Honigbienen gehen die Mikroben aus

  • Veröffentlicht am: 04.08.2020

Honigbienen leiden unter zahlreichen einzelnen Stressfaktoren. Foto: Niels Gründel

Pestizidexposition, Infektionskrankheiten und Ernährungsstress tragen zur Sterblichkeit von Honigbienen und zu einer hohen Rate an Völkerverlusten bei. Diese Erkenntnis hat eine jahrzehntelange Untersuchung der einzelnen und kombinierten Wirkungen jedes Stressfaktors und ihrer Gesamtwirkung auf die Insektenphysiologie bewirkt.

Ein Element, das bei diesen Forschungsanstrengungen weitgehend fehlt, war jedoch die Bewertung der zugrunde liegenden mikrobiellen Gemeinschaften im Hinblick auf den Widerstand gegen Stressfaktoren der Umwelt und deren Einfluss auf die Immunität des Wirts und dessen Krankheitstoleranz.

Beim Menschen führen Behandlungen mit Antibiotika auch zu negativen Auswirkungen: Sie wirken nicht nur gegen krankmachende, sondern ebenso nützliche Bakterien. Zudem hat der überbordende Einsatz in der industriellen Fleischproduktion zur Verbreitung und Vermehrung multiresistenter Erreger geführt.

Wissenschaftler sehen ein ähnliches Phänomen auch bei Honigbienen: Eigentlich besitzen sie eine ausgeprägte Mikrobiota, die in hohem Maße zur Stresstoleranz und Krankheitsresistenz des Wirts beiträgt.

Zunehmende Hinweise deuten jedoch darauf hin, dass der Verlust oder die Erschöpfung wichtiger Symbionten die Immunität der Honigbienen schwächen, die Pestizidtoxizität verschlimmern und den Ernährungszustand der Bienen verringern kann.

Agrochemikalien, von denen viele verborgene antimikrobielle Eigenschaften aufweisen, stellen eine große Bedrohung dar und können die Mikrobiota der Honigbienen irreversibel schädigen.

Gentechnisch veränderte Symbionten sowie natürlich immunstimulierende Lactobacillus-Stämme versprechen, dysbiotische Mikrobiota-Phänotypen durch Modulation der Wirtsabwehrsysteme quasi zurücksetzen zu können.

Im Fazit kommen die Wissenschaftler zu dem Schluss, dass die Berücksichtigung der Mikrobiota von Insekten bei der Bewertung agrochemischer Risiken zur Standardpraxis werden sollte.

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