Wildbienen als wertvolle Ressource in der Landwirtschaft

  • Veröffentlicht am: 06.10.2020

Die Asiatische Riesenhornisse, hier die Unterart Vespa mandarinia japonica, kann eine Gefahr für Honigbienen darstellen. Foto: Yasunori Koide/Wikimedia, CC BY-SA 4.0

Wildbienen können eine wertvolle Reserve für die Aufrechterhaltung der Bestäubungsleistung sein, wenn sich die Asiatische Riesenhornisse Vespa mandarinia weiter verbreitet und Honigbienen-Völkern in Nordamerika nachhaltig zusetzt. Davon sind jedenfalls Rebecca Chaplin-Kramer von der Stanford Universität und Eric Lonsdorf von der Universität Minnesota überzeugt.

Asiatische Riesenhornissen, in den Vereinigten Staaten auch als „Mörderhornissen“ bezeichnet, sind mindestens seit 2019 in Nordamerika präsent und breiten sich dort erfolgreich aus. Mitunter wird befürchtet, dass die Neuankömmlinge Honigbienen-Völkern so zusetzen, dass es zu bedeutenden Verlusten kommen könnte. Geeigneten Lebensräumen für endemische Wildbienen in den landwirtschaftlichen Flächen kommt daher eine besondere Bedeutung zu.

„Die meisten Wildbienen sind Einzelgänger, was sie weniger anfällig für die Hornissen macht. Eine Hornisse kann zwar immer noch eine einzelne Wildbiene angreifen, aber die Auswirkungen sind im Vergleich zum Verlust einer ganzen Honigbienenkolonie viel geringer“, so Eric Lonsdorf. „Einzelne Wildbienen sind auch weniger anfällig für viele Krankheiten [...]. Diesbezüglich sind sie den Menschen sehr ähnlich – eine hohe Bevölkerungszahl und dichte soziale Gruppen führen zu einer höheren Anfälligkeit für die Übertragung von Krankheiten. Wie wir inmitten der gegenwärtigen Pandemie nur allzu gut wissen, hat das soziale Leben Vor- und Nachteile, und die Anfälligkeit für Krankheiten ist ein großer Nachteil. Für Wildbienen bietet ihre Praxis, als Individuen zu nisten, eine zusätzliche Widerstandsfähigkeit gegenüber sozialen Bedrohungen wie der Asiatischen Riesenhornisse.“

„Wenn wir keine Bienen hätten, würden viele der Lebensmittel, die wir gerne essen – und auf die wir uns bei der Ernährung verlassen – auf unseren Tellern fehlen. Ein bemerkenswertes Beispiel ist die Verfügbarkeit von Vitamin A in unserer Ernährung, einem Vitamin, das stark von der Bestäubung abhängt. Vielen Menschen fehlt Vitamin A, und Lebensmittel sind der einfachste Weg, ihnen diesen Nährstoff zuzuführen [...]“, so Rebecca Chaplin-Kramer. „Deshalb ist der Schutz der Lebensräume für Wildbienen so wichtig. Für soziale Bienen ist die Mörderhornisse nur die neueste Bedrohung, und es wird nicht die letzte sein. Wildbienen können jedoch eine dringend benötigte Ersatzquelle für die Bestäubung darstellen, wenn soziale Bienenpopulationen angegriffen werden. Wildbienen sind für Menschen viel schwieriger direkt zu handhaben, da sie nicht in dichten Kolonien leben. Daher werden wir sie wahrscheinlich nie wie Honigbienen domestizieren können. Aber wir können ihre natürlichen Lebensräume verwalten und unterstützen.“

Bienen sind für die Bestäubung von mehr als 70 % unserer Pflanzen verantwortlich. Betriebe, die über kleine Gebiete mit natürlichem Bienenlebensraum verfügen, können die Vorteile einer zusätzlichen Bestäubung durch Wildbienen für sich nutzen.

Der Schutz von Lebensräumen für Wildbienen ist gar nicht so schwer und ließe sich auch von Landwirten gemeinschaftlich realisieren. Sie können an ihren Grenzen etwa gemeinsam einen bestäuberfreundlichen Lebensraum anlegen und die Bienen dann als gemeinsame Poolressource behandeln.
Man müsse über das Hauptziel der Landwirtschaft nachdenken, nämlich gesunde Ernährung und den Landwirten Werkzeuge an die Hand geben, Bestäuber zu fördern und andere Risiken zu verringern, so Rebecca Chaplin-Kramer.

Die Jagd auf die Asiatische Riesenhornisse solle man in jedem Fall den Experten überlassen. Die Berichterstattung über die „Killerhornisse“ hat dazu geführt, dass Fallen aufgestellt werden. Sie aber töten alle Arten fliegender Insekten, nicht nur Hornissen. Wer Asiatische Riesenhornissen sichtet, soll sie daher den zuständigen Behörden melden. Gleiches gilt für die Asiatische Hornisse Vespa velutina, wenn sie in Europa gesichtet wird.

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