene Honigbienen sind für die globale Ernährungssicherheit und die Erhaltung der biologischen Vielfalt von wesentlicher Bedeutung. Der Erhaltung von Wildbienen steht ein großes Defizit an Wissen über den Status einzelner Arten gegenüber, hauptsächlich aufgrund ihrer großen Vielfalt und Variationen im Lebensablauf.

Im Gegensatz dazu ist das Nutztier Westliche Honigbiene Apis mellifera eines der am besten untersuchten und überwachten Insekten überhaupt. Für den Rückgang von Wildbienen und den Verlust bewirtschafteter Honigbienen könnten ähnliche Ursachen relevant sein. Daher besteht die Möglichkeit, dass die Überwachung von Honigbienen dazu beiträgt, bedrohte Regionen für Wildbienen auszumachen, um so notwendige Erhaltungsmaßnahmen zu fördern.

In einer aktuellen Studie haben Wissenschaftler diese mögliche Beziehung zwischen Honigbiene und Wildbienen untersucht und darüber hinaus die Honigbiene als Modell für wichtige Erkenntnisse über die Anfälligkeit von Wildinsekten für bestimmte Stressoren genutzt.

Im Ergebnis kommen sie jedoch zum Schluss, dass gemanagte Honigbienen kein geeignetes Modell für die Erkennung von Rückgängen bei Wildbienen darstellen. Ein direkter Vergleich der Reaktion von Wildbienen und Honigbienen auf dieselben Bedrohungen – Nahrungsmangel, Parasiten und Krankheitserreger, Pestizide und ein sich änderndes Klima – zeigt, dass einige ihrer Reaktionen auf individueller Ebene ähnlich sein können. Viele Reaktionen sind jedoch abweichend, vor allem, wenn man einen Vergleich auf der Stufe der Fortpflanzung anstellt – wo Individuen gegen ganze Völker antreten.

Diese Ergebnisse unterstreichen aus Sicht der Forscher den Bedarf an Grundlagenforschung zur Wildbienen-Biologie und den Bedarf nationaler Überwachungssysteme für Wildbienen-Populationen; Schutzmaßnahmen müssen auf die individuellen Ansprüche einzelner Wildbienen-Arten zugeschnitten sein.

Literaturstelle: 

Wood, T.J., Michez, D., Paxton, R.J. et al. Managed honey bees as a radar for wild bee decline?. Apidologie (2020). https://doi.org/10.1007/s13592-020-00788-9

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