Immuntherapie gegen Bienengift fehlen mitunter wesentliche Bestandteile

  • Veröffentlicht am: 21.04.2020

Eine Honigbiene hat zugestochen. Foto: Wausberg/Wikipedia, CC BY-SA 3.0

Allergien durch Insekten-Stiche können anaphylaktische Reaktionen bei Erwachsenen auslösen und gehören damit zu den gefährlichsten Allergien. Spezifische Immuntherapien können das Risiko derartiger Reaktionen nachweislich senken. Gerade bei Bienen kommt es aber auf viele der Bestandteile des Giftes an, nicht nur auf die am meisten vertretende Komponente.

Die Diagnose einer Allergie gegen Gift von Hautflüglern beruht im Allgemeinen auf einer Reaktion auf das Stechen einer Biene oder Wespe, einem positiven Reaktionstest auf der Haut oder dem Nachweis von spezifischem Antikörper Immunglobulin E (IgE) gegen das Gift von Honigbienen oder Wespen. Die meisten Menschen kennen aber nicht den Unterschied zwischen einer Biene und einer Wespe, sodass die Identifikation bei einer Reaktion auf einen Stich meist unklar bleibt.

Immuntherapien gegen Wespengift sind mit bis zu 95 % sehr erfolgreich. Durch Bienengift verursachte Allergien können mittels einer Immuntherapie ebenfalls behandelt werden, jedoch liegen die Erfolgschancen deutlich darunter: Sie liegen zwischen 58 % und 80 %.
Die Zusammensetzung des natürlichen Bienengiftes ist deutlich komplexer.

Unterschiedliche Bestandteile des Giftes lösen allergische Reaktionen aus. Die einzelnen Allergene werden mit „Api m“ (für Apis mellifera) abgekürzt und dann mit einer Zahl in der Reihenfolge ihrer wissenschaftlichen Erstbeschreibung hochgezählt.
In reinem Bienengift kommen in mittlerer bis hoher Dosis nur drei Allergenkomponenten vor – Api m 1 (Phospholipase A2), Api m 2 (Hyaluronidase) und Api m 4 (Melittin); alle anderen Allergene kommen nur in kleinen Mengen vor. Dennoch können sich gerade diese Bestandteile als wesentlich im Rahmen eine Immuntherapie erweisen. Fehlen die entscheidenden Bestandteile einem während der Immuntherapie eingesetzten Präparat oder sind die Komponenten unterrepräsentiert, kann das Immunsystem möglicherweise keine Toleranz gegen das Gift entwickeln.
Api m 3 (saure Phosphatase) und Api m 10 (Icarapin) kommen etwa in Bienengift vor, sind aber in Präparaten der Immuntherapie unterrepräsentiert oder fehlen ganz.

In einer Studie haben Wissenschaftler das Sensibilisierungsprofil von Patienten miteinander verglichen, bei denen unterschiedliche Zusammensetzungen des Präparates innerhalb der Immuntherapie zur Anwendung kamen.

Nahezu alle Patienten in der Studie – 136 von 144 – mit einer Honigbienen-Giftallergie wiesen spezifische IgE-Antikörper gegen mindestens eines der untersuchten Allergene auf. Api m 1 ist nach wie vor das am häufigsten erkannte Allergen.
Doch auch fast die Hälfte der Patienten zeigte ebenso eine IgE-Reaktion auf Api m 2, während nur zwei Patienten auf Api m 4 reagierten.
Api m 5 (Dipeptidylpeptidase IV) rief in 58 % und Api m 10 bei 62 % der Patienten eine allergene Reaktion hervor.

Die Ergebnisse legen nahe, dass Allergene, die in therapeutischen Präparaten nicht ausreichend vorhanden sind, einen Einfluss auf die Wirksamkeit der Immuntherapie haben. Je nachdem, gegen welche Bestandteile einzelne Patienten allergisch sind, könnte es sogar sinnvoll sein, unterschiedliche Präparate mit angepassten Profilen für eine Immuntherapie einzusetzen.

Literaturstelle: 

Blank et al. (2017) Component-resolved evaluation of the content of major allergens in therapeutic extracts for specific immunotherapy of honeybee venom allergy. Hum Vaccin Immunother. 13: 2482-2489.

Die Studie ist in vollem Umfang frei zugänglich (Open Access).
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